Ein superenges Höschen

Deutschland und Norwegen kämpfen um den Einzug ins EM-Finale
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Rückraum rechts

Fabian Wiede (Füchse Berlin)/Kai Häfner (TSV Hannover-Burgdorf) vs. Kent Robin Tönnesen (Füchse Berlin)/Harald Reinkind (Rhein-Neckar Löwen)

Er traut sich viel zu, ist torgefährlich und setzt seine Mitspieler gut in Szene: Wiede ist einer der jungen Wilden, die sich in Vor- und Hauptrunde in den Fokus gespielt haben. Die Ausbeute des Berliners: 17 Tore (68 Prozent) und 13 Assists. Etwas kritisch kann man die leichten Ballverluste sehen, von denen er noch ein paar zu viele produziert.

Der für Weinhold nachgerückte Häfner hat seine Qualitäten als aktuell bester Feldtorschütze in der HBL bereits unter Beweis gestellt. Bei seinem ersten Auftritt gegen die Dänen spielte er ohne Respekt auf und machte gleich drei Tore.

Mit Tönnesen und Reinkind stehen dem gegenüber zwei Akteure, die es aus der HBL ebenfalls gewohnt sind, sich beinahe täglich auf höchstem Niveau zu messen. Tönnesen hat einen starken Wurf, erzielte bislang 24 Treffer. Reinkind bringt es auf 13 Tore, lässt bislang aber viele Chancen liegen (52 Prozent).

Unentschieden

Rechtsaußen

Tobias Reichmann (KS Vive Tauron Kielce)/Johannes Sellin (MT Melsungen) vs. Kristian Björnsen (IFK Kristianstad)/Thomas Kristensen (FA Göppingen)

Mr. Zuverlässig spielt bei Deutschland auf Rechtsaußen. Reichmann ist mit 33 Toren nicht nur bester DHB-Werfer, sondern gemeinsam mit Polens Michal Jurecki auch sechsbester Schütze der gesamten EM.

Der gebürtige Ost-Berliner versenkte aus dem Feld 14 von 20 Würfen und ist als Siebenmeterschütze eine Bank (19 von 20). Sellin muss Reichmann nur wenige Pausen verschaffen. Der Melsunger leistete sich bislang bei drei Versuchen keinen Fehlwurf.

Auch bei den Norwegern steht auf dieser Position mit Björnsen (347 Minuten Einsatzzeit) eine international erfahrene Waffe zur Verfügung. Der 27-Jährige, der im Sommer nach Wetzlar wechselt, ist ein kompletter Rechtsaußen und sowohl im Positionsangriff als auch bei Tempogegenstößen gefürchtet.

Björnsen ist mit 34 Treffern bei einer Quote von 77 Prozent der erfolgreichste Torjäger des Berge-Teams. Ähnlich wie Reichmann übernimmt auch er meist die Verantwortung bei Siebenmetern. Allerdings scheiterte er bisher bereits vier Mal bei zehn Strafwürfen. Kristensen stand in diesem Turnier lediglich drei Sekunden auf der Platte.

Unentschieden

Kreisläufer

Hendrik Pekeler (Rhein-Neckar Löwen)/Erik Schmidt (TSV Hannover-Burgdorf)/Jannik Kohlbacher (HSG Wetzlar) vs. Joakim Hykkerud (TSV Hannover-Burgdorf)/ Bjarte Myrhol (Skjern Handbold)/Petter Overby (Elverum Handball)/Magnus Gullerud (Sonderiyske)

Man kann es gar nicht oft genug erwähnen: Patrick Wiencek - Deutschlands Kreisläufer Nummer 1 - fehlt verletzt. Pekeler, Kohlbacher und Schmidt lösen dieses Problem im Verbund bislang hervorragend. Sie reißen Lücken, auch die Anspiele an den Kreis klappen teils gut.

Vor allem Schmidt (11 von 13) und Kohlbacher (8 von 10) machen ihre Sache im Angriff gut und lassen wenig liegen, Pekeler (5 von 9) ist in erster Linie in der Abwehr unverzichtbar - aber dazu später mehr.

Bei den Norwegern sind Hykkerud (11 von 12) und natürlich die aus neun HBL-Jahren in Nordhorn und bei den Löwen bestens bekannte Legende Myrhol (7 von 9) für die Tore am Kreis zuständig. "Das sind zwei starke Jungs", sagte Sigurdsson über das Duo.

Unentschieden

Abwehr

Gut auf den Beinen, aufmerksam und fest zupackend: Der deutsche Mittelblock um Lemke, dem deutschen Zeitstrafen-König Pekeler (8) und auch Schmidt hat sich nach eineinhalb nicht ganz so tollen Spielen zu Beginn des Turniers im Laufe der Zeit zu einer Festung gemausert.

Lemke wird von der EHF mit sieben geblockten und vier geklauten Bällen gemeinsam mit dem Russen Aleksandr Chernoivanov auf Rang drei der Liste der besten Abwehrspieler geführt - direkt hinter Jakov Gojun (Kroatien) und Tobias Karlsson (Schweden), die beide gleichauf liegen.

Allerdings ist auch beim anstehenden Gegner die bewegliche und aggressive Abwehr ein Prunkstück. Mamelund und Myrhol bilden einen erfahrenen und mächtigen Mittelblock und sind hier erste Wahl, Gullerud mischt ebenfalls ordentlich mit.

Insgesamt packen die Norweger gnadenlos zu in der Abwehr. Kein Team hat mehr Zeitstrafen (31) kassiert, was natürlich problematisch sein kann.

Unentschieden

Trainer

Dagur Sigurdsson vs. Christian Berge

Sigurdsson und Berge haben einiges gemeinsam. Beide sind 42 Jahre alt, beide waren früher Spielmacher, beide haben selbst zahlreiche Länderspiele für ihre Heimatländer bestritten, beide setzen konsequent auf junge Spieler.

Und natürlich haben beide Coaches mit dem Einzug ins EM-Halbfinale die Erwartungen bei Weitem übertroffen. Berge, einst sieben Jahre in Flensburg aktiv, ist taktisch ähnlich schwer auszurechnen, wie es Sigurdsson ist.

Deutschland und Norwegen können sich damit rühmen, zwei außergewöhnlich gute Trainer zu haben.

Unentschieden

Prognose: Zwei Mal Vorteil Deutschland, einmal Vorteil Norwegen, gleich sechs Mal unentschieden. Es deutet alles auf einen heftigen Schlagabtausch zweier Mannschaften hin, die viele Ähnlichkeiten aufweisen. Am Ende eines Thrillers a la Hitchcock könnte das Pendel ganz minimal in Richtung des DHB ausschlagen.

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