Ihr seid alle Arschgeigen!

Florian Regelmann
21. Juni 201613:16
Dustin Johnson konnte die 116. US Open für sich entscheidengetty
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Dustin Johnson gewinnt bei der US Open in Oakmont nach einer extrem kontroversen Finalrunde endlich seinen ersten Major-Titel. Das Par-10 feiert DJ, aber auch den Letzten, leidet mit Shane Lowry und Lee Westwood und beleidigt die Offiziellen. Und zwar mit Recht!

10. Es lebe Zach Edmondson! Eins ist ja klar: Kein Schwein kennt Zach Edmondson, niemand hatte den Namen vor der US Open je gehört. Warum auch, spielt der 25-Jährige doch auf der MacKenzie Tour, wo es so geile Turniere gibt wie die Freedom 55 Financial Open oder die Bayview Place Island Savings Open presented by Times Colonist. Meine Güte, Edmondson hat nicht mal 300 Follower bei Twitter. Der Typ spielt mit einer Standbag!!! Aber er ist trotzdem saulässig.

Edmondson kämpfte sich durch die harten Quali-Mühlen, ergatterte sich einen Platz für Oakmont, nur um dann nach 30 Löchern 28 über Par zu liegen. 28 über. Aber Zach Edmondson wäre nicht Zach Edmondson, wenn er dann nicht noch auf seinen letzten 6 Bahnen einfach mal 3 Birdies eingestreut und sich am Ende auf +26 zurückgekämpft hätte. Damit landete er zwar immer noch auf dem letzten Platz, aber ein Held ist er trotzdem.

9. Golf ist brutal: Rory McIlroy, Jordan Spieth und Rickie Fowler waren in der Finalrunde auf den zweiten Neun voll dabei, aber halt leider nur vom Sofa via Twitter, um ihrem Hass auf die USGA Ausdruck zu verleihen. McIlroy kämpfte zwar nach einer furchtbaren 77 zum Auftakt in Runde zwei nochmal, wurde aber dann von einem 4-Putt gestoppt und verpasste am Ende den Cut.

Spieth spielte genauso wie Bubba Watson oder Masters-Champ Danny Willett im Niemandsland herum (T37) und Fowler, den viele ja schon zu den Big Four zählen mussten, trifft ohnehin überhaupt keine Kugel mehr. Masters: Cut. Players: Cut. US Open: Cut. Außer ihm hat das von den Top 50 der Welt übrigens nur Phil Mickelson "geschafft".

Einzig Jason Day als Nummer eins der Welt fightete sich nach miesem Start zumindest in die Nähe eines Contention-Status und landete noch in den Top 10, aber eine wirkliche Chance hatte auch er nie. Das gibt es wirklich nur im Golf, dass die besten Spieler der Welt fast alle in der Gegend herumgurken und dafür Andrew Landry (Nummer 624 der Welt) bei der US Open im letzten Pairing steht. Sensationell.

Jason Day: Der Tod ist nicht immer das Ende

8. Wo willst Du ihn hin haben? Apropos Spieth. Er und Caddie Michael Greller sind vielleicht noch nicht ganz auf dem Level von Mickelson und Bones, aber bei ihnen lohnt es sich auch immer, ein Mikro in der Nähe zu haben. Beispiel gefällig? Hier eine ihrer Konversationen in Oakmont.

Spieth: "Wo willst Du den Ball hin haben? Direkt auf die Fahne?"

Greller: "Yeah."

Spieth: "Für DJ wäre es ein Eisen 9..."

DJs unfassbare Länge nervt halt jeden...

Spieth braucht ein bisschen mehr als ein Eisen 9, macht aber einen guten Schlag ins 9. Grün, nur er hört keine Reaktion.

Spieth: "Ich kriege keinen Applaus dafür? Muss wohl doch ziemlich weit weg sein."

Herrlich.

7. Scotty goes Happy Gilmore: Sorry, wenn die Par-10-Punkte gerade kürzer werden, aber Thorsten Legat ist gerade wieder ins SPOX-Office reinmarschiert. Parallel zur US Open lief ja in den vergangenen Tagen noch diese stinklangweilige Fußball-EM. Ob er auch die US Open geschaut hat? Gleich mal fragen. Aber zurück zum Punkt. Adam Scott spielte eine okay Woche (Top 20), sorgte aber auch modisch für ein Highlight mit seinem kragenlosen Shirt im Happy Gilmore Style ...

6. Kaymer gewinnt bald wieder! Gerade in Runde drei sah es mal zwischenzeitlich so aus, als könnte Martin Kaymer sich in Richtung Top-10 spielen, aber ein Doppel-Bogey-Bogey-Bogey-Finish nahm dem Deutschen den Wind aus den Segeln. Am Ende steht so nach seinem schwersten Turnier seines Lebens (O-Ton Kaymer) ein 37. Rang zu Buche.

Sicher nichts Besonderes, aber dennoch wird bei genauerer Betrachtung klar, dass Kaymer auf dem aufsteigenden Ast ist. Drei Top-10-Platzierungen in Folge auf der European Tour, jetzt auch phasenweise gut gespielt in Oakmont (Hey, Kaymer war neben ROB OPPENHEIM der einzige Spieler ohne Drei-Putt). Das Par-10 ist sich sicher, dass mit Kaymer im Sommer 2016 zu rechnen sein wird ...

