Alfred Gislason war nach dem Kieler Handball-Fest mächtig stolz auf seine "launische Diva", doch eine Kampfansage für das Rückspiel ließ sich der Trainer des THW Kiel trotz des imponierenden 28:26-Erfolgs gegen das Starensemble vom FC Barcelona nicht entlocken.
"Es ist eigentlich egal, ob du mit zwei oder zehn Toren Vorsprung oder fünf Rückstand nach Barcelona fährst. Es wird sehr schwer", sagte Gislason, wohlwissend, dass der Traum vom erneuten Einzug ins Final Four der Champions League durch den beherzten Auftritt seiner Zebras deutliche Konturen angenommen hatte.
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Auch die THW-Spieler taten sich schwer, den knappen Vorsprung zu bewerten. "Wir freuen uns über diesen Sieg", sagte Nationalspieler Steffen Weinhold den Kieler Nachrichten zwar, prognostizierte für das entscheidende Rückspiel am kommenden Samstag in Katalonien wie seine Teamkollegen aber einen harten Kampf: "Jetzt müssen wir in Barcelona bestehen." Was der Vorsprung bedeutet, "weiß ich nicht".
"Haben gezeigt, dass wir eine geile Truppe sind"
Tatsächlich fällt eine Prognose extrem schwer, denn die Kieler - seit 2012 jedes Jahr beim Endrunden-Turnier in Köln dabei - präsentieren sich seit Wochen wie das momentane April-Wetter: Unberechenbar und ziemlich unbeständig. Dem berauschenden Pokal-Triumph vor zwei Wochen in Hamburg folgten zwei dürftige Vorstellungen und das Ende aller Meisterschaftsträume in der Liga.
Und ausgerechnet im so wichtigen Königsklassen-Kracher gegen den achtmaligen Champion liefen die THW-Cracks nun wieder zur Höchstform auf und bewiesen einmal mehr ihren berühmt-berüchtigten Killerinstinkt - obwohl mit Kapitän Domagoj Duvnjak (Knie-Operation) der vermeintlich wichtigste Spieler fehlte.
"Wir haben gezeigt, dass wir eine geile Truppe sind", sagte Rückraumspieler Blazenko Lackovic. Schon im vergangenen Jahr hatten die Kieler Barcelona im Viertelfinale ausgeschaltet. Damals betrug das Polster allerdings fünf Tore, die 30:33-Niederlage im Rückspiel fiel nicht mehr ins Gewicht.
"Haben richtig auf die Fresse bekommen"
Am Sonntagabend erlebten die 10.285 Zuschauer in der ausverkauften Sparkassen-Arena ein Wechselbad der Gefühle. Kiel dominierte das Geschehen mit kompromissloser Abwehrarbeit und ganz viel Leidenschaft, warf schnell einen fünf Tore Vorsprung heraus und gab die Führung bis zum Schlusspfiff nicht mehr aus der Hand.
Als die Gastgeber acht Minuten vor dem Ende durch den starken Marko Vujin (10 Tore) auf 26:22 enteilten, schien sogar eine noch bessere Ausgangsposition möglich.
"Wir haben richtig auf die Fresse bekommen", sagte der langjährige THW-Kapitän Filip Jicha, der inzwischen für Barcelona Tore wirft, den Kieler Nachrichten. Gemessen an dem Spielverlauf sei eine Niederlage für sein Team mit zwei Toren aber "ein super Resultat".
Für wen das zutrifft, wird sich am Samstag zeigen.
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