Der Hamburger SV will im vierten Versuch endlich den Aufstieg in die Bundesliga schaffen. Für den klammen Klub sind auf dem Transfermarkt allerdings keine großen Sprünge möglich.
TOR
- Personal: Daniel Heuer Fernandes (Vertrag bis 2022), Tom Mickel (bis 2023), Leo Oppermann (bis 2022)
- Fragezeichen: -
- Kandidaten: Lennart Grill, Örjan Nyland, Nils-Jonathan Körber
Situation: Nachdem der Vertrag mit Sven Ulreich aufgelöst wurde, muss sich der HSV eine neue Nummer eins suchen. Ulreich, der zum FC Bayern zurückgekehrt ist, wollte keine weitere Saison in der 2. Liga verbringen. Mit einem Jahresgehalt von rund 2,5 Millionen Euro wäre der Torhüter auch zu teuer für die Rothosen gewesen, deren aktueller Etat rund 20 Millionen Euro beträgt.
Mit Daniel Heuer Fernandes hätte der HSV bereits einen soliden Rückhalt in der Hinterhand. Der 28-Jährige wechselte 2019 für über eine Million Euro nach Hamburg und wurde nach einer guten Saison durch Ulreich ersetzt. Heuer Fernandes will "beweisen, dass ich ins Tor gehöre", sagte er der Bild-Zeitung. Der Schlussmann würde gut zur neuen Spielphilosophie von Tim Walter, dem neuen HSV-Trainer, passen. Walter fordert einen mitspielenden Torwart.
gettyHSV: Anfrage wegen Lennart Grill?
Allerdings will Walter wohl Konkurrenz um den Platz im Tor haben. Laut übereinstimmenden Medienberichten hat der HSV bei Bayer Leverkusen wegen Lennart Grill angefragt. Der 22-Jährige bekommt bei der Werkself keinerlei Spielzeit, eine Leihe soll daher angestrebt werden. Eine weitere Leih-Option könnte Nils-Jonathan Körber sein. Der ehemalige U21-Torhüter ist bei Hertha BSC auf dem Abstellgleis und sucht eine neue Herausforderung. Beim HSV soll man seine Situation genau beobachten.
Mit Örjan Nyland sei zudem noch ein weiterer Kandidat auf der Liste. Der Vertrag des Ex-Ingolstädters lief im Sommer bei Norwich City aus. Er würde ebenfalls zu der neuen Spielidee von Walter passen.
Sollte es keine Verstärkung geben, wäre Tom Mickel die Nummer zwei. Torwart-Talent Leo Oppermann, der in den Testspielen teilweise hervorragende Leistungen zeigte, soll weiter aufgebaut werden und Spielpraxis bei der 2. Mannschaft in der Regionalliga bekommen. Oppermann darf momentan spielen, da sowohl Heuer Fernandes als auch Mickel verletzt sind. Beide sollen zum Saisonstart (23. Juli) aber wieder zur Verfügung stehen.
ABWEHR
- Personal: Stephan Ambrosius (Vertrag bis 2024), Sebastian Schonlau (bis 2024), Moritz Heyer (bis 2023), Toni Leistner (bis 2022), David Bates (bis 2022), Jonas David (bis 2024), Tim Leibold (bis 2023), Miro Muheim (bis 2022), Josha Vagnoman (bis 2024), Jan Gyamerah (bis 2022)
- Fragezeichen: Vagnoman, Bates
- Kandidaten: Hauke Wahl, Hörtur Hermannsson, Jannik Dehm
Situation: Auf dem Papier stehen Walter sechs Innenverteidiger zur Verfügung. Allerdings eben nur auf dem Papier. Stephan Ambrosius kuriert einen Kreuzbandriss aus und wird frühestens im November wieder auf dem Trainingsplatz stehen können. Bei David Bates ist die Lage ähnlich kompliziert. Der Schotte zog sich einen Muskelriss zu, seine Ausfallzeit ist unbekannt. Der 24-Jährige war in der vergangenen Saison an Cercle Brügge verliehen, er kann den Verein verlassen.
Daher sieht sich HSV-Sportvorstand Jonas Boldt gezwungen, den Transfermarkt zu sondieren. Der Isländer Hjörtur Hermannsson soll ein Kandidat sein, fraglich ist aber, ob er einerseits in der 2. Liga wirklich weiterhilft und andererseits, ob sein Spielertyp überhaupt gefragt ist. Zwar kann der 26-Jährige, dessen Vertrag bei Bröndby IF ausgelaufen ist, auch als Rechtsverteidiger aushelfen, seine Stärken liegen allerdings eher im rustikalen Wegverteidigen.
