Der HSV Handball ist mit einer Niederlage gegen Göppingen denkbar schlecht in die Bundesliga-Saison gestartet. Danach gab es aber nur noch Siege. Zuletzt gegen Spitzenreiter Füchse Berlin. Einer der Garanten für Erfolge ist Hans Lindberg.
Der vielleicht beste Rechtsaußen der Welt sorgt mit seinen Toren Spiel für Spiel für Spektakel in der O2 World. Im Interview mit SPOX spricht Lindberg über seine Sportbegeisterung, die Torjägerkrone und Silvio Heinevetter.
SPOX: Wenn man Ihre Facebook-Seite checkt, dann sieht man, dass Sie Fan von Timo Glocks Seite sind. Sind Sie Formel-1-Fan?
Hans Lindberg: Ich habe ihn ein paar Mal bei Handball-Spielen getroffen, so kam der Kontakt zustande. Ich verfolge die Formel 1 schon, aber ein richtiger Hardcore-Fan bin ich nicht.
SPOX: Haben Sie selbst schon mal in einem Rennwagen gesessen?
Lindberg: Nein, leider nicht.
SPOX: Weil Sie so auf Handball fixiert sind?
Lindberg: Nein, ich versuche schon, auch andere Sportarten auszuprobieren. Ich wollte zum Beispiel schon länger mit Golf anfangen. Ich habe sogar die Schläger gekauft. Aber so richtig dazu gekommen bin ich noch nicht. Ich hoffe, dass es bald klappt.
SPOX: Mit wem wollen Sie denn spielen? Mit Ihrer Freundin Jeanette wahrscheinlich nicht, oder?
Lindberg: Warum?
SPOX: Sie wurde vor einigen Monaten mit den Worten zitiert: "Mit Hans Sport zu machen nervt. Er kann alles so gut." Sprach Sie damals von Talent oder von Perfektionismus?
Lindberg: Das hat eher mit Talent zu tun. Seit ich klein bin, mache ich verschiedene Sportarten, die meist ganz gut klappen. Ich glaube, man könnte schon sagen, dass ich ein Talent für diese Dinge habe.
SPOX: Für Handball gilt das definitiv. Für viele gelten Sie als bester Rechtsaußen der Welt. Wer sind Ihre Vorbilder?
Lindberg: Auch wenn Sie nicht auf meiner Position spielen: Die dänischen Linksaußen Nikolaj Jacobsen und Lars Christiansen. Dass jemand wie Christiansen noch mit 38 Jahren auf Topniveau spielt, finde ich beeindruckend. Zu den beiden habe ich schon damals aufgeblickt.
SPOX: Sie sind mit über 250 Toren im letzten Jahr deutlich Torschützenkönig geworden. Für das Team war mehr als der Pokalsieg aber nicht drin. Was fehlte, was in diesem Jahr besser werden muss?
Lindberg: Tja, gute Frage. Ich bin eigentlich der Meinung, dass wir eine sehr gute Saison gespielt haben. Viel können wir uns nicht vorwerfen. Außer, dass wir in dem einen entscheidenden Heimspiel gegen Kiel nicht voll da waren.
SPOX: Hat sich da gezeigt, dass Kiel aufgrund der vielen Titel der letzten Jahre mental besser vorbereitet war als Hamburg?
Lindberg: Die Erfahrung hat ihnen sicher geholfen. Aber mental hat es auch bei uns gestimmt, wir waren genauso heiß auf dieses Spiel. Bei uns hat sicher keiner gesagt: "Nee, heute will ich nicht."
SPOX: Noch mal zu Ihrer Torquote: Die ist dieses Jahr ähnlich stark. Wollen Sie den Titel gerne verteidigen?
Lindberg: Nein, das ist überhaupt kein Ziel für mich. Ich will Titel gewinnen. Wenn ich viele Tore mache, dann ist das eben so. Wenn nicht, dann versuche ich meinen Kollegen zu helfen.
SPOX: Aber wir können uns doch darauf einigen, dass es für den Verein enorm wichtig ist, dass Sie Ihre Tore machen. Schaut man sich zum Beispiel die Topscorer-Rangliste der Vorsaison an, dann sind Sie der einzige Hamburger weit und breit. Domagoj Duvnjak war mit 110 Treffern der zweitbeste Schütze und lag auf Platz 46.
Lindberg: Alle Tore sind wichtig. Wer sie im Endeffekt macht, ist doch völlig egal. Die Torjägerkrone macht mich stolz, das gebe ich zu. Aber ein Ziel ist sie deshalb noch lange nicht.
SPOX: Die Liga scheint derzeit eine Zweiklassen-Gesellschaft zu sein: 8 Teams haben vier oder weniger Pluspunkte, 8 Teams haben vier oder weniger Minuspunkte. Was sagt Ihnen diese Tendenz?
Lindberg: Die Saison ist noch jung. Aber es scheint mehr Mannschaften zu geben, die richtig gut sind, als im Vorjahr. Das finde ich schön. Aber eigentlich haben wir genug damit zu tun, auf uns zu schauen und unsere Leistung zu stabilisieren.
SPOX: Die Vielzahl an bislang guten Teams bedeutet aber auch, dass der HSV mehr Konkurrenz hat. Wer ist Ihnen bisher besonders aufgefallen?
Lindberg: Berlin hat natürlich sehr gut angefangen, das sieht man an der Tabelle. Und zu Hause gegen Kiel und auswärts gegen Flensburg muss man erst mal gewinnen. Aber man sollte die SG und die Rhein-Neckar Löwen nicht vergessen. Das sind sehr gute Mannschaften. Kiel sowieso.
SPOX: Sie haben vor einiger Zeit gesagt, dass Sie die Schwächen und Stärken der meisten Torhüter genau kennen. Gegen Silvio Heinevetter sind ihnen sechs Treffer gelungen.
Lindberg: Das stimmt. Ich hatte im Vorfeld auch bei Silvio Heinevetter etwas entdeckt. Er ist sehr gut drauf im Moment, keine Frage. Aber trotzdem hat man gesehen, dass jeder Torwart zu überwinden ist. Das gilt auch für Heinevetter.
SPOX: Ist er dennoch derzeit der beste Torwart in Deutschland?
Lindberg: Mit so etwas tue ich mich immer schwer. Er ist sicher sehr stark, aber es gibt viele gute Torhüter. Unseren eigenen zum Beispiel (Johannes Bitter, d. Red.).
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