Am 10. Januar beginnt die Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark. Bevor es in die ganze heiße Phase der Vorbereitung geht, hat sich SPOX mit Bundestrainer Christian Prokop zum Interview in einem Cafe in Leipzig getroffen.
Prokop sprach dabei über seinen aufopferungsvollen Kampf gegen sein viel zu frühes Karriereende als Spieler, seine intensive Zusammenarbeit mit Stefan Kretzschmar und Tipps von Heiner Brand. Der frühere Rückraumspieler berichtete zudem von seinen Lehren aus der verkorksten EM, seinen Fehlern und der Zusammenstellung des WM-Kaders.
SPOX: Herr Prokop, Sie werden an Heilig Abend gerade einmal 40 Jahre alt, haben als Spieler und Trainer aber schon viel erlebt. Dabei dauerte es eine Weile, bis Sie zum Handball fanden, oder?
Christian Prokop: Mein Vater trainierte die A-Jugend meines Heimatvereins Köthen, weshalb ich automatisch mit der Sportart in Berührung kam. Aber anfangs hat mich das Feuer für den Handball nicht so gepackt. Ich interessierte mich mehr für Fußball, Schwimmen und zeitweise auch Schach. Beim Fußball pflückte ich allerdings lieber Gänseblümchen, als mich um den Ball zu kümmern. (lacht) Im Schwimmen war ich ganz gut, aber ich war ständig erkältet. Meine Eltern meinten dann, ich solle es doch lieber in der Halle mit Handball versuchen. Dann war schnell klar: Das ist meine Sportart.
SPOX: Es war zweifelsohne die richtige Entscheidung, wie die kommenden Jahre bewiesen haben. Wie würden Sie den Handballer Christian Prokop beschreiben?
Prokop: Ich war ein ehrgeiziger, mannschaftsdienlicher Spieler, der sich mehr an guten Pässen und Zweikampfsiegen als an eigenen Toren erfreut hat. Ich konnte im Angriff viele richtige Entscheidungen treffen, war aber leider ein zu schwacher Abwehrspieler.
Prokop über das bittere Ende seiner Laufbahn als Spieler
SPOX: Als Sie 19 Jahre alt waren kam es in einem B-Länderspiel gegen Ägypten zu einer folgenschweren Verletzung, die Ihre Karriere ruinierte.
Prokop: Ich lief einen Tempogegenstoß und entschied mich, weil zwei Gegenspieler von der Seite auf mich zukamen, aus vollem Lauf zu einem Stemmwurf - in diesem Moment verdrehte sich das Knie. Die Folge: Meniskusriss inklusive Knorpelschaden. Da hat das Unheil seinen Lauf genommen.
SPOX: Zum Zeitpunkt der Verletzung waren Sie Zweitligaspieler. Eigentlich unglaublich, dass Sie es anschließend trotzdem noch in die Bundesliga geschafft haben.
Prokop: Trotz mehrerer Operationen und anschließender Rehamaßnahmen habe ich es geschafft, Bundesliga zu spielen. Das lag an einer Mischung aus guter ärztlicher Behandlung und familiärer Unterstützung. Außerdem wollte ich es nicht wahrhaben, dass es mit dem Leistungssport vorbei sein soll.
Prokops Stationen als Spieler
Zeitraum | Verein |
bis 1998 | SV Bernburg |
1998 bis 2000 | Dessauer HV |
2000 bis 2001 | HC Wuppertal |
2001 bis 2003 | GWD Minden |
2003 | HG 85 Köthen |
SPOX: Sie spielten in der Bundesliga noch für Wuppertal und Minden. Im Alter von 24 Jahren mussten Sie dennoch Ihre Karriere beenden. Dabei haben Sie wirklich alles versucht, sogar ihr Spiel auf Linkshändigkeit umgestellt.
Prokop: Mir war einfach klar, dass mein Knie die Belastung, die ich ihm als Rechtshänder zumutete, nicht aushalten würde. Also spielte ich mit links, um den Belastungspunkt zu verlagern. Ich wollte einfach alles dafür tun, um weiter Profihandballer sein zu können.
