5. Da wäre mehr drin gewesen: Martin Kaymer war an den ersten beiden Tagen klar der beste Mann im US-Open-Champ-Flight mit Dustin Johnson und Jordan Spieth. Er hatte Tuchfühlung zur Spitze. Es roch förmlich danach, dass Kaymer am Wochenende ein gewichtiges Wort um den Sieg mitreden würde. Doch dann kam Runde 3, in der Kaymer zu viel liegen ließ und nach hinten durchgereicht wurde. Eine solide Finalrunde brachte noch eine Verbesserung auf den geteilten 35. Platz, aber mehr war nicht mehr drin. Schade. Dennoch bleibt der Eindruck, dass Kaymer nicht weit weg davon ist, wieder Turniere zu gewinnen. Schauen wir mal, was im Sommer passiert.
Stephan Jäger haderte in Erin Hills damit, dass ihm nichts wirklich Sensationelles gelang, weder im langen Spiel noch mit dem Putter. Aber hey, Jägers Saison kann sich mehr als sehen lassen. Dank zwei Siegen führt er die Rangliste auf der Web.com-Tour an und hat die PGA-Tour-Karte fest im Blick. Und bei der US Open hat er jetzt immerhin den Cut geschafft (60. Platz) und durfte in der dritten Runde mit Spieth auf die Wiese, er war sogar besser als Jordan, not too bad.
Für wen wirklich mehr drin gewesen wäre? Bernd Wiesberger! Unser Ösi-Freund durfte sich mit Rang 16 zwar über das zweitbeste Major-Ergebnis seiner Karriere freuen, aber wenn auf den Grüns mehr gegangen wäre... Niemand traf in der Woche so viele Fairways wie Wiesberger, 51/56!
4. #Rickfoundachickbutnotrophy! Rickie Fowler ist wohl der beliebteste Spieler auf der Tour. Ohne Zweifel auch einer der talentiertesten. Er muss jetzt eigentlich bald mal ein Major gewinnen. Zumal er nach einem ernsten Gespräch mit Coaching-Legende Butch Harmon in diesem Jahr noch fokussierter geworden ist. Dieser hatte ihm Ende 2016 deutlich gemacht, dass er sich entscheiden müsse. Willst Du einen auf Kardashian machen und den ganzen Tag auf Social-Media-Plattformen abhängen? Oder willst Du Profi-Golfer sein?
In Erin Hills war Fowler nach seiner 65 an Tag eins in aller Munde. Zumal er mit Allison Stokke jetzt auch noch diese neue heiße Freundin an seiner Seite hat. Fox zeigte quasi in voller Länge, wie Rickie händchenhaltend mit Allison Richtung Clubhaus marschierte. Ein Fowler-Triumph wäre DIE Story gewesen, aber dafür hätte Fowlers langes Spiel ihn im Laufe der Woche nicht im Stich lassen dürfen. Fowler machte ein paar Fehler zu viel, so wurde es am Ende Rang fünf. So bleibt er neben Hideki Matsuyama auch der beste Spieler, der noch auf den ersten Major-Titel wartet.
3. Dabei findet er doch Golf langweilig! "Um ehrlich zu sein, bin ich kein großer Golf-Nerd. Golf ist irgendwie langweilig, es gibt nicht viel Action. Ich komme aus einer Baseball-Familie, das ist in meinem Blut." Meine Damen und Herren, wir hörten so eben den neuen United States Open Champion Brooks Koepka. Zugegeben, es ist eine Weile her, dass Koepka Golf als eher langweilig bezeichnete. Wir gehen mal davon aus, dass er es aktuell zumindest ganz okay findet.
Den ersten Major-Sieg mit drei Birdies in Serie auf der Back Nine beeindruckend eingetütet, den US-Open-Scoring-Rekord von Rory McIlroy mit 16 unter Par eingestellt, 2,16 Millionen Dollar Preisgeld kassiert - Koepka ist nach einer langen Reise als Golf-Superstar angekommen. Warum eine lange Reise? Weil Koepka einen sehr ungewöhnlichen Weg ging. Er kämpfte sich außerhalb der USA nach oben, spielte in Kenia, Kasachstan und Indien. Einmal rief er seinen Manager aus Schottland an und sagte ihm, dass er nach Hause kommen wolle. Er führte zwar das Turnier an, aber er fühlte sich einsam.
Am nächsten Tag gewann er die Scottish Hydro Challenge und schaffte so den Sprung auf die European Tour. Der Rest ist Geschichte. Ein Jahr nachdem sein Kumpel DJ bei der US Open triumphierte, war nun Koepka an der Reihe. Die Ähnlichkeiten zwischen den beiden sind frappierend. Beide hauen den Ball unfassbar weit, beide zeigen kaum eine Regung, beide verbringen unglaublich viel Zeit im Kraftraum. Man schaue sich nur mal den Bizeps von Koepka an. Er könnte auch Linebacker in der NFL sein.
P.S.: Seine Freundin heißt Jena Sims (Miss Georgia Teen 2007). Mit Becky Edwards (Profi-Fußballerin) ist es vorbei. Zum Glück hatte Fox Society-Reporter Brad Faxon am Start und konnte so den Fauxpas von Star-Kommentator Joe Buck schnell korrigieren. Fake News!
2. Neues Major, neuer Sieger! Die US Open waren jetzt schon das siebte Major in Folge, das von einem Spieler gewonnen wurde, der vorher noch nie ein Major gewonnen hatte. Day, Willett (wenn man ihn aktuell sieht, ist es völlig unvorstellbar, dass er mal irgendwas gewonnen hat), DJ, Stenson, Walker, Garcia, Koepka.
Mehr noch: In den Top 20 von Erin Hills fanden wir keinen einzigen früheren Major-Champion. Ausgerechnet Green-Jacket-Träger Sergio Garcia war auf Rang 21 der erste Major-Champion auf dem Leaderboard. Schon verrückt.
1. Ich will meine US Open wieder haben! Wenn das die PGA Championship gewesen wäre, dann wäre alles in Ordnung gewesen und wir würden von einem großartigen Turnier sprechen. Es sollte aber eine US Open sein. Ein Event, das man mit sieben über Par gewinnt, nicht mit 16 unter. Ein Event, bei dem die Fairways so schmal sind wie der Flur im SPOX-Büro. Ein Event, bei dem die Spieler die ganze Woche sich und Golf überhaupt hassen, weil das alles keinen Spaß macht. Soll es ja auch nicht, verdammt nochmal! Nicht bei der US Open! 133 Runden unter Par? Wenn ich die Greater Milwaukee Open hätte sehen wollen, hätte ich das gesagt.
In Erin Hills war alles anders. Da kann ein Platz so lang sein, wie er will. Wenn es auf solch einem Kurs keinen Wind hat (bis auf den Finaltag) und die Spieler dann auch noch softe Grüns vorfinden, dann nehmen sie ihn auseinander. Zumal die USGA nach der Kritik der vergangenen Jahre offenbar etwas Schiss hatte und beim Setup vorsichtig agierte.
2018 kehrt die US Open nach Shinnecock Hills zurück. 2004 gewann dort Retief Goosen. Nur der Südafrikaner und Phil Mickelson, der wie für gewöhnlich Zweiter wurde, blieben damals unter Par. Hoffentlich kriegen wir im nächsten Jahr unsere US Open zurück.
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