Mr. President im Nebenjob

Der DHB bekommt einen neuen Präsidenten - wahrscheinlich Andreas Michelmann
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Andreas Michelmann wird aller Voraussicht nach neuer Präsident des DHB. Seine Art und seine Erfahrung im deutschen Handball sprechen für den 55-Jährigen. Doch gibt es auch einen Punkt, der hinter seine Wahl ein fettes Fragezeichen setzt.

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Die Entscheidung der Findungskommission ist einstimmig gefallen. Andreas Michelmann soll am 26. September beim außerordentlichen Bundestag in Hannover nach Willi Daume, Ernst-Ludwig Feick, Otto Seeber, Bernhard Thiele, Hans-Jürgen Hinrichs, Bernd Steinhauser, Ulrich Strombach und Bernhard Bauer zum neunten Präsidenten der DHB-Historie gewählt werden.

"Andreas Michelmann hat seine Führungsqualitäten unter Beweis gestellt. Er ist aus unserer Sicht absolut qualifiziert für das Amt des DHB-Präsidenten. Wir sind von ihm überzeugt", erklärte Findungskommissions-Mitglied und Mittelrhein-Landesverbandspräsident Lutz Rohmer im Gespräch mit SPOX.

Dem studierten Germanisten steht eine komplizierte Aufgabe bevor. Er muss den im März zurückgetretenen Bauer ersetzen, der für viele so etwas wie der Traumprinz war. Einer, dem das höchste Amt im deutschen Handball geradezu auf den Leib geschneidert schien.

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"Bauers Rücktritt ist scheiße", stellte der frühere Nationaltorhüter und heutige HBL-Justiziar Andreas Thiel gegenüber SPOX klar: "Er war ein Glücksfall für den DHB, eine Idealbesetzung, so einer kommt so schnell nicht wieder. Egal wer jetzt das Amt übernimmt, der hat eine gewisse Fallhöhe. Ich beneide denjenigen nicht."

Hohes Maß an diplomatischem Geschick

Nun also Michelmann. Zwei Punkte sprechen ganz klar für den amtierenden Oberbürgermeister von Aschersleben. Seine Erfahrung als Sportfunktionär und seine Art. Hört man sich in seinem Umfeld um, wird schnell klar: Michelmann weiß genau, was er will. Er verfolgt seine Ziele konsequent, geht voran und kommt oft mit einem hohen Maß an diplomatischem Geschick zum Ziel.

Diplomatisches Geschick kann gerade beim DHB nicht schaden. Davon hatte Bauer - bei allen sonstigen Vorzügen - im Umgang mit dem nicht immer einfachen Bob Hanning womöglich nicht genug. Streit, Eitelkeiten und Alleingänge hatten schließlich zum Bruch zwischen Boss und Vize geführt.

"Ich komme gut mit ihm klar", sagt Michelmann über Hanning: "Natürlich hat er Ecken und Kanten, das weiß jeder. Aber ich schätze ihn als absolut kompetenten Mann, mit einer Mischung aus fachlichem Wissen, Klugheit und auch Intuition."

Reicht die Zeit?

Michelmann weiß, wovon er redet. Als bisheriger Vizepräsident Amateur- und Breitensport kennt er die handelnden Personen und Strukturen beim DHB bestens. Bereits 2012 war der Mann aus Sachsen-Anhalt deshalb von der damaligen Findungskommission als Präsident vorgeschlagen worden, als es darum ging, einen Nachfolger für Strombach zu finden. Zugunsten Bauers zog er damals zurück.

Alles gut, könnte man meinen, wäre da nicht die Tatsache, dass Michelmann eben hauptamtlicher Oberbürgermeister einer knapp 28.000 Einwohner zählenden Stadt ist. Lässt sich das zeitlich mit dem so wichtigen Ehrenamt des DHB-Präsidenten unter einen Hut bringen? "Herr Michelmann hat uns überzeugend dargestellt, wie er das machen will und dass er das kann", meinte Rohmer.

Thiel erklärte hingegen, als er von einigen Medien zwischenzeitlich ins Gespräch als DHB-Präsident gebracht wurde, warum er keine Ambitionen habe: "Wenn ich eine Aufgabe übernehme - und da rede ich nicht vom Amt des DHB-Präsidenten - dann habe ich auch einen gewissen Anspruch an mich selbst. Man will das dann möglichst gut erledigen. Dafür braucht man Zeit. Die hab ich nicht. Es sei denn, man gäbe mir ein entsprechendes Gehalt. Das ist beim DHB aber nicht möglich, es ist ein grundsätzliches Problem. Bei FIFA oder DFB bekommt man Aufwandsentschädigungen in großer Höhe. Dann geht das."

"Es wird schwer"

Auch Michelmann gibt unumwunden zu, "dass es schwer wird". Er werde seine "Freizeit in Zukunft noch besser organisieren müssen". Allerdings, so hält er fest, hat mit Mark Schober mittlerweile ein hauptamtlicher Generalsekretär die laufende Verbandsarbeit übernommen und nimmt einiges an Arbeit ab.

Alles richtig. Trotzdem dürfte Michelmann oft zwischen den Stühlen stehen, zwischen den Verpflichtungen in Aschersleben und beim DHB. Zwei wichtige Ämter in einer Person - selbstverständlich darf man hinter die Frage, ob das gutgehen kann, ein fettes Fragezeichen setzen.

Reicht die Zeit, um beispielsweise zwei Wochen bei einer WM oder EM vor Ort zu sein, wie es sich für den obersten Repräsentanten des deutschen Handballs gehört? Und was wäre, wenn es zeitgleich in seiner Stadt und beim DHB kriseln sollte? Was wäre Michelmann wichtiger? Sehr wahrscheinlich und verständlicherweise der Job, von dem er lebt. Der des Oberbürgermeisters.

Die Krux des Ehrenamts

Es ist die Krux des Ehrenamts. Die Frage ist, ob es sich der größte Handballverband der Welt erlauben kann, sich dem in dieser Form auszusetzen? Fakt ist: Michelmann darf sich in beiden Ämtern noch weniger Fehler erlauben als ohnehin schon.

Er ist angreifbar. Zumindest die Opposition in Aschersleben lauert bereits auf einen Patzer. "Wir werden genau hinschauen, ob die Arbeit als Chef der Stadtverwaltung nicht zu kurz kommt", kündigte CDU-Mann Ralf Klar in der Mitteldeutschen Zeitung an.

Immerhin: Ehrgeizige Ziele hat Michelmann. Der Süddeutschen Zeitung nannte er es als sein Ziel, Deutschland zur Handball-Nation der Zwanzigerjahre zu machen - Olympiasieg 2020 inklusive.

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