SPOX: Eine Umgewöhnung von rechts auf links dürfte ein äußerst kompliziertes Unterfangen sein, oder?
Prokop: Ich war nicht untalentiert mit der linken Hand. Mein Vater ist Linkshänder, wodurch ich genetisch wahrscheinlich geprägt bin. Außerdem spielten wir in der Jugend manchmal komplette Trainingseinheiten mit der "falschen" Hand. Es mussten also einfach ein paar Nervenzellen geweckt werden, weshalb ich fleißig übte. Ich löffelte meine Suppe mit der linken Hand, spielte mit links Tischtennis oder auch Tennis. Dazu kam natürlich das Wurftraining. Ich erlangte ungefähr 70 Prozent der Wurfkraft, die ich mit der rechten Hand hatte. Ein Vorteil war, dass ich dadurch beidhändig abschließen konnte.
SPOX: Es ging aber trotzdem nicht lange gut.
Prokop: Stimmt. Trotz der Entlastung kam es immer wieder zu Schwellungen im Knie. Das war für mich der Punkt, mit dem Leistungssport aufhören zu müssen. Auch wenn es schwerfiel, wusste ich, dass ich wirklich nichts unversucht gelassen hatte. Ich habe mich neu orientiert, schloss mein Lehramtsstudium ab und machte meinen Trainerschein, denn ohne Handball konnte ich mir mein weiteres Leben nicht vorstellen.
Prokop über die Zusammenarbeit mit Stefan Kretzschmar
SPOX: Sie arbeiteten ab dem 24. Lebensjahr als Coach in Hildesheim, Braunschweig, Hannover-Anderten, Magdeburg II, Schwerin und Essen. Wer sind Ihre Lehrmeister?
Prokop: Ich war fast immer Cheftrainer, weshalb ich mir nicht wirklich viel abschauen konnte. Es ging eher um Learning by Doing. Lediglich zu meiner Zeit in Magdeburg profitierte ich vom regen Austausch mit Frank Carstens. Mein Vater war natürlich immer ein wichtiges Vorbild. Die Art, wie er Mannschaften pädagogisch führte, hat mich geprägt.
SPOX: 2013 begann in Leipzig Ihr Durchbruch. Sie haben den Verein in die HBL geführt und dort etabliert. Welche Bedeutung hat diese Phase Ihrer Karriere für Sie?
Prokop: Das war, was den Vereins-Handball angeht, die mit Abstand schönste Zeit. Nicht nur aufgrund der Erfolge, sondern auch wegen der tollen Zusammenarbeit mit den handelnden Personen. Es ging sehr familiär zu. Man merkte einfach, dass wir zusammenpassen. Im Team haben wir es geschafft, den Männer-Handball in Leipzig zu etablieren. Leipzig ist für mich zur Heimat geworden.
SPOX: Sie haben die Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Protagonisten angesprochen, zu denen beispielsweise Stefan Kretzschmar gehörte. Wie funktionierte die Zusammenarbeit mit ihm?
gettyProkop: Er war und ist für mich eine absolute Vertrauensperson. Ich bekam ehrliches Feedback und spürte seinen Rückhalt, wenn es nötig war. Klar sind auch mal deutliche Worte gefallen, danach aber auch wieder versöhnliche. Wir können uns nach wie vor ehrlich austauschen. Das Tolle an ihm ist, dass er keine Fassade aufbaut.
SPOX: Sie fühlten sich beim SC DHfK derart wohl, dass Sie 2017 selbst dann noch längere Zeit zögerten, als das Angebot für den Posten des Bundestrainers kam.
Prokop: Es fühlte sich für mich ein wenig so an, als würde ich den Verein auf seinem Weg alleine lassen. Deshalb habe ich in der Tat einige Zeit mit mir gerungen. Aber ganz ehrlich: Wer sagt bei der Chance, Bundestrainer zu werden, schon nein?
