Beim Kampf um Europas Klub-Krone schaut die vermeintlich "beste Liga der Welt" erstmals in die Röhre - nur Uwe Gensheimer hält die deutsche Fahne hoch. Der Kapitän der Nationalmannschaft muss beim Final-Four-Turnier der Champions League in der Kölner Lanxess-Arena die schwarz-rot-goldene Handball-Ehre alleine verteidigen, die drei Bundesligisten waren erstmals in der achtjährigen Geschichte des Finalturniers vorzeitig ausgeschieden. Mit dem frisch gekürten französischen Meister und Pokalsieger Paris St. Germain greift Gensheimer nach dem Triple - und seinem ersten Titel auf der ganz großen Handball-Bühne.
"Natürlich haben wir viel Selbstvertrauen, und natürlich ist unser Ziel auch, den Titel in Köln zu gewinnen", sagte der 30-Jährige, der beim EM-Titel der Nationalmannschaft verletzt fehlte, der Handballwoche: "Dieser Anspruch, um solche Titel mitzuspielen, war ja auch ein Grund für meinen Wechsel nach Paris."
Nach 13 Spielzeiten bei den Rhein-Neckar Löwen war der viermalige Handballer des Jahres im vergangenen Sommer in die französische Hauptstadt gewechselt. Mit den Mannheimern stand der Linksaußen zuvor bereits zwei Mal im Halbfinale der Champions League. Doch sowohl 2009 als auch 2011 war in der Vorschlussrunde Endstation. Mit dem Star-Ensemble von der Seine soll es nun endlich mit der europäischen Krone klappen.
Wiedersehen mit Telekom Veszprem
Auf dem Weg zum Triple wartet im Halbfinale am Samstag (15.15 Uhr im LIVETICKER) zunächst Telekom Veszprem. Zwar konnte Paris beide Gruppenspiele gegen den ungarische Rekordmeister zu Saisonbeginn für sich entscheiden (29:28 und 28:24), doch der viermalige französische Champion ist gewarnt: Sowohl 2014 als auch 2015 unterlag er Veszprem im Viertelfinale der Königsklasse.
"Wir haben gezeigt, dass wir gegen sie gewinnen können, das haben wir schon im Kopf", sagte Gensheimer, mahnte jedoch auch: "Alle Teams, die in Köln dabei sind, haben eine ähnlich hohe Qualität, alle Mannschaften kennen sich sehr gut. Deswegen ist das vielleicht kein so großer Vorteil. Dass wir schon zwei Mal gegen sie gewonnen haben, vereinfacht höchstens die Vorbereitung."
Im zweiten Halbfinale trifft Rekordchampion FC Barcelona (neun Titel in der Königsklasse) auf den einzigen Neuling beim Final Four, den mazedonischen Rekordmeister HC Vardar Skopje (Samstag, 18.00 Uhr/live bei Sky).
Vier Welthandballer im Team
Trotz dieser hochkarätigen Konkurrenz gilt das Team der Kieler Trainer-Legende Zvonimir "Noka" Serdarusic als Top-Favorit, könnte es doch glatt als Weltauswahl des Handballs durchgehen: In Nikola Karabatic (2007, 2014, 2016), Mikkel Hansen (2011, 2015), Daniel Narcisse (2012) und Torwart Thierry Omeyer (2008) stehen vier amtierende oder ehemalige Welthandballer in den Reihen von PSG, das von katarischen Millionen profitiert.
Dennoch schaffte es Gensheimer, in seiner Premierensaison aus der Pariser Star-Truppe herauszustechen. Mit 106 Toren führt er die Torschützenliste der Champions League an. "Uwe Gensheimer ist der Grund, warum PSG in diesem Jahr viel stärker ist als in der Vorsaison, er ist ein absoluter Kracher", sagte Trainerlegende Daniel Constantini, der Frankreich 1995 und 2001 zum WM-Titel führte. Beim letztjährigen Final Four scheiterte Paris im Halbfinale am späteren Sieger KS Kielce. Mit Gensheimer soll nun der große Wurf gelingen.