Zuletzt gab es Spekulationen, dass Holstein-Kapitän Hauke Wahl nach Hamburg wechseln könnte. Für einen Transfer fehlt allerdings das nötige Kleingeld. Außerdem benötigt der Klub auf der Innenverteidiger-Position nicht unbedingt einen hochkarätigen, teuren Transfer. Mit Toni Leistner, Neuzugang Sebastian Schonlau und Moritz Heyer sind die Hamburger für die 2. Liga gut aufgestellt. Talent Jonas David könnte eventuell noch verliehen werden, da er wohl nur zu Spielzeiten kommen wird, wenn es weiterhin zahlreiche Ausfälle geben sollte.
HSV: Muss U21-Europameister Josha Vagnoman verkauft werden?
U21-Europameister Josha Vagnoman kann verletzungsbedingt nicht an den Olympischen Spielen in Tokio teilnehmen. Es wird spekuliert, dass der 20-Jährige verkauft werden muss, damit sich der Klub auf anderen Positionen verstärken kann. Fast sämtliche Bundesligisten sowie Vereine aus England sollen an ihm interessiert sein. Mit Jan Gyamerah steht ein solider Backup zur Verfügung. Angeblich hat man sich bereits mit Jannik Dehm auf einen Wechsel verständigt. Der 25-jährige Rechtsverteidiger spielte in der vergangenen Spielzeit für Holstein Kiel und wäre ablösefrei.
Auf der linken Seite ist der HSV mit Tim Leibold gut gewappnet. Der Kapitän war in der vergangenen Saison eine der wenigen Konstanten. Als Backup soll Miro Muheim fungieren. Der 23-Jährige wurde aus St. Gallen ausgeliehen, der HSV besitzt eine Kaufoption.
MITTELFELD
- Personal: Amadou Onana (Vertrag bis 2024), Jonas Meffert (bis 2024), Klaus Gjasula (bis 2022), Ludovit Reis (bis 2025), David Kinsombi (bis 2023), Jeremy Dudziak (bis 2022), Anssi Suhonen (bis 2023), Sonny Kittel (bis 2023), Bakery Jatta (bis 2024), Aaron Opoku (bis 2024)
- Fragezeichen: Onana, Gjasula, Opoku, Dudziak, Kinsombi
- Kandidaten: Adi Nalic, Michael Sadilek
Situation: Sollte es am Kader keine großen Veränderungen mehr geben, dürfte das Mittelfeld das Prunkstück des HSV sein. Angefangen mit Gjasula im defensiven Mittelfeld, weiter über die Außenbahnen mit Jatta und Kittel, bis hin zu Kinsombi und Onana in der Zentrale, ist das Mittelfeld für Zweitligaverhältnisse überdurchschnittlich. Walter will wohl in einem 4-1-4-1 spielen.
Aufgrund der starken Besetzung sind allerdings noch Abgänge denkbar. Der 19-jährige Onana wird von vielen europäischen Klubs gejagt. Stade Rennes, OSC Lille, FC Watford, der SSC Neapel und sogar Borussia Dortmund sollen ihr Interesse bekundet haben.
Ein Verkauf wäre aus sportlicher Sicht sogar verkraftbar, da mit Dudziak, Reis und Neuzugang Meffert spannende Alternativen vorhanden sind. Der Klub soll ab einer Ablösesumme von acht Millionen Euro gesprächsbereit sein. Mit dem Verkauf wären viele Sorgen beim klammen Klub gelöst. Falls ein Transfer nicht zustande kommen sollte, ist Klaus Gjasula angeblich ein Verkaufskandidat. Der Ex-Paderborner wird bei mehreren Bundesligisten gehandelt. Laut dem NDR können auch Dudziak und Kinsombi den Verein verlassen, sofern die Ablösesumme stimmt.
HSV: Jatta und Kittel ein gutes Duo, allerdings zu inkonstant
Sollten Onana oder Gjasula tatsächlich verkauft werden, hätte der Klub mit Adi Nalic (Malmö FF) und Michael Sadilek (PSV Eindhoven) wohl zwei Alternativen in der Hinterhand. Beide stehen beim HSV offenbar aufgrund ihrer Ballsicherheit hoch im Kurs.
Verstärkt hat sich der Klub neben Sechser Meffert, der aus Kiel kam, auch mit Ludovit Reis. Der Spielmacher wechselte vom FC Barcelona an die Elbe. Reis spielte in der vergangenen Saison auf Leihbasis beim VfL Osnabrück und hinterließ einen guten Eindruck. Er soll langsam an die Startelf herangeführt werden.
Einzig auf den Außenpositionen fehlen Alternativen. Mit Jatta und Kittel hat der Klub zwar ein gutes Duo, beide spielten allerdings zu inkonstant. Daher will der HSV auf diesen Positionen nachlegen, wohl aber erst am Ende der Transferfrist. Aaron Opoku war nach Regensburg verliehen, er ist aber nicht die Antwort auf die Probleme. "Mitte, Ende August werden ein paar Sachen aufs Tableau kommen, mit denen man heute noch gar nicht rechnet", sagt HSV-Sportvorstand Boldt.
STURM:
- Personal: Robert Glatzel (Vertrag bis 2024), Manuel Wintzheimer (bis 2022), Mikkel Kaufmann (bis 2022), Robin Meißner (bis 2022)
- Fragezeichen: -
- Kandidaten: Lukas Nmecha, Noussayr Batbout, German Onugkha, Marvin Ducksch
Situation: Hier drückt am meisten der Schuh. Für Simon Terodde (Schalke), der in der vergangenen Saison 24 Tore erzielte, gibt es keinen adäquaten Ersatz. Außerdem verließ auch Aaron Hunt, der mit fünf Toren der drittbeste Torschütze war, den Verein. Daher muss dringend Verstärkung her.
Mit Robert Glatzel wurde ein großgewachsener Stoßstürmer verpflichtet. Der 27-Jährige verbrachte die Rückrunde bei Mainz 05. Glatzel dämpfte jedoch gleich die Erwartungen, er könne kein neuer Terodde sein. Er wolle lediglich der Mannschaft helfen und auch Tore erzielen.
Neuzugang Mikkel Kaufmann gilt eher als Projekt. Der 20-Jährige kostete den FC Kopenhagen im Januar 2020 zwar drei Millionen Euro, dort floppte er aber. In 17 Spielen erzielte er in der dänischen Liga nur ein Tor - nicht gerade die vielversprechendste Bewerbung. Daher wurde er auch "nur" ausgeliehen.
Nun ruhen die Hoffnungen auf Manuel Wintzheimer, der nun "endlich" den Durchbruch schaffen soll, und Youngster Robin Meißner. Meißner spielte eine gute Rückrunde, die Vergangenheit hat in Hamburg aber gezeigt, dass man den jungen Stürmern Zeit geben muss (siehe Fiete Arp).
HSV: Wann kommt der Terodde-Ersatz?
Lange Zeit hielt sich das Gerücht um U21-Europameister Lukas Nmecha hartnäckig. Da sich der Stürmer durch seine EM in den Fokus ganz anderer Klubs gespielt hat und sein Verein Manchester City eine hohe Ablösesumme (rund 10 Millionen Euro) kassieren will, ist Nmecha kein Thema mehr.
German Onugkha, zuletzt von Krasnodar an Samara verliehen, wurde dem HSV laut dem Sportbuzzer angeboten. So richtig scheint man in der Hansestadt von ihm aber nicht überzeugt zu sein. Auch Noussayr Batbout aus der Schweiz (Neuchatel) darf eher als Perspektivspieler gesehen werden. Der 20-Jährige hat noch nie für ein Profiteam gespielt.
Ebenfalls wurde dem Klub laut der Hamburger Morgenpost Marvin Ducksch angeboten, der bei Hannover 96 dringend von der Gehaltsliste verschwinden soll. Laut des Berichts passt der 27-Jährige aber nicht in das gesuchte Profil und ist deshalb kein Kandidat mehr.
Noch scheint keine Lösung wirklich in Sicht. Sollte der HSV allerdings Onana, Vagnoman oder einen anderen Leistungsträger verkaufen (können), würde sich eine neue Situation ergeben. Zwar würde der Klub nicht die komplette Ablösesumme in einen Torjäger investieren, dennoch würden ganz andere Kandidaten ins Blickfeld rücken.
HSV: Saisonauftakt im Überblick
Datum | Uhrzeit | Wettbewerb | Gegner |
23. Juli | 20.30 Uhr | 2. Liga | Schalke 04 (A) |
1. August | 13.30 Uhr | 2. Liga | Dynamo Dresden (H) |
8. August | 18.30 Uhr | DFB-Pokal (1. Runde) | Eintracht Braunschweig (A) |
13. August | 18.30 Uhr | 2. Liga | FC St. Pauli (A) |
22. August | 13.30 Uhr | 2. Liga | Darmstadt 98 (H) |