Christian Prokop äußert sich zu seinen Fehlern bei der EM
SPOX: Zu Beginn Ihrer Amtszeit lief alles wie am Schnürchen. Ihr erstes großes Turnier, die EM in Kroatien, war mit dem Ausscheiden in der Hauptrunde dagegen eine Enttäuschung. Welche Lehren haben Sie aus der EM gezogen?
Prokop: Wir haben eine intensive Reflexion des Turniers durchgeführt, sei es im taktischen Bereich, in der Zusammenstellung des Kaders, in der Kommunikation, in den Hotelabläufen und so weiter. Wir haben uns deutlich angeschaut, in welchen Punkten es Optimierungsbedarf gibt. Dabei war auch die Japan-Reise im Juni wichtig, um unser Vertrauensverhältnis zu steigern. Ich bin optimistisch, aber natürlich werden Erfolgserlebnisse benötigt, um dies zu untermauern.
SPOX: Zu welchen taktischen Schlüssen sind Sie bei der Aufarbeitung gelangt?
Prokop: Ich orientiere mich noch mehr an den individuellen Stärken der Spieler. Ich bin zur Nationalmannschaft mit glasklaren Vorstellungen gekommen, habe dabei aber den Zeitfaktor unterschätzt. In der Kürze der Zeit neue Automatismen einzuführen, ist nicht so einfach. Man neigt in Stresssituationen dazu, wieder altbekannte Automatismen abzurufen. In der Schule würde man von Frontalunterricht sprechen, also dass man alles vorgibt. Das war falsch. Ich beziehe die erfahrenen Spieler nun deutlich mehr in verschiedene Entscheidungen mit ein, tausche mich viel mehr mit ihnen aus.
SPOX: Wird das auch bei der WM so laufen?
Prokop: Ja. Es wird aber auch Situationen geben - zwischen den Spielen gegen Russland und Frankreich liegen nicht einmal 24 Stunden - in denen das kaum geht. Da muss es einfach ein 100 prozentiges Vertrauensverhältnis geben, dass die Taktik vorgegeben und dann auch so umgesetzt wird. Ich maße mir an, ein Spiel gut lesen und den Gegner gut analysieren zu können, um meiner Mannschaft die entscheidenden Hilfen an die Hand zu geben.
SPOX: Was soll sich bei den Abläufen im Hotel ändern?
Prokop: Man muss bei einem Turnier im Kopf frisch bleiben. Deshalb geht es auch darum, gemeinsam Dinge zu tun, die Spaß machen und bei denen gemeinsam gelacht wird. Interne Turniere am Tischkicker oder an der Dartsscheibe beispielsweise. Gleichzeitig sind aber auch Phasen wichtig, in denen jeder für sich seine Ruhe hat und seinen Ritualen nachgehen kann.
Christian Prokop über die Medienkritik während der EM
SPOX: Seit Sie Bundestrainer sind, stehen Sie logischerweise viel mehr im Fokus der Öffentlichkeit. Täuscht der Eindruck, dass Sie eigentlich nicht gerne im Mittelpunkt stehen und deshalb die Medienarbeit eher so etwas wie ein notwendiges Übel für Sie ist?
Prokop: Der Eindruck täuscht. Es geht um einen guten Mix. Sie wissen selbst, wie es bei großen Turnieren abläuft. Es gibt nach einer Partie die Mixed Zone, die Pressekonferenz und am einzigen spielfreien Tag wieder eine Pressekonferenz. In der Zwischenzeit hat man aber vor allem die Aufgabe, das vergangene Spiel auszuwerten, die nächste Partie vorzubereiten und das Training zu leiten. Da können Sie sich vorstellen, dass man nicht immer so viel Geduld hat und nicht auch noch auf die zehnte Frage charmant antworten möchte. Grundsätzlich nehme ich aber Medientermine in Maßen gerne wahr.
SPOX: Während und nach der EM gingen die Medien nicht gerade zimperlich mit Ihnen um. Es wurden teilweise Geschichten an die Öffentlichkeit getragen, die nach allem, was man heute weiß, so nie vorgefallen sind. Haben Sie sich ungerecht behandelt gefühlt?
