Spielergewerkschaft fordert Mitspracherecht

SPOX
24. August 201014:23
Johannes Bitter steht seit 2007 beim HSV im TorGetty
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Die Belastung in der HBL wächst - jetzt wollen die Spieler in Form der neu gegründeten Spielergewerkschaft GOAL den steigenden Anforderungen entgegenwirken. Unterstützt wird der Vorstoß auch vom HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann.

Bis zu 100 Spiele im Jahr, Terminhatz und viele Verletzungen: Nach Jahren des allenfalls stillen Protests wollen sich die Handballer endgültig gegen die alljährliche Knochenmühle in Europas Hallen zur Wehr setzen.

Zeichen des erstmals deutlich formulierten Widerstands ist die neu gegründete Spielergewerkschaft GOAL (Gemeinschaftliche Organisation Aller Lizenzhandballer), die sich am Dienstag am Rande des Supercups zwischen dem THW Kiel und dem HSV Hamburg in München offiziell präsentierte.

Primäre Ziele der Organisation sind unter anderem, bei der Handball-Bundesliga (HBL) und den internationalen Verbänden (IHF/EHF) ein Mitspracherecht in punkto Terminkalender, Lizenzierung und Anti-Doping-Bestimmungen zu erwirken.

"Von einem Erfolg unserer Interessensgemeinschaft kann man sprechen, wenn wir regelmäßig an Gesprächen mit den Gremien der Verbände teilnehmen, weil die Anzahl unserer Mitglieder uns dazu legitimiert", sagte GOAL-Vorstandsmitglied Marcus Rominger und hofft mittelfristig auf "150 bis 200 Mitglieder". In der stärksten Liga der Welt verdienen rund 300 Spieler ihr Geld.

Rominger: "Die Idee war immer da"

Der 37-jährige Rominger ist maßgeblich an der Geburt von GOAL beteiligt. Bereits vor Jahren wollte der Torhüter des Bundesligisten TV Großwallstadt ein solches Organ installieren, die Resonanz war allerdings enttäuschend.

Rominger: "Die Idee war immer da, doch die Nationalspieler zogen damals nicht mit. Aber im Laufe der letzten Jahre sind die Belastungen immens geworden".

Die Auswahlspieler können in einer Saison sogar auf knapp 100 Partien kommen. "Es muss einfach etwas passieren", sagte Rominger, der vom Isländer Gudjon Valur Sigurdsson (Rhein-Neckar Löwen) ermutigt wurde, in punkto Interessengemeinschaft wieder aktiv zu werden.

Bitter: "Haben gesehen, dass wir was bewegen können"

Ein Schlüsselerlebnis war dabei die kleine Revolution vor ein paar Monaten.

Als die HBL einen Spieltag der neuen Saison auf den 1./2. Januar 2011 legte, formierte sich Widerstand in Form einer Unterschriftenliste. "Nach zehn Tagen hatten wir die Listen von allen Vereinen zurück - komplett unterschrieben", berichtete Rominger, der neben seiner sportlichen Karriere als Architekt arbeitet.

Nationaltorhüter und Vorstandsmitglied Johannes Bitter (HSV Hamburg) meinte zu der wegweisenden Aktion: "Wir haben gesehen, dass wir etwas bewegen können."

Der Spieltag wurde zwar nicht ausschließlich, aber auch auf Druck der Profis verlegt. Was für Rominger und Co. folgte, waren Treffen mit erfahrenen "Gewerkschaftlern": In Spanien, Frankreich oder Dänemark sind die Handballer längst organisiert, in Deutschland unter anderem die Fußballer oder die Basketballer.

Bohmann: "Begrüße die Gründung außerordentlich"

Die HBL reagierte gelassen auf die neue Spielervereinigung, die in Aschaffenburg gegründet wurde, in Wiesbaden sitzt und derzeit eine Bürokraft beschäftigt.

"Sicher birgt das auch Konfliktpotenzial. Aber ich begrüße die Gründung außerordentlich, weil es überfällig war, dass sich auch die Spieler als fundamentaler Bestandteil des Handballs eine Stimme geben. Dass sie ihre zum Teil wirklich berechtigten Forderungen auch formulieren", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann.

Zusammen mit den europäischen Partnervereinigungen will GOAL, das sich hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge finanziert, für die Rechte der Athleten eintreten.

Geplant ist auch die Einrichtung eines Netzwerks, in dem die Mitglieder beispielsweise Hilfe bei Rechts- oder Steuerfragen bekommen können. Den Begriff Gewerkschaft übrigens hört Rominger gar nicht gerne. "Das Wort ist etwas negativ besetzt. Uns geht es nicht um Konfrontation, wir wollen Kommunikation", sagte der 37-Jährige.

HBL rüstet sich gegen Manipulation