Der Hamburger SV braucht für den dritten Anlauf auf die Bundesliga-Rückkehr den dritten Trainer: Die Trennung von Chefcoach Dieter Hecking und dem Traditionsklub ist perfekt, beide Parteien konnten sich in "ausführlichen Analyse- und Ausrichtungsgesprächen" auf keine weitere Zusammenarbeit einigen. Heckings Vertrag hätte sich nur bei Aufstieg automatisch verlängert.
"Wir haben in der zurückliegenden Saison einiges geschafft, aber wir haben das angestrebte Ziel nicht erreicht. Dafür übernehme ich die Verantwortung", sagte Hecking: "Ich möchte den Verantwortlichen auch die Möglichkeit geben, in der Nach-Corona-Zeit und unter veränderten Bedingungen die nun nötigen Schritte zu gehen."
Sportvorstand Jonas Boldt erklärte: "Wir hatten einen sehr offenen, ehrlichen Austausch. Wir haben erst die Analyse der abgelaufenen Saison vorgenommen und uns anschließend über die Möglichkeiten für die kommende Spielzeit unterhalten. Unterm Strich sind wir dadurch etwas gezwungen, einen veränderten Weg einzuschlagen."
Dimitrios Grammozis als heißester Kandidat gehandelt
Als erster Kandidat für die Nachfolge wird Dimitrios Grammozis gehandelt. Der Grieche war zuletzt bei Darmstadt 98 verantwortlich und führte die Lilien in der abgelaufenen Saison auf den fünften Tabellenplatz - nur zwei Punkte hinter dem HSV. Bereits im Februar hatte sich der 41-Jährige gegen eine Vertragsverlängerung bei den Hessen entschieden, Grammozis wäre also verfügbar. Für den gebürtigen Wuppertaler wäre es eine Rückkehr, von 1998 bis 2000 war Grammozis als Spieler an der Elbe aktiv.
Auch Andre Breitenreiter, in der 1. Bundesliga bereits bei Schalke 04, Hannover 96 und dem SC Paderborn an der Seitenlinie, werden Chancen eingeräumt. Der 46-Jährige stürmte von 1994 bis 1997 für die Rothosen.
Der HSV hatte am vergangenen Wochenende durch eine blamable 1:5-Niederlage gegen den SV Sandhausen am letzten Spieltag den Sprung auf den Relegationsplatz verpasst, der langjährige Bundesliga-Dino muss damit ein drittes Jahr in der Zweitklassigkeit verbringen. In der Saison 2018/19 war Hannes Wolf an der Mission Wiederaufstieg gescheitert.
Beim HSV stehen finanzielle Einschnitte bevor
In Hamburg stehen nun finanzielle Einschnitte bevor. Investor Klaus-Michael Kühne soll kein Interesse mehr an den Namensrechten für das Volksparkstadion haben, zudem soll Hauptsponsor Emirates vor dem Abflug stehen. Nicht die besten Voraussetzungen für Erfolge angesichts der traditionell hohen Erwartungshaltung in der Hansestadt, die auch Hecking - immerhin DFB-Pokalsieger 2015 mit dem VfL Wolfsburg - nicht erfüllen konnte.
Der 55-Jährige war erst im vergangenen Sommer als Hoffnungsträger nach Hamburg gekommen. Mit seiner ruhigen, sachlichen Art sollte er den Klub in ruhige Fahrwasser bringen und den Aufstieg sichern. Doch gerade nach der Corona-Pause geriet der HSV aus der Bahn und gab mehrfach Punkte in den letzten Spielminuten ab. Am letzten Spieltag hätte ein Sieg zumindest für das Erreichen der Relegation gereicht - es folgte ein Desaster.