Dennis Diekmeier im Interview: "Was Ribery mit einem gemacht hat, war schon hart"

Von Michael Reis
Dennis Diekmeier bejubelt seinen erste Treffer als Fußball-Profi.
© imago images / Rene Weiss/Eibner/Pool
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Sie sind als Fan ausgefallener Autos bekannt. Dürfen Sie damit im beschaulichen Sandhausen vorfahren?

Diekmeier: (lacht) Ja, der Verein hat mich schon so verpflichtet, wie ich bin. Ich hatte ja schon immer eine Vorliebe für Wagen mit einer starken Beschleunigung.

Zu Ihrer Zeit beim HSV gab es dagegen schon Neider, vor allem in den sozialen Netzwerken.

Diekmeier: Klar, beim HSV war das immer extrem. Vor allem nach Niederlagen. Es war nicht immer einfach, aber als Profi muss man einen Weg finden auch damit umzugehen. Dabei sind meine Frau Dana und ich extra sehr offen für die Fans und in keiner Weise irgendwie hochnäsig.

Dennis Diekmeier erzählt von zerstochenen Autoreifen

In Hamburg wurde Ihr Auto geklaut, stimmt das?

Diekmeier: Ja, der Wagen meiner Frau wurde gestohlen, Sachen rausgeklaut und von innen ziemlich verwüstet. Schlimmer war aber noch, als mir die Reifen vom Wagen aufgestochen wurden. Das war nach einer Niederlage. Das war eine noch schlimmere Erfahrung und die macht einem auch Angst.

Wie ist das in Sandhausen?

Diekmeier: Hier ist alles viel ruhiger, fast schon idyllisch. Ich suche aber auch hier den Kontakt zu den Fans, das finde ich wichtig. Und ich bin auch hier, um etwas aufzubauen. Das wird von den Fans honoriert.

Planen Sie Ihr sportliches Leben langfristig in Sandhausen, vielleicht auch in einer Funktion abseits des Platzes?

Diekmeier: Es gab tatsächlich schon lose Gespräche in diese Richtung mit unserem Präsidenten. Aber das ist noch weit weg. Ich fühle mich mit 30 Jahren so fit wie nie zuvor und ich traue mir noch viele Jahre Fußball auf einem hohen Niveau zu. Von daher denke ich noch nicht an ein Karriereende.

Träumen Sie noch von einem Engagement im Ausland, wie der Premier League?

Diekmeier: Das war einmal. Ich muss ehrlich sagen, dass mir diese Corona-Pandemie wieder einmal gezeigt hat, wie gut wir es doch in Deutschland haben mit unserem Leben. Die Krise haben wir bislang super gemeistert. Von daher ist das Ausland bei mir aktuell überhaupt kein Gedanke mehr.

Goldsteak und Privatjet? "Ein Stück weit verdient"

Sie waren U-19-Europameister 2008, Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Gold als größtes Talent 2008. Dennoch haben Sie keinen großen Titel gewonnen, kein Länderspiel bestritten. Sind Sie mit dem Verlauf der Karriere zufrieden?

Diekmeier: Bis auf das halbe Jahr Pause eigentlich schon. Rückblickend verlief meine Karriere erst einmal wie im Bilderbuch. Der Titel mit der U 19 und die Ehrung durch den DFB, der frühe Wechsel nach Nürnberg, dann zum HSV. Obwohl man sagen muss, dass ich gerade mit dem HSV doch wesentlich mehr hätte erreichen können. Wir hatten große Ambitionen. Dass es anders gekommen ist, war nicht so schön. Ich wollte dann irgendwann nicht verlängern, weil ich es einfach noch einmal woanders wissen wollte.

In Nürnberg mussten Sie aber eine Schrecksekunde erleben. Sie hatten einen allergischen Schock. Wie kam es dazu?

Diekmeier: Ich wusste zwar, dass ich eine Rasenschimmel-Allergie habe, aber so krass hatte ich das bis dahin nicht erlebt. Es war beim Training. Ich hatte eine Schürfwunde am Bein und bin über den Rasen gegrätscht. Scheinbar ist der Rasenschimmel direkt ins Blut gegangen und hat deshalb diese extreme Reaktion hervorgerufen. Da ich so einen allergischen Schock aber schon häufiger hatte, war ich gar nicht mal so verängstigt. Schlimmer war, dass ich dann aufgrund einer Doping-Schutzsperre auf dem Weg zum nächsten Spiel aus dem Kader genommen wurde.

Sie waren damals noch jung: Wäre es Ihnen in den Sinn gekommen, wie manch Jungstar von heute mit Goldsteak oder Privatjet in den sozialen Netzwerken zu "glänzen"?

Diekmeier: Nein, das sicher nicht. Aber man muss die jungen Spieler von heute auch ein Stück weit verstehen. Sie haben ein Leben lang auf den Traum vom Profi-Fußballer hingearbeitet und viele Entbehrungen hingenommen, als Kind auf Freunde und Familie verzichtet. Da haben sie sich das auch ein Stück weit verdient.

Ist das in der jetzigen Zeit aber nicht das falsche Zeichen?

Diekmeier: Natürlich ist das unglücklich und man sollte so etwas am besten auch vermeiden. Die Jungs bekommen das in der Jugend aber auch nicht richtig vermittelt. Der Erfolg steht im Vordergrund. Dabei wäre es wichtig, diese jungen Spieler auch für ein Leben nach dem Fußball zu schulen. Schließlich bleiben meist nur rund 15 Jahre, um ordentlich Geld zu verdienen.

Ihr Mitspieler Ilkay Gündogan hat während des Übergangs zu den Profis parallel das Abitur gemacht. Sie waren damals sein Teamkollege. Haben Sie mit ihm darüber gesprochen?

Diekmeier: Nein, das war mir gar nicht so bewusst. Ich weiß nur, dass Ilkay schon damals das gewisse Etwas hatte. Jeder wusste, dass aus ihm mal ein ganz großer Star werden würde, obwohl er zu dem Zeitpunkt noch ein wenig hintendran war.

Diekmeier: Das war mein härtester Gegenspieler

Wer war Ihr bester Mitspieler in Ihrer Karriere?

Diekmeier: Da hatte ich wirklich einige und mir fällt es schwer, nur einen zu nennen. Als Stürmer war Ruud van Nistelrooy eine echte Erscheinung, auch wenn er nicht mehr ganz auf dem Höhepunkt seiner Karriere war. Rafael van der Vaart hat im ersten Training gleich Bälle aus dem Stand verteilt, da gingen einem die Augen auf. Oder ein Ze Roberto, der in jeder Hinsicht ein echtes Vorbild war. Auch oder vor allem im Alter.

Und wer war Ihr unangenehmster Gegenspieler?

Diekmeier: Ganz klar Franck Ribery. Was der mit einem gemacht hat, das war schon hart. Seine schnellen Richtungs- und Tempowechsel. Das ist ungemein schwierig zu verteidigen. Aber deshalb hat es mir immer besonders Spaß gemacht, gegen ihn zu spielen.

Wer war Ihr Vorbild als Kind?

Diekmeier: Das war Thierry Henry. Ich mochte seine Schnelligkeit und die Art, wie er die Tore geschossen hat. Ich war damals ja auch Außenstürmer. Bis Mirko Votava mich in der U19 von Werder Bremen dann nach hinten rechts verschoben hat. Ich wusste erst gar nicht, wo ich hinzulaufen habe, aber dann wurde es immer besser.

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