36:26 gegen Tunesien: Die deutschen Handballer kämpfen sich in die Hauptrunde. Nach der Blamage gegen Frankreich bemüht sich das Team von Bundestrainer Heiner Brand um Wiedergutmachung, die in der zweiten Spielhälfte auch gelang.
Mit Eifer und viel Dampf gingen die deutschen Spieler in ihr Endspiel um den Einzug in die Hauptrunde. Schnell führte der WM-Fünfte mit 6:3 (8.) und hatte das Spiel im Griff. Doch wie am Vortag ging dann die Konzentration verloren, leichte Fehler und Ballverluste häuften sich. Binnen sieben Minuten lag die DHB-Auswahl mit 6:8 (15.) hinten. Doch im Gegensatz zu den Niederlagen gegen Spanien und Frankreich verloren Kapitän Pascal Hens (6 Tore) und seine Mitstreiter nicht die Nerven. Ruhig und beharrlich hielten sie trotz der offensiven und auf Spielunterbrechung angelegten Defensive der Tunesier ihre Linie bei. Zudem fand auch Torhüter Johannes Bitter nach einer kurzen Schwäche wieder zu alter Stärke zurück. Lohn waren nach dem 9:11 (20.) fünf Tore in Serie zur 14:11-Führung.
In der zweiten Halbzeit zog Deutschland dann davon, führte nach einem Hens-Kracher zum 27:17 erstmals mit zehn Toren. Anschließend ließ das Brand-Team nichts mehr anbrennen und spielte die Partie locker runter. Die Leistungssteigerung zeigte auch beim Bundestrainer Wirkung: "In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft Freude gemacht." Mit den Medaillen hat die Mannschaft - trotz des 28:28 Unentschieden zwischen Frankreich und Spanien - wohl nichts mehr zu tun. Mit Platz sieben würde sich die DHB-Auswahl für das Qualifikationsturnier der Olympischen Spiele 2012 in London qualifizieren.
Conrad: Blacky, bevor wir über das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Tunesien sprechen - wie lautet Deine Einschätzung zum überraschenden Unentschieden zwischen Spanien und Frankreich?
Blacky: Die Spanier haben sich den Punkt verdient, weil sie bis zur letzten Sekunde an ihre Chance geglaubt haben. Frankreich hat erstmals eine kleine Schwächephase gezeigt und wir haben gesehen, dass auch der Weltmeister verwundbar ist.
Conrad: Ergeben sich aus der Konstellation, dass nun beide Mannschaften mit drei Punkten in die Hauptrunde gegen Vorteile für die DHB-Auswahl?
Blacky: Nein, davon kann man nicht ausgehen. Vermutlich wäre es für uns sogar besser gewesen, wenn Frankreich mit 4 Punkten in die Hauptrunde startet. Es wird trotzdem schwer für uns zumindest den dritten oder vierten Tabellenplatz in dieser Hauptrundengruppe zu erreichen.
Conrad: Schauen wir auf das Spiel gegen Tunesien: Was hat Dir heute im Spiel der Deutschen besonders gut gefallen?
Blacky: Man hat gespürt, dass die Mannschaft den Sieg wollte. Das Engagement, die Laufbereitschaft und die Aggressivität haben gestimmt. Die Jungens haben eine Reaktion gezeigt - auch wenn Tunesien nicht zu den Top-Mannschaften in der Welt gehört.
Conrad: Welche Punkte gibt es zu kritisieren?
Blacky: In der Anfangsphase des Spiel haben wir ähnliche Fehler wie gegen die Franzosen gemacht und kurzzeitig den Faden verloren. Es fehlte der Druck auf die Abwehr. Gegen die offensive Deckung der Nordafrikaner fanden die Jungens zunächst kein Mittel. Im Verlauf der erste Halbzeit hat unsere Mannschaft es dann immer besser gemacht.
Conrad: Heiner Brand war nach der Niederlage gegen Weltmeister Frankreich sehr verärgert und hat die Mannschaft in ungewohnter Form kritisiert. Welche Spuren hat diese Kritik - trotz des Erfolges gegen Tunesien - hinterlassen?
Blacky: Ich denke schon, dass die Jungens ihrem Trainer schnellstmöglich eine Reaktion zeigen wollten. Sie haben sich die Kritik zu Herzen genommen. Jetzt sollten sie auch gegen die Top-Teams Island, Ungarn und Norwegen in der Hauptrunde nachlegen.