Das DHB-Team ist gegen Dänemark chancenlos
Magnus Wislander: Die Ausgangslage der deutschen Mannschaft vor dem Turnier war mit der unserer schwedischen Truppe vergleichbar. Wir haben so viele junge Leute im schwedischen Kader, da haben wir nichts erwartet. Und um ehrlich zu sein: Auch den Deutschen habe ich nur wenig zugetraut. Jetzt haben sie vier Spiele in Folge gewonnen, da kann ich nur meinen Hut ziehen. Um aber Dänemark zu schlagen, muss alles klappen. Deutschland braucht einen magischen Abend. Mit Weinhold und Dissinger hätte ich Deutschland eine kleine Chance eingeräumt. Aber so? Das wird extrem schwierig! Die Dänen sind so stark, haben so viele individuelle Möglichkeiten, können mit ihrem Personal ganz unterschiedlichen, flexiblen Handball spielen. Sorry meine lieben Deutschen, aber ich befürchte, es wird nicht reichen für das Halbfinale. Den Auftritt der Dänen beim Unentschieden gegen meine Schweden würde ich nicht überbewerten.
Nikolaj Jacobsen: Mit Dissinger fehlt den Deutschen ein sehr guter Schütze, mit Weinhold ein großartiger Eins-Gegen-Eins-Spieler. Diese beiden Ausfälle sind schon Nackenschläge für die Mannschaft. Wenn man sich dann klar macht, dass Deutschland selbst mit diesen beiden Spielern nicht der Favorit gewesen wäre, muss man sagen, dass die Chance auf einen Sieg jetzt noch kleiner geworden ist. Unter gewissen Voraussetzungen gebe ich den Deutschen eine Außenseiterchance. Dazu muss die Abwehr mit Pekeler, Lemke und Schmidt funktionieren und entweder Lichtlein oder Wolff über sich hinauswachsen. Unter normalen Umständen wird aber Dänemark gewinnen. Der Kader ist unheimlich breit aufgestellt, die Qualität insgesamt ist sehr hoch. Höher als die des DHB-Teams.
Sascha Staat: Chancenlos ist sicher das falsche Wort. Ich würde eher sagen, die Chancen sind deutlich gesunken. Nimmt man neben Weinhold und Dissinger auch noch Gensheimer, Wiencek, Groetzki und Drux dazu, fällt eine erste Sechs auf dem Feld aus. Deshalb ist der Qualitätsverlust insgesamt einfach zu hoch. Dissinger hat gegen Russland gezeigt, dass er aus dem Nichts Tore erzielen kann. Und Weinhold wäre mit seinem ersten Schritt, seinen von Nikolaj angesprochenen Qualitäten im Eins-Gegen-Eins, gegen Dänemark so wichtig gewesen, um die Deckung in Bewegung zu bringen. Ganz einfach, weil die Dänen in der Eins-Gegen-Eins-Verteidigung so gut sind. Wenn Häfner und Kühn besser wären als die beiden, wären sie ja von Anfang an nominiert worden. Diese beiden Spielerwechsel machen einen erheblichen Unterschied aus.
So kommt Deutschland ins Halbfinale
Felix Götz: Jetzt wo ich höre, was ihr so erzählt, würde ich am liebsten ein Argument nach dem anderen raushauen, was für einen deutschen Sieg spricht. Das Problem: Selbst wenn ich den ganzen Optimismus zusammenkrame, der in mir schlummert, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Deutschland mit diesem aberwitzigen Verletzungspech die Dänen schlagen kann. Dänemark kann eine herausragende Abwehr auf die Platte bringen. Hansen, Landin, Eggert oder Lasse Svan - das sind alles Weltklasse-Spieler. Und dahinter lauern noch einige, die direkt hinter der Weltklasse anzusiedeln sind. Ein ganz eventueller, minimaler Hoffnungsschimmer könnte sein, dass sich die Dänen vielleicht selbst nicht so recht vorstellen können, gegen das dezimierte DHB-Team zu verlieren. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Das Spiel der Dänen gegen Schweden würde ich komplett vergessen. Jetzt geht es um alles, da wird Dänemark völlig anders auftreten.