Für die einen ist er der Antistar des deutschen Handballs, für die anderen der schüchterne Mann mit den spektakulären Sprungwürfen.
Für Bundestrainer Heiner Brand ist Holger Glandorf kurz vor dem Start der Handball-WM in Schweden (13. bis 30. Januar) aber vor allen Dingen eines: Ein Sorgenkind.
Glandorf optimistisch
Nach seiner Knieoperation Mitte Dezember sollte Linkshänder Glandorf am Freitagabend beim ersten von zwei WM-Tests auf Island einen Härtetest bestreiten - und war zuvor äußerst optimistisch. "Ich habe seit Tagen keine Probleme mit dem Knie. In den ersten Spielen wird das noch ein bisschen im Hinterkopf sein. Mit der Zeit legt es sich aber dann", sagte der 27-Jährige vom TBV Lemgo, der ab der kommenden Saison für zunächst drei Jahre bei Ex-Meister SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag steht.
Dass ein Glandorf ohne verletzungsbedingte Probleme Spiele im Alleingang entscheiden kann, weiß gerade Brand ganz genau. Deshalb hat der Gummersbacher seinem rechten Rückraumspieler auch einen Freifahrtsschein ausgestellt - wenn das Knie halten sollte. "Steht Holger die Spiele problemlos durch, ist er dabei", meinte Brand.
Allerdings dürfte das Selbstvertrauen des immer ein wenig schüchtern wirkenden Glandorf in der Bundesliga-Hinrunde gelitten haben. Nachdem sich der Weltmeister von 2007 gleich zu Beginn der Saison eine neuerliche Blessur an seiner Wurfhand zugezogen hatte, konnte der gebürtige Osnabrücker selten an seine gewohnte Form anknüpfen.
Im Angriff zu uneffektiv
Zwar zeigte sich Glandorf im Abwehr-Mittelblock stark verbessert, ließ es aber im Angriff an Effektivität vermissen. In der Bundesliga-Torschützenliste liegt der Familienvater mit 51 Toren in 14 Partien gerade einmal auf Position 77.
Trotzdem schätzen ihn seine Vereinskollegen als absoluten Teamplayer - und die Funktionäre als Ausnahmeathleten. "Holger ist ein Gewinnertyp und einer der besten Spieler der Welt", lobte Flensburg-Manager Holger Kaiser seinen künftigen Halbrechten.
Bleibt zu hoffen, dass sich der bodenständige Glandorf in seiner neuen Heimat schneller einlebt als nach seinem Wechsel von der insolventen HSG Nordhorn nach Lemgo Anfang 2009. Damals war er zunächst zwischen seinem alten Wohnort und seinem neuen Klub gependelt, da seine Familie in Nordhorn geblieben war.
Diesmal ist ein kompletter Umzug geplant. "Ich bin mir sicher, dass ich mich mit meiner Familie in Flensburg sehr wohl fühlen werde. Mit der SG will ich viel erreichen und freue mich auf die Fans der Hölle Nord", sagte Glandorf, der sich bei großen Turnieren die knappe Freizeit gerne mit Büchern, Internet und Fernsehen vertreibt. Auch in Schweden, wenn das Knie hält.