Beste Werfer im Team von Bundestrainer Martin Heuberger waren Uwe Gensheimer, Christoph Theuerkauf, Lars Kaufmann und Michael Haaß mit jeweils 4 Toren. Bei den Dänen trafen Anders Eggert (7) und Hans Lindberg (5) am besten. Rückraum-Shooter Mikkel Hansen (4/11) spielte weit unter seinen Möglichkeiten.
Im letzten Hauptrunden-Spiel trifft Deutschland am Mittwoch auf Polen (16 Uhr im LIVE-TICKER) und muss dort ein "Endspiel" gewinnen, um sich im zweiten Anlauf sicher für das Halbfinale zu qualifizieren. Gegen Dänemark hätte bereits ein Unentschieden zum Weiterkommen gereicht, da Polen zuvor gegen Mazedonien unterlegen war.
Der Kampf um die beiden verbliebenen Tickets für die drei olympischen Qualifikationsturniere im kommenden April ist weiterhin offen. Serbien, wie Polen ein Konkurrent um eines dieser Tickets, steht nach einem Sieg gegen Schweden am Abend bereits als Halbfinalist fest.
Wenn man davon ausgeht, dass Dänemark keine Probleme haben sollte, die bereits ausgeschiedenen Schweden zu schlagen, dann ist klar: Deutschland muss Polen bezwingen, um ins Halbfinale zu kommen. Bei einer Niederlage wäre nicht nur das Halbfinale weg, man würde dann auch noch von den Polen in Sachen Olympia überholt.
Die Reaktionen:
Martin Heuberger (Bundestrainer): "Das tut richtig weh. Wir hatten richtig gute Chancen gegen den WM-Zweiten. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir gegen eine ausgebuffte Mannschaft gespielt haben, die jeden Fehler bestraft. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Das war über weite Strecken ein gutes Spiel, aber wir haben einige Chancen liegen gelassen, das hat am Ende den Ausschlag gegeben."
Pascal Hens (DHB-Kapitän): "Wir wollten gewinnen, aber es hat nicht gereicht. Wir haben noch eine Chance gegen Polen."
... zu seiner Leistung: "Scheiße."
Lars Kaufmann (DHB-Rückraumspieler): "Zum Schluss stand unsere Abwehr nicht mehr konsequent genug. Dänemark hat das clever genutzt. Gegen Polen haben wir den zweiten Matchball - den müssen wir verwandeln."
Michael Haaß (DHB-Rückraumspieler): "Die schnellen Tore der Dänen sind uns auf die Moral geschlagen. Jetzt haben wir ein Endspiel gegen Polen, aber wir haben im vergangenen Jahr gezeigt, dass wir in solchen Situationen da sind. Die Niederlage gegen Dänemark muss jetzt ganz schnell aus den Köpfen raus."
Christoph Theuerkauf (DHB-Kreisspieler): "Vielleicht spielen wir nur perfekt, wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen."
Ulrik Wilbek (Dänemark-Coach): "In Dänemark ist es eine nationale Tragödie, wenn das Handball-Team nicht ins Halbfinale kommt. Wir haben nach einem sehr schlechten Start stark gekämpft und unsere Chancen gut genutzt."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Heuberger nimmt zwei Veränderungen vor. Kapitän Hens, der seinen Magen-Darm-Infekt überwunden hat, beginnt im linken Rückraum für Kaufmann. Auf der Rechtsaußen-Position darf Sprenger für Groetzki ran. Ansonsten alles beim Alten.
5.: So muss das aussehen! Gensheimer greift sich im dänischen Aufbau den Ball und versenkt den schnellen Gegenstoß. Dänemark nimmt die Auszeit. 4:1 Deutschland.
19.: Pech! Markussen ist für Hansen im Spiel und steigt hoch, abgefälscht, drin! Die Dänen haben ihre Überzahl perfekt ausgenutzt. Ausgleich. 8:8.
22.: Und da ist es passiert. Die Dänen kommen ins Laufen, Lindberg trifft im Tempo-Gegenstoß. Dänemark erstmals in Führung. 11:10. Heuberger reagiert und nimmt gleich die Auszeit.
25.: Das Spiel kippt. Mogensen setzt sich stark durch und trifft. Dänemark zum ersten Mal auf drei Tore weg. 14:11. Ganz gefährliche Phase.
38.: Jetzt wird's düster. Mogensen am Kreis. Der Rückstand wächst auf fünf Tore an. 21:16 für Dänemark.
48.: So schnell kann es sich wieder drehen. Gensheimer trifft vom Siebenmeterpunkt. Vier Tore in Folge und schon ist das DHB-Team wieder dran. Nur noch 24:23 für Dänemark. Wilbek nimmt die Auszeit.
53.: Kaufmann mit dem Stürmerfoul - Lindberg im Gegenzug. Immer wieder diese Gegenstöße, die dem deutschen Team das Genick brechen. 26:23 Dänemark.
57.: Gensheimer wird auf Außen frei gespielt - und hebt den Ball übers Tor. Gibt es nicht. Warum probiert er da einen Heber? Das war's wohl. 27:24 Dänemark.
Dänemark - Deutschland: Das komplette Spiel im Re-Live
Der Star des Spiels: Niklas Landin. Nicht nur Deutschland hat traditionell herausragende Torhüter. Auch Dänemark ist mit großen Keepern gesegnet. Jahrelang gehörte Kasper Hvidt zu den Besten der Welt, nun ist es Niklas Landin. Der 23-Jährige spielte bislang keine übermäßig starke EM, aber gegen das DHB-Team war er am Ende der Matchwinner. Silvio Heinevetter (12/39) hielt stark, aber Landin (16/42) war noch besser. Die Rhein-Neckar Löwen dürfen sich ab der neuen Saison auf einen überragenden Torwart freuen. Außerdem stark: Anders Eggert. Der Linksaußen, der sich bisher die Spielanteile mit Oldie Lars Christiansen teilte, stand diesmal nahezu das komplette Spiel auf dem Feld und leistete sich nur einen Fehlwurf (7/8).
Der Flop des Spiels: Pascal Hens. Es ist ohne Zweifel leicht, sich auf den deutschen Kapitän einzuschießen. Aber es ist genauso Fakt, dass von Hens einfach überhaupt keine Produktivität kommt. Gegen Dänemark ließ Heuberger den Hamburger die ersten 22 Minuten auf der Platte. Die nackten Zahlen: 0 Tore. Und so einige Ballverluste. Hens ist nach dem bisherigen Turnierverlauf total verunsichert und Lichtjahre von dem Pommes entfernt, den man in dieser Saison schon in der Bundesliga gesehen hat. Seine Quote im Turnier lautet jetzt: 1/10. Brutal. Zu Hens' Entschuldigung sei gesagt, dass das DHB-Team auch ohne ihn viel zu viele Fehler machte und das Duo Kaufmann/Glandorf jede Menge Fahrkarten schoss.
Analyse: Die DHB-Auswahl erwischte ähnlich wie beim Schweden-Spiel in der Vorrunde einen perfekten Start und lag nach sechseinhalb Minuten schon mit vier Toren vorne (6:2). Der Schlüssel in der Anfangsphase: Die deutsche Deckung war extrem aktiv und nahm die überragende Rückraum-Achse der Dänen mit Bo Spellerberg und Mikkel Hansen exzellent aus dem Spiel.
Bei den Dänen reihte sich in der Anfangsphase Ballverlust an Ballverlust. Das DHB-Team kam zu einigen Tempo-Gegenstößen und nutzte die sich bietenden Chancen im Angriff mit Geduld und Konsequenz aus. Dänen-Coach Wilbek musste früh auf die Probleme seines Teams gegen die deutsche Abwehr reagieren und stellte im Rückraum um. Mit Erfolg.
Mit der Zeit fanden die Dänen immer öfter die Lücken. Und sie schafften es vor allem, das Spiel durchzubringen, das sie so auszeichnet: Tempo-Gegenstöße laufen. Das deutsche Team verwarf zu viele freie Bälle, nahm sich einige Würfe aus nicht optimaler Position und lud den Gegner damit zu vielen leichten Toren ein. Wie sehr sich das Spiel drehte: Nach sechs Toren in sechseinhalb Minuten brachte das DHB-Team in den restlichen 23,5 Minuten nur noch acht Törchen zustande.
Dänemark machte aus dem schnellen 2:6-Rückstand bis zur Halbzeit eine Drei-Tore-Führung (17:14). Und das, obwohl Hansen gar kein Faktor war (2/5). In Halbzeit zwei änderte sich das Bild nicht. Deutschland verliert vorne den Ball, der Dänemark-Express rollt und schon schlägt es wieder ein. Ganz einfach. Auch weil das deutsche Rückzugsverhalten stark zu wünschen übrig ließ.
Die Dänen setzten sich auf fünf Tore ab (21:16), ehe das deutsche Team wieder einmal seine größte Qualität zeigte: ein unglaubliches Kämpferherz. Da auch die Dänen immer wieder Schwächen offenbarten, kam Deutschland nicht nur auf ein Tor heran (23:24), sondern hätte das Spiel auch noch komplett drehen können. Chancen waren zur Genüge vorhanden, wurden aber fahrlässig liegen gelassen. Die deutsche Trefferquote von 47 Prozent (26/55) war die schwächste in den bisherigen fünf Spielen.
Entscheidend war aber ohne Frage das Fastbreak-Spiel der Dänen. Sieben erfolgreiche Tempo-Gegenstöße bei Dänemark, nur drei bei Deutschland. Es war die Story des Spiels.
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