SPOX: 2014 galt Ihr Wechsel zum FC Schalke 04 wegen der verhältnismäßig geringen Ablöse von 2,5 Millionen Euro als Megadeal. Dort ging es jedoch bergab. Sie haben kaum gespielt, waren häufig verletzt und galten bald als Problem-Profi...
Sam: Mit Schlagworten wie Problem-Profi kann ich nichts anfangen. Ich war oft verletzt, habe zu schnell wieder gespielt und mir Folgeverletzungen zugezogen. Dann musste ich wieder pausieren. Ich wollte Schalke gerecht werden und zeigen, dass ich der Mannschaft helfen kann. Aber irgendwann galt ich als Dauerpatient. Ich saß da, konnte nichts machen und plötzlich war ich Problem-Profi statt Top-Transfer. Das ist mir zu extrem. Für einen selbst fühlt es sich komplett anders an. Dann gab es einen Trainerwechsel zu Roberto Di Matteo. In seinem System war für mich kein Platz. Und dann wurde ich suspendiert und wusste nicht warum.
SPOX: Haben Sie sich als Bauernopfer gefühlt?
Sam: Im Verein mussten Konsequenzen gezogen werden. Deswegen sollten drei Spieler suspendiert werden. Was bei den anderen beiden war, kann ich nicht sagen. Ich war verletzt und konnte der Mannschaft nicht helfen. Darum haben sie mich suspendiert.
SPOX: Ist es nicht frustrierend, wenn der Verein Sie so fallen lässt?
Sam: Ich musste das wirklich erst einmal verarbeiten. Aber ich musste mit der Entscheidung leben. Ich habe mich weiter fit gehalten. Unter Andre Breitenreiter wurde ich später zwar begnadigt, war aber nie mehr wirklich Kaderspieler. Irgendwann war klar, dass Schalke mich loswerden wollte.
SPOX: Sehen Sie selbstkritisch Dinge, die Sie hätten anders machen sollen?
Sam: Natürlich habe ich Fehler gemacht. Vielleicht hätte ich mich in den Zeiten, in denen ich verletzt war, mehr für die Mannschaft einsetzen und präsenter sein sollen. Wenn du verletzt bist, beschäftigst du dich vor allem mit deinem eigenen Zustand. Das sieht schnell so aus, dass dir die Mannschaft egal ist. Das war aber nicht so. Ich kam immer mit jedem klar. Und wenn man dann beim Essen mit Kevin-Prince Boateng oder Marco Höger an einem Tisch sitzt, wird man schnell in einen Topf geschmissen...
SPOX: Gab es diese Gruppenbildung?
Sam: Es ist in jedem sozialen Gefüge so, dass man sich mit manchen Kollegen besser versteht als mit anderen. Beim Essen sitzt man dann eben bei den Leuten, mit denen man sich besser versteht. Wir waren eine größere Gruppe, aber wir haben nicht gemeutert. Da wurde viel geschrieben, aber niemand hatte wirklich Ahnung.
SPOX: Sie haben sich damals nach neuen Vereinen umgesehen. Doch im Sommer 2015 ist ein Medizincheck bei Eintracht Frankfurt wegen zu hoher Nierenwerte geplatzt.
Sam: Wenn du am Tag vorher hart trainiert hast, können die Werte etwas verfälscht sein. Das ist ganz normal. Für den Verein hat es offenbar gereicht, sich gegen mich zu entscheiden. Mich hat es schon ein bisschen geärgert, dass diese Details öffentlich wurden, das ist ja eine private Sache. Nichtsdestotrotz wollte mich Frankfurt im Winter danach verpflichten. Das habe ich aber nicht gemacht.
SPOX: Deswegen?
Sam: Nein. Wir hatten gerade einen neugeborenen Sohn. Meine Frau und ich wollten deshalb in Düsseldorf bleiben. Wenn man eine junge Familie hat, hängen mehrere Faktoren an so einer Entscheidung.
SPOX: Verständlich. Zuletzt haben Sie ein halbes Jahr auf Leihbasis in Darmstadt gespielt und waren im Sommer wieder auf Schalke, ehe Sie zum Ende der Transferperiode nach Bochum gewechselt sind. Was hat den Ausschlag für den VfL gegeben?
Sam: Ich hatte schon drei Wochen hier mittrainiert und gemerkt, was für ein Potenzial in der Mannschaft steckt. Ich habe das Vertrauen des Vereins gespürt. Ich wollte ein wichtiger Spieler für einen Klub sein. Sie haben mir vermittelt, dass ich gebraucht werde. Deswegen hatte ich sofort ein gutes Gefühl.
SPOX: Welche Erwartungen hatten Sie an den Verein?
Sam: Ich wusste, dass der VfL ein Traditionsverein ist, der gute Fans und ein schönes Stadion hat. Bochum gehört meiner Meinung nach in die Bundesliga. Mein Ziel ist, dabei zu helfen, dass wir uns zumindest wieder in diese Richtung entwickeln.
SPOX: Bislang verläuft die Saison jedoch nicht nach Plan. Was stimmt Sie dennoch optimistisch?
Sam: Wir haben unter Jens Rasiejewski Schritte in die richtige Richtung gemacht. Jeder Spieler weiß, was er zu tun hat, wir spielen ein gutes System. Ich denke, bald sind wir mal wieder dran.
SPOX: Wie stellen Sie sich die nächsten Jahre Ihrer Karriere vor?
Sam: Für mich geht es primär darum, dass ich wieder auf mein Niveau komme. Dafür brauche ich die Unterstützung des Vereins. Durch meine Historie erwarten die Bochumer viel von mir. Das ist mir bewusst. Aber nach meinen letzten Jahren ist es klar, dass man ein bisschen Geduld haben muss, damit ich wieder aufblühen kann.