Hallo Handball-Fans,
wie ganz Handball-Deutschland bin natürlich auch ich begeistert von den bisherigen Leistungen des deutschen Teams. Wenn man sich anschaut, gegen wen wir bis jetzt gespielt haben, dann war das ohne Frage überragend. Ich habe Euch ja vor dem Auftakt schon gesagt, dass meiner Meinung nach ein guter Start diesmal noch wichtiger ist als sonst.
Das hat gegen Polen perfekt geklappt. Danach gewinnst du nach Rückstand noch so eine enge Kiste wie gegen Russland, das gibt nochmal zusätzlich Selbstvertrauen und Rückenwind. Man kann richtig sehen, wie diese Mannschaft wächst.
Die Jungs machen das überragend
Der letzte Beweis war dann, wie die Jungs gegen Dänemark den letzten Angriff in Unterzahl runtergespielt haben. Da war auch ein bisschen Glück dabei, wenn wir ehrlich sind, aber dennoch war es auch ein Zeichen von Stärke. Wenn eine halbe Minute der Arm oben ist, dann musst du erstmal die Ruhe bewahren und den Ball eben nicht wegschmeißen, das hätte ja auch leicht passieren können.
Die Jungs machen das wirklich überragend, sie sind vor allem ungemein konstant bis jetzt. Aber wir müssen aufpassen, dass die Euphorie nicht zu groß wird. Jetzt wird schon wieder darüber gesprochen, wie weit es gehen kann. Vorsicht, Leute. Wir müssen uns jetzt erstmal auf Argentinien konzentrieren, das ist das alles entscheidende Spiel in der Gruppe.
Wenn wir das verlieren, war es das mit dem Gruppensieg und es sieht schon wieder ganz anders aus. Und diese Argentinier sind absolut gefährlich, das haben die ersten Ergebnisse ja auch gezeigt.
Argentinier sehr ausgeglichen besetzt
Die Argentinier sind freche Hunde, die sich keinen Kopf machen und mit viel Spaß Handball spielen. Die streuen auch einfach mal so einen Kempa ein. Es ist um die Simonet-Brüder auch eine sehr ausgeglichene Mannschaft, in der es jetzt nicht den einen Star gibt, der alles macht.
Also ganz anders als bei den Dänen, als wir ja fast eine 4-2-Deckung gespielt haben, um Mikkel Hansen rauszunehmen. Gegen Argentinien wird das nicht möglich sein, weil sie keinen Spieler haben, von dem sie so abhängig sind, wie es bei Dänemark phasenweise mit Hansen der Fall ist.
Auch die Rollenverteilung ist plötzlich eine ganz andere. Deutschland geht im Schlüsselspiel gegen Argentinien zum ersten Mal als klarer Favorit in eine Partie, das wird auch eine neue Aufgabe für die Jungs. Ich bin aber guter Dinge, weil ich sehe, dass die Mannschaft funktioniert. Wir spielen das im Angriff mit viel Geduld und mit guten Kreuzbewegungen. Allgemein ist es schön zu sehen, dass es eine gute gemeinsame Bewegung gibt. Es ist nie so, dass einer sich bewegt und die anderen stehen.
Weinhold der erwartete Leader
Steffen Weinhold ist im Rückraum derjenige, der viel Verantwortung übernimmt und vorangeht. Aber nichts anderes habe ich von ihm erwartet. Er ist ein super Spieler, der eine Menge Erfahrung mitbringt und Champions League spielt, er muss der Mann sein, der da die entscheidenden Impulse gibt. Das macht er bis jetzt exzellent.
Weinhold und generell der etatmäßige Rückraum hatten bislang kaum Pausen, was vielleicht nicht ideal ist, aber ich sehe da keine größeren Probleme auf uns zukommen. Erstens hat Dagur Sigurdsson extra die ganzen Abwehrexperten mitgenommen, um so in der Deckung mehr Möglichkeiten zu haben, sodass er einigen Leuten Pausen geben kann.
Und zweitens muss man jetzt gegen Argentinien nochmal alles raushauen, aber danach kommt Saudi-Arabien. Da sollte eine gewisse Schonung für den einen oder anderen drin sein, danach ist wieder ein Tag Pause, das sollte reichen, um den Akku der Spieler wieder aufzuladen. Sie sind ja noch jung ;-)
Im Gegenstoß ein bisschen was verschenkt
Ich habe mir natürlich auch schon mal angeschaut, wie der Weg der deutschen Mannschaft im weiteren Turnierverlauf sein könnte, Ägypten im Achtelfinale und Katar im Viertelfinale unter Umständen. Ich glaube aber nicht, dass die Mannschaft solche Gedanken an sich ranlässt. Die Jungs sind zu bodenständig, als dass sie jetzt überheblich werden und schon zu früh zu weit denken.
Es gibt eigentlich nur einen Punkt, der mir noch nicht so gefällt bei der deutschen Mannschaft. Ich finde, dass wir zu wenige Gegenstöße laufen und da ein bisschen was verschenkt haben.
Wir sind potenziell eine super Gegenstoßmannschaft mit guten Außen, aber der Bundestrainer legt extrem großen Wert auf Disziplin und nimmt dadurch manchmal das Tempo raus. Das Motto war so ein bisschen: Hauptsache keine Bälle wegschmeißen und wenige Fehler machen.
Wir können jeden schlagen
Wenn es in der zweiten Welle Möglichkeiten gab, die nicht total klar waren, wurde lieber die Bremse reingehauen. Lieber den normalen Angriff fahren und mit viel Geduld spielen, da setzt Dagur sehr auf Disziplin. Aber er ist ja auch super damit gefahren in den ersten Spielen.
Dennoch denke ich, dass da noch ein Potenzial liegt, um auch zu einfacheren Toren zu kommen, wenn wir etwas mutiger sind. Prinzipiell ist es auf jeden Fall eine gute Sache, wenn wir trotz der Top-Leistungen immer noch andere Stärken besitzen, die noch mehr ausgespielt werden können in den nächsten Spielen.
Allgemein ist es auch interessant zu sehen, dass keiner der Favoriten bis jetzt total überzeugt hat. Was auch wieder einmal zeigt, dass es alles noch enger zusammengerückt ist. Die ganz großen Favoriten tun sich schwer, ich sehe keine Übermannschaft, die raussticht und alle weghaut. Deshalb ist es auch definitiv so, dass die deutsche Mannschaft in Katar an einem guten Tag in der Lage ist, jeden zu schlagen... Hoffen wir einfach erstmal, dass es gegen Argentinien so gut weiterläuft.
Bis zum nächsten Mal!
Euer Pommes
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