5. Das kann kein Mensch ertragen! So sehr wir uns für Dustin Johnson freuen, denken wir bitte jetzt mal eine Minute an seinen Flight-Partner in der Finalrunde. Lee Westwood. Jeder Golf-Fan kennt die Geschichte. Niemand hat in seinem Leben mehr Top-3-Platzierungen bei Majors gesammelt und das Ding nie gewonnen als Westwood. 9 Stück. In Oakmont sah es jetzt mal wieder so aus, als hätte der Engländer echt eine gute Chance, endlich den ersehnten Major-Triumph einzufahren.

Westwood lag vor der Finalrunde zwei unter Par, alles war drin. Und jetzt versetzen wir uns einfach mal in ihn hinein, wie er nach all den Enttäuschungen voller Hoffnung in den letzten Tag startet, nur um dann nach 7 Löchern 7 über zu liegen. Das Leben ist so zum Kotzen! Westwood wäre sicher am liebsten sofort vom Platz gerannt, aber er ertrug seinen Schmerz, brachte die Runde zu Ende und freute sich ehrlich für DJ mit. Menschlich war das ganz großes Kino, Lee.

4. Ihr seid alle Arschgeigen! Jetzt mal ganz im Ernst: Diese USGA-Officials sind ein einziger Skandal. Wir rekapitulieren: DJs Ball an der 5 rollt einen Tick zurück, aber eindeutig bevor er ihn angesprochen und den Schläger aufgesetzt hatte. Er war auch sonst nicht für das Bewegen des Balles verantwortlich. Auf so brutal schnellen Grüns, die eine stärkere Neigung haben als der Mount Everest (Danke für den Vergleich, Luke Donald), rollt halt ab und zu mal ein Ball ein bisschen weg.

Auf jeden Fall war ja an der 5 noch alles geregelt und der Arschgeigen-Official war mit allem einverstanden. Bis an der 12 der Chef der Officials, naturgemäß die größte Arschgeige, plötzlich auftauchte und anfing, DJ dumm von der Seite anzulabern und ihm zu erklären, dass er vielleicht nach der Runde nach einem weiteren Videostudium noch einen Strafschlag bekommen würde. Unfassbar ist gar kein Ausdruck. Was genau habt Ihr Experten eigentlich zwischen der 5 und der 12 gemacht? Und warum könnt Ihr dann nicht sofort in 30 Sekunden entscheiden, was Eurer Meinung nach das richtige Ruling ist?

Man stelle sich mal vor, es wäre bis zur 18 ganz heiß geblieben und jemand wäre einen Schlag an DJ dran gewesen. Dustin Johnson mit dem Putt zum Sieg... okay, oder vielleicht doch nicht... Shane Lowry mit dem Putt zum Stechen... okay, oder vielleicht doch nicht... vielleicht ja auch zum Sieg... man weiß es ja nicht. Was seid Ihr nur für Arschgeigen! Sorry, musste raus.

SPOX-Par-10 zum Masters

3. Kopf hoch, Shane! Was man bei dem ganzen Skandal nicht vergessen darf: Dieser ganze Wahnsinn beeinflusste ja nicht nur Dustin Johnson, sondern auch seine Konkurrenten. Für Lowry war die Finalrunde auch ein Gang durch die Hölle. Da startest Du mit vier Schlägen Vorsprung in den potenziell größten Tag deines Lebens, aber von Anfang an entwickelt es sich zu einem einzigen Krampf.

Allein dass Lowry gefühlte 15 Mal dem verpeilten Marshall am Abschlag sagen musste, dass er sich auf die andere Seite stellen soll, war schon schwierig. Dann bekommst Du gesagt, dass DJ vielleicht einen Penalty Stroke bekommt. Das muss man alles erstmal verarbeiten. Lowry, der die ganze Woche wie ein Gott gechippt und auch geputtet hat, verlor in der entscheidenden Phase den Kopf und brachte sich mit drei Drei-Putts in Folge um alle Chancen. Bitterer geht es nicht.

2. Der Golf-LeBron: Dustin Johnson ist ein Major-Champion. Endlich. Endlich. Endlich. Endlich hat dieser Typ, der Schläge drauf hat, an die alle anderen nicht mal denken, seinen Major-Titel. DJ ist ohne Zweifel ein "freak athlete", wie ihn Spieth jetzt wieder bezeichnet hat. Er ist wie LeBron James im Basketball. Er ist ein Monster-Athlet, der eben Golf spielt. Die Art und Weise, wie er diesen Triumph jetzt eintütete, war einfach nur groß. Wir sehen ihn an der 12 am Abschlag stehen, wie ihm der Official, sorry, die Arschgeige, vom möglichen Strafschlag erzählt und wie Westwoods Caddie Billy Foster ihm einen Klapps auf die Schulter gibt und ihn trösten will.

Wir sehen, wie er danach sichtlich ins Wanken kommt und ein paar richtig miserable Golfschläge macht. Wir sehen aber dann, wie überragend er die letzten Löcher spielt. Wie er die kritischen Putts locht. Wie er den Drive an der 18 rauszimmert. Wie er den zweiten Schlag an den Stock nagelt. Wie er zum Birdie locht. Niemand auf der Welt kann die 18 in Oakmont so spielen, wie Dustin Johnson es uns da gezeigt hat. Vor allem der zweite Schlag hatte nur eine Überschrift: In your face, USGA!

1. Life is good, DJ! Ich will auch den Ball 380 Yards hauen, United States Open Champion sein und mit Wayne Gretzkys Tochter mein Leben verbringen.

Die Weltrangliste im Überblick