Die DHB-Auswahl ist ungeachtet der Gerüchte um einen vorzeitigen Abschied von Bundestrainer Dagur Sigurdsson erfolgreich in die EM-Qualifikation gestartet. Der Europameister feierte beim 35:24 (16:10) gegen Außenseiter Portugal in Wetzlar einen ungefährdeten Sieg.
"Unsere Einstellung war professionell, und die Kulisse war auch super", sagte Sigurdsson bei Sport1.
Knapp zweieinhalb Monate nach dem Gewinn der olympischen Bronzemedaille in Rio war vor 4421 Zuschauern in der ausverkauften Rittal Arena Matthias Musche (SC Magdeburg) mit sechs Treffern bester Werfer des DHB-Teams. Je fünfmal trafen Simon Ernst (VfL Gummersbach), Kai Häfner (TSV Hannover-Burgdorf) und Kapitän Uwe Gensheimer (Paris St. Germain). Bereits am Samstag steht für die Sigurdsson-Auswahl in Zürich gegen Gastgeber Schweiz (17.45 Uhr/Sport1) das zweite Qualispiel für die EM 2018 in Kroatien an.
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Die "Bad Boys" zeigten im Angriff zunächst eine konzentrierte Leistung. Nicht zuletzt, weil Ernst in seinem 27. Länderspiel gleichermaßen als umsichtiger Spielmacher und Torschütze überzeugte. Kontinuierlich baute das DHB-Team seine Führung über 6:3 (10.) auf 13:7 (22.) aus. In der Abwehr allerdings offenbarte der haushohe Favorit ungewohnte Schwächen gegen die Portugiesen, die seit zehn Jahren nicht mehr bei einer WM beziehungsweise EM vertreten waren.
Wolff stark
Zum Glück war Keeper und Publikumsliebling Andreas Wolff, vor der Saison von Wetzlar nach Kiel gewechselt, hellwach und zeigte allein im ersten Abschnitt acht Paraden. Es passte ins Bild, dass der 25-Jährige sogar selbst einen Treffer erzielte, als in der 17. Minute zum 10:6 ins leere Gehäuse der Gäste traf.
Der Europameister musste im Rückraum auf Fabian Wiede (Schulterverletzung) und Julius Kühn (Knieblessur) verzichten. Zudem fehlten Christian Dissinger und Martin Strobel, die eine Nationalmannschafts-Pause einlegen. Nach der Halbzeit steigerte sich die deutsche Mannschaft in der Defensive, ließ aber vor allen Dingen im Überzahlspiel Chancen aus. Die erste Neun-Tore-Führung erzielte Gensheimer (38.).
Sigurdsson im Blickpunkt
Im Blickpunkt stand in Wetzlar aber besonders Sigurdsson. Angesichts des drohenden Abgangs des Isländers gab der DHB bereits zu, zweigleisig zu planen. "Wir werden die bestmögliche Lösung suchen und uns nach wie vor bemühen, den Besten zu finden, unabhängig von seiner Nationalität", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning der Sport Bild. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, betonte Hanning im Gespräch mit dem SID: "Ein klares Nein. Wir stehen in vertrauensvollen Gesprächen. Das Ergebnis ist in beide Richtungen vollkommen offen", sagte der Verbandsvize.
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Eine Entscheidung noch im November, wie von Sigurdsson am Montag angekündigt, hält er für realistisch. Als mögliche Kandidaten für die Bundestrainer-Nachfolge werden Alfred Gislason (THW Kiel), Ljubomir Vranjes (SG Flensburg-Handewitt), Markus Baur (TVB Stuttgart) und Frauen-Bundestrainer Michael Biegler gehandelt.
Sigurdsson wird den Weltmeister von 2007 aber definitiv noch bei der WM zu Jahresbeginn in Frankreich (11. bis 29. Januar 2017) betreuen. Danach spricht aber einiges für einen vorzeitigen Abschied von Sigurdsson nach rund zweieinhalb Jahren im Amt. Der Vertrag des 43-Jährigen läuft eigentlich bis 2020, eine Option - zu ziehen bis zum 31. Dezember dieses Jahres - ermöglicht ihm allerdings den vorzeitigen Ausstieg zum 30. Juni 2017.
Unter anderem soll der französische Spitzenklub Paris St. Germain an Sigurdsson interessiert sein. Auch eine Rückkehr nach Asien scheint möglich. Dort könnte Sigurdsson die japanische Nationalmannschaft auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vorbereiten. Sigurdsson ist seit seiner Zeit als Spielertrainer bei Wakunaga Hiroshima (2000 bis 2003) bekennender Japan-Fan.