Tim Walter hatte sich das Ende eines emotionalen Topspiel-Abends ganz anders vorgestellt. Statt über drei Big Points im Aufstiegsrennen zu jubeln, gab sein Hamburger SV in der Schlussphase eines packenden 1:1 (1:0) bei Spitzenreiter Darmstadt 98 den greifbaren Sieg her. Und dann bescherte ein Falschfahrer dem Zweitligisten auch noch eine lange Nacht auf der Autobahn.
"Unsere Jungs sind heute Morgen um 8.00 Uhr aus Darmstadt wiedergekommen", teilte der HSV am Sonntag bei Twitter mit: "Das Team stand circa zwei Stunden aufgrund eines Falschfahrers in einer Vollsperrung auf der A7." Wie die Polizei Nordhessen mitteilte, war es zu einem Unfall gekommen, bei dem der Verursacher und zwei weitere Menschen leicht verletzt wurden.
Der HSV saß also fest und Walter hatte jede Menge Zeit, die temporeichen 90 Minuten noch einmal durchzugehen. "Das ist sehr bitter, auch wenn das Remis unter dem Strich leistungsgerecht ist", hatte er zuvor kurz nach dem Abpfiff zum Ausgleich von Filip Stojilkovic (81.) gesagt.
Die Rothosen hatten auf mehr gehofft - auch aufgrund des glücklichen Händchens ihres Coaches. Walter hatte seinen Torschützen Ransford-Yeboah Königsdörffer (4.) kurzfristig in die Startelf beordert, weil Bakery Jatta zu spät zur Mannschaftsbesprechung gekommen war. "Wenn einer zu spät kommt, und das auch noch am Spieltag, weiß er, was die Konsequenz daraus ist", sagte der 47-Jährige bestimmt, der mit dem HSV mit vier Punkten Rückstand hinter den Lilien Zweiter bleibt.
Lieberknecht: "Haben 90 Minuten aufs Gaspedal gedrückt"
Walter und Co. mussten letztlich die Überzeugung anerkennen, mit der die Gastgeber gegen das drohende Ende ihrer Superserie kämpften. "Wir haben 90 Minuten aufs Gaspedal gedrückt, hatten mehr Ballbesitz und ein gutes Positionsspiel", sagte Trainer Torsten Lieberknecht, der mit seiner Mannschaft 21 Liga-Partien in Serie unbesiegt ist: "Es wäre echt unverdient gewesen, wenn wir den Platz als Verlierer verlassen hätten."
So bleiben beide Teams auf Kurs 1. Liga - der Weg ist allerdings noch weit und erfordert beharrliche Arbeit. Entsprechend bat HSV-Coach Walter seine Profis nach der späten Rückkehr in den Volkspark noch zu einer Trainingseinheit, bevor sie sich von den Strapazen erholen konnten.