Stefan Leitls letzter Abgang als Trainer des FC Ingolstadt wirkte wie eine Flucht. Gleich nach dem Schlusspfiff der bitteren 0:1-Niederlage gegen den FC St. Pauli marschierte er auf direktem Weg in die Kabine - rund 14 Stunden später war Leitl seinen Job beim ambitionierten Zweitligisten los. Am Samstagmorgen gaben die Schanzer angesichts des enttäuschenden Saisonstarts die Trennung bekannt, auf den Tag genau ein Jahr nach Leitls Beförderung zum Cheftrainer.
"Wir sind optimistisch, zeitnah einen Nachfolger präsentieren zu können, von dem wir überzeugt sind und der dem Team neue Impulse geben kann", sagte Sportdirektor Angelo Vier, der für komplett neuen Wind auf dem Trainingsplatz sorgen will: Auch Leitls Assistent Andre Mijatovic (38) wird den Verein verlassen.
Ingolstadt mit nur fünf Punkten gestartet
Die Trennung - die zweite der noch jungen Zweitliga-Saison - kam nicht mehr wirklich überraschend, nach zwei Jahren in der ersten Liga und dem Abstieg im Sommer 2017 wird Ingolstadt den eigenen Ansprüchen längst nicht mehr gerecht.
Aus bislang sechs Saisonspielen holte das Team nur fünf Zähler, die Leistungen waren dabei dürftig bis alarmierend: Nach dem 0:6 am vorangegangenen Wochenende beim VfL Bochum brachte auch das Heimspiel gegen St. Pauli nicht die Wende, obwohl die Hamburger zuletzt vier Pflichtspiele in Serie verloren hatten - und am kommenden Dienstag (18.30 Uhr) muss Ingolstadt beim Aufstiegsfavoriten 1. FC Köln antreten.
Schon am Freitagabend äußerte sich Leitl daher wenig optimistisch über seine Zukunft bei den Schanzern. "Das liegt nicht in meinen Händen. Das weiß jeder, der hier ist", sagte er. Es folgten "interne Gespräche der sportlichen Leitung in Abstimmung mit den zuständigen Gremien" und am Samstagmorgen das Statement des Sportdirektors.
Mit einer Veränderung wolle man "die Mannschaft wieder in die Erfolgsspur bekommen", sagte Vier. Am Samstag leiteten zunächst Athletiktrainer Jörg Mikoleit und Torwarttrainer Carsten Nulle die Übungseinheit.
Leitl-Entlassung schmerzhafte Entscheidung für FCI
Die Entscheidung gegen Leitl war für den Verein allerdings keine einfache. Sie schmerze, "da Stefan nicht nur für seine Qualitäten als Mensch und Trainer sehr geschätzt wird, sondern durch die lange, gemeinsame Zeit auch eine tiefe Verbindung zum Verein besteht."
Leitls Karriere ist eng mit den Schanzern verknüpft. Von 2007 bis zum Ende seiner aktiven Laufbahn im Jahr 2013 lief der frühere Mittelfeldspieler als Profi für Ingolstadt auf. Anschließend arbeitete er als Trainer in Ingolstadts Nachwuchsbereich und bei der zweiten Mannschaft. Im August 2017 folgte er bei den Profis zunächst übergangsweise auf Maik Walpurgis, am 22. September wurde er dann zum Cheftrainer befördert.
In neuer Besetzung will Ingolstadt nun endlich wieder an der Zweitliga-Spitze mitmischen. Schon die vergangene Saison beendete das Team nur auf dem enttäuschenden neunten Platz. Nach nur einem Sieg aus den ersten sechs Spielen rutschte es nun in die Abstiegszone.