Vor 57.000 Zuschauern in der Allianz Arena besorgte Rafael Kazior den 1:0-Führungstreffer für Holstein Kiel (16.). Lindner hatte eine Ecke von Siedschlag optimal auf den zweiten Pfosten verlängert.
Die Löwen agierten lange harmlos, bis in der Schlussphase der Ausgleich durch Daniel Adlung fiel (77.) und mit ihm neue Kräfte freigesetzt wurden. In der 91. Minute erzielte Kai Bülow den Siegtreffer für 1860 per Abstauber.
Die Reaktionen:
Karsten Neitzel (Trainer Kiel): "Es ist extrem bitter. Wir mussten uns nach dem Hinspiel anhören, dass wir mutlos sind. Aber die Mannschaft hat eine tolle Saison gespielt. Dafür können wir uns zwar heute nichts kaufen, aber die Mannschaft hat an Image gewonnen. Ich bin da jemand, der bis morgen Abend trauert und dann gucke ich wieder nach vorne. Dann greifen wir eben nächstes Jahr wieder an."
Torsten Fröhling (Trainer 1860): "Ich freue mich für die ganze Mannschaft. Das war jetzt ein ganz schlechtes Jahr für uns. Wir haben für die Zuschauer, die uns so getragen haben, das Minimalziel erreicht, dass wir nicht abgestiegen sind."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Die Löwen beginnen unerwartet offensiv den zwei nominiellen Spitzen Hain und Okotie. Sonst keine Überraschungen in der Startelf des TSV.
Auf Seiten der Gäste beginnt Lindner an Stelle von Heider in der Anfangsformation. Sonst keine Veränderungen im Vergleich zum Hinspiel.
2.: Toller Schuss von Rama! Von der rechten Strafraumecke hält Rama voll drauf. Nur mit einer Glanzparade kann Kronholm den Abschluss in die lange Ecke parieren.
7.: Der Ball zappelt im Netz der Löwen, aber der Treffer zählt nicht! Lindner setzt sich links im Strafraum durch und legt dann zurück zu Siedschlag, Er steckt in der Mitte durch, der Ball wird abgefälscht und landet erneut bei Linder, der die Kugel aus Abseitsposition nahe der linken Stange ins Tor stochert.
16., 0:1, Kazior: Früh gehen die Störche aus Kiel in Führung. Siedschlag bringt eine Ecke von rechts Richtung erster Stange, wo Lindner mit dem Kopf verlängert. In der Mitte ist Kazior völlig frei und schießt ein.
50.: Das zweite Tor, das Schiedsrichter Kircher nicht gelten lässt - diesmal auf Seiten der Löwen. Nach einem Adlung-Eckball behindert Okotie in der Mitte Kronholm regelwidrig, woraufhin der Kiel-Keeper den Ball fallen lässt. Hain schießt ein - der Treffer zählt aber nicht.
66: Erstmals in der zweiten Halbzeit ein Hauch von Torgefahr für den Kieler Kasten. Hain zieht von der Strafraumgrenze ab. Drüber!
71.: Heider fasst sich einfach mal ein Herz und zieht wie aus dem Nichts von links mit voller Wucht ab. Gerade noch kann Eicher die Kugel über die Latte lenken.
78., 1:1, Adlung: Aus dem Mittelfeld segelt ein weiter Ball in den Strafraum. Dort kann Wahl nicht entscheidend klären. Der Ball landet vor den Füßen von Adlung, der die Kugel sicher einschießt.
85.: Wieder zappelt der Ball im Tor, der Treffer zählt aber nicht! Adlung bringt einen Einwurf von rechts hoch in die Mitte, wo der Ball über Umwege zu Schindler gelangt, der die Kugel in die Maschen befördert, dabei aber Kronholm regelwidrig behindert. Wohl die richtige Entscheidung, dieses Tor nicht zu geben.
87.: Löwen drängen jetzt auf den Siegtreffer. Adlung schießt einen Freistoß aus der zweiten Reihe direkt. Ganz knapp drüber!
90.+1, 2:1, Bülow: Rama zieht aus der zweiten Reihe ab, trifft mit seinem Schuss aber nur die rechte Stange. Von dieser springt der Ball zurück ins Feld, wo Bülow am schnellsten schaltet und das Spielgerät in die Maschen befördert.
Fazit: Kiel machte das frühe Tor, den Löwen fehlten lange die Mittel. Dank einer leidenschaftlichen Schlussphase gewann der TSV doch noch.
Der Star des Spiels: Daniel Adlung. Die Pferdelunge der Löwen. Kämpferisch immer ein Vorbild, spielerisch noch einer der Lichtblicke. Erzielte den überlebenswichtigen Ausgleich und trieb die Löwen in der Schlussphase an.
Der Flop des Spiels: Jannik Bandowski. Sonst in der Rückrunde ein wichtiger Faktor bei den Löwen, in diesem Spiel jedoch harmlos. Musste in der 58. Minute runter.
Der Schiedsrichter: Knut Kircher. Leitete ein hektisches Spiel mit aller Souveränität. Lag in der Zweikampfbewertung fast immer richtig und überzeugte mit einer klaren, unaufgeregten Körpersprache. Behielt auch Recht, als er insgesamt drei regelwidrige Tore nicht gab.
Das fiel auf:
- Schon der Auftakt war kein Vergleich zum Hinspiel. Abtasten fiel aus, vor allem die Löwen kamen mit Dampf auf den Rasen. Allerdings: Die spielerischen Mittel waren einmal mehr überschaubar. Die Löwen versuchten, mit Stückwerk über die engagierten Flügel zu kommen, vor allem Rama bewies zu Beginn ein gutes Auge für die richtigen Laufwege.
- Kiel wiederum setzte auf die Anfälligkeit der Löwen im Spielaufbau und suchte sein Glück im Konterspiel. So entstand auch die Ecke vor dem 0:1, wo bei 1860 jegliche Zuordnung fehlte.
- Kämpferisch nahmen sich beide Teams bei aufgeheizter Atmosphäre zwar nichts, aber: Kiel agierte deutlich clever im Zweikampf. 60 Prozent aller direkten Duelle gewann Holstein in Durchgang eins. Zudem leistete sich die Gäste nicht so gravierende Fehlpässe wie die sichtlich nervösen Löwen.
- Auch nach Wiederanpfiff bot sich das gleiche Bild: Kiel verteidigte diszipliniert, ließ vor allem im Zentrum nichts zu und hielt die ideenlosen Löwen vom eigenen Strafraum fern. 1860 kam spielerisch kaum zu Torabschlüssen, geschweige denn zu Großchancen.
- Erst in der Schlussphase brachten lange Bälle und der Schwung des Ausgleichs mehr Torgefahr. Die letzten Minuten waren ein reines Anrennen der Löwen, das spät noch belohnt wurde.
1860 München - Holstein Kiel : Die Statistik zum Spiel