Mit viel Beifall empfangen, aber mit einigen Pfiffen verabschiedet: Gleich bei der Premiere in der "stärksten 2. Liga der Geschichte" haben Werder Bremen im neuen Umfeld die alten Probleme eingeholt.
Nach dem mühsamen 1:1 (0:0) im Nordderby gegen Hannover 96 verbieten sich an der Weser alle Träume von einer problemlosen Rückkehr in die Bundesliga.
Für den neuen Trainer Markus Anfang war der Stolperstart der Hanseaten indes keine Überraschung.
"Das ist 2. Liga. Daran müssen wir uns leider gewöhnen", sagte der Coach und verwies auch auf die psychische Situation vieler Werder-Profis: "Sie haben eine schwere Zeit hinter sich und zwei Jahre lang gegen den Abstieg gespielt. Sie sind Menschen und keine Maschinen."
Werder hat seinen Weg noch nicht gefunden
14.000 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion konnten sich davon überzeugen, dass die Grün-Weißen ihren Weg in der neuen Liga noch nicht gefunden haben. Spielerische Ansätze wurden von den rustikalen Gästen zumeist schon im Keim erstickt.
Und so musste schon ein Eigentor von 96-Innenverteidiger Simon Falette (49.) herhalten, um nicht torlos vom Platz zu gehen. Mehr als ein Remis hatten die Gastgeber auch nicht verdient, nach dem Ausgleich durch Marvin Ducksch (55.) waren die Niedersachsen dem Sieg durchaus näher.
Dabei sind die Bremer personell sogar noch gut aufgestellt, denn mehrere Verkaufskandidaten standen auf dem Platz und saßen nach verspätetem Trainingsstart noch auf der Bank oder der Tribüne. Das dürfte sich ändern.
"Wir haben wirtschaftliche Zwänge. Wir müssen Geld einnehmen und das Gehaltsgefüge etwas senken", sagte Clemens Fritz, Leiter Profifußball beim SV Werder, am Sport1-Mikrofon.
Selbst Kapitän Ömer Toprak nicht unantastbar
Unantastbar ist dabei nicht einmal der gerade frisch gewählte Kapitän Ömer Toprak. Ungeachtet dieser Ungewissheit warb der 32-Jährige um Verständnis für die schwierige Situation und mahnte zur Geduld: "Wir haben etwas gutzumachen, aber das geht alles nicht von allein. Wir haben auch teilweise Spieler, die noch nie vor Zuschauern gespielt haben."
Trost spenden kann da aktuell allenfalls ein Blick in die Vereinschronik: Nach dem ersten Bundesliga-Abstieg 1980 ging das erste Heimspiel gegen den damaligen Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Bocholt vor gerade einmal 9000 Zuschauern sogar mit 1:2 verloren.
Am Ende der Saison stand aber unter der Regie von Otto Rehhagel die direkte Rückkehr ins Oberhaus.