"Der Hype ist nur von kurzer Dauer"

Andreas Wolff wechselt im Sommer von Wetzlar nach Kiel
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SPOX: Ein gutes Beispiel für die Harmonie im Team ist Carsten Lichtlein. Er ging als Nummer 1 ins Turnier, wurde von Ihnen abgelöst. Er hat sich aber trotzdem nicht hängenlassen, sondern seine neue Rolle voll angenommen und auch Sie nach Kräften unterstützt. Wie seid Ihr miteinander umgegangen?

Wolff: Das war absolut top, wir haben ein super Verhältnis. Er ist mit Jose Hombrados zusammen, mit dem ich in Wetzlar ein Duo bildete, der vielleicht angenehmste Gespannpartner, den ich je hatte. Es hat unglaublichen Spaß mit Lütti gemacht. Er ist total professionell, ein Teamplayer durch und durch. Ihm ist es nicht so wichtig, welche Rolle er im Team ausfüllt, er identifiziert sich voll mit ihr. Außerdem ist er für das DHB-Team mit seiner Erfahrung, Einstellung und Klasse ohnehin so unglaublich wichtig. Egal, ob er die Nummer 1 oder die Nummer 2 ist.

Lichtlein im SPOX-Interview: "Zieh mein Ding durch wie immer"

SPOX: Trotzdem fokussiert sich ein großer Teil der Aufmerksamkeit logischerweise auf Sie.

Wolff: Man merkt den Unterschied zu vorher tatsächlich an ein paar Stellen, ich werde beispielsweise viel häufiger angesprochen.

SPOX: Kein Wunder. Noch während des Endspiels ist in den sozialen Medien ein wahnsinniger Hype um Sie entbrannt. Sie wurden als "deutsches Tier" oder "Super-Wolff" gefeiert, haben im Überschwang der Gefühle sogar einen Heiratsantrag von Frank Buschmann bekommen. Wie schafft man es, trotzdem mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben?

Wolff: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es ein Grund zum Abheben ist, wenn Frank Buschmann dich heiraten will. (lacht) Ich muss dich enttäuschen, Buschi. Ich bin heterosexuell und habe kein Interesse. Sorry.

SPOX: Ich meinte eher den generellen Hype.

Wolff: Wir sind uns alle darüber im Klaren, dass dieser Hype, der uns derzeit zu Teil wird, nur von kurzer Dauer ist. Das wird sich alles normalisieren, weshalb man spätestens dann automatisch wieder bodenständiger wird. Insgesamt behaupte ich aber, neigen Handballer eher nicht dazu, mit den Köpfen in den Wolken zu schweben. Ich sehe also keine große Gefahr.

SPOX: Ganz im Gegensatz zur Gefahr der Geister?

Wolff: (lacht) Ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass es Geister gibt. Und es fällt mir außerdem schwer, alleine in meiner Wohnung zu schlafen, wenn ich mir einen gruseligen Film angesehen habe. Meine Freundin macht sich darüber ziemlich lustig.

SPOX: Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen. Wie geht es mit dieser Mannschaft weiter, was ist bei den Olympischen Spielen im Sommer in Rio möglich?

Wolff: Wir wollen uns weiter verbessern und unser Potenzial weiter ausschöpfen. Ob das dann für eine Medaille reicht, sei mal dahingestellt. Aber wir fahren natürlich mit dem Ziel nach Rio, das Ding zu gewinnen. Das Problem ist ja immer, dass diesen Plan auch noch andere Mannschaften verfolgen.

SPOX: Fürchten Sie Rückschläge, wie sie von DHB-Vizepräsident Bob Hanning bereits angekündigt wurden?

Wolff: Es werden Rückschläge kommen, da hat Bob absolut Recht. So ist das im Sport, das geht jeder Mannschaft so. Aber wir hoffen natürlich, dass wir diese Rückschläge zu günstigen Zeitpunkten erleben. Also nicht gerade während Olympischen Spielen oder bei einem anderen großen Turnier.

SPOX: Zunächst steht ohnehin erst einmal wieder der Alltag an. Am Samstag spielen Sie mit Wetzlar in der Bundesliga in Balingen. Ein Kulturschock?

Wolff: Überhaupt nicht. Ich freue mich, dass es wieder losgeht. Und ich habe mit der HSG noch große Ziele. Wir würden gerne Fünfter werden, um uns für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren.

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