Prokop: Es wurde viel schwarz oder weiß gesehen und es wurde viel spekuliert. Diese Spekulationen haben sich immer weiter verstärkt, teilweise ohne richtig recherchiert worden zu sein. Die Art und Weise, wie wir letztlich ausgeschieden sind - nämlich mit vielen Bällen ins leere Tor gegen Spanien - hat natürlich für noch negativere Stimmung gesorgt. Ich habe aber daraus meine Lehren gezogen.
SPOX: Welche konkret?
Prokop: Das Handy wird mich während der WM kaum begleiten. Ich werde soziale Netzwerke oder diverse Newsletter in dieser Zeit ignorieren. Das kostet Zeit und Energie. Ich will nicht, dass ich durch Ablenkung den Fokus auf meine Mannschaft verliere beziehungsweise verringere. Ich werde mich von den Mitarbeitern beim DHB über die wichtigsten Dinge informieren lassen. Ansonsten werde ich im WM-Tunnel sein.
Christian Prokop holt sich Tipps von Heiner Brand
SPOX: Womit man besonders bei einer Heim-WM ohnehin mehr als genug zu tun hat. Heiner Brand erzählte kürzlich, wie bei ihm im Vorfeld der WM 2007 immer mehr der Druck die Vorfreude verdrängt hat. Wie ergeht es Ihnen gut einen Monat vor Beginn der Weltmeisterschaft?
Prokop: Ich befinde mich in der Phase der immer weiterwachsenden Vorfreude. Wir setzen uns derzeit mit so vielen Dingen auseinander. Sei es die Kadernominierung, die Beurteilung der Leistungen der Spieler in der Bundesliga, die WM-Gegner, das Quartier oder die Lehrgangsplanung. Das macht unheimlich viel Spaß. Aber uns ist natürlich völlig klar: Mit Beginn des Turniers wird die Vorfreude in Verbindung mit einer hohen Erwartungshaltung eine positive Anspannung auslösen. Spieler und Trainer sind allerdings dafür geschult, damit umzugehen.
SPOX: Nutzen Sie in irgendeiner Form die Erfahrungswerte der Weltmeister von 2007?
Prokop: Ja. Es gibt einen relativ regelmäßigen Austausch mit Heiner Brand. Es gab Telefonate und Treffen, die sehr interessant waren. Ich schätze ihn sehr, nicht nur aufgrund seiner Leistungen und fachlichen Kompetenz, sondern auch wegen seiner respektvollen, bodenständigen Art. Er lässt sich selbst in dieser schnelllebigen Zeit nicht zu Parolen hinreißen. Ich lege viel Wert auf seine Meinung.
gettySPOX: Stimmt es eigentlich, dass Sie sich als Vorbereitung jedes einzelne Bundesliga-Spiel anschauen?
Prokop: Es sind sicherlich sehr viele, inklusive Champions League und EHF-Cup. Ich bin dabei immer auf der Suche nach neuen taktischen Möglichkeiten, sehe aber auch, welche altbewährten Dinge funktionieren. Außerdem geht es für mich als Bundestrainer darum, die aktuelle Leistung der Nationalspieler und eventueller Alternativen genau einschätzen zu können. Das kann ich nicht, wenn ich mir lediglich den THW Kiel anschaue. Ich will ebenso wissen, wie sich die Dinge beispielsweise in Friesenheim entwickeln.
Christian Prokop über seine Gedanken zur Kadernominierung
SPOX: Lassen Sie uns über den WM-Kader sprechen. Sie müssen am 10. Dezember ein vorläufiges 28er Aufgebot benennen, das Sie vor der WM auf 16 Mann kürzen müssen.
Prokop: Ich beschäftige mich seit Monaten intensiv mit der Kaderzusammenstellung. Den 28er Kader zu benennen, wird nicht die große Schwierigkeit. Sich aber vorzustellen, den Kader auf 16 Mann verkleinern zu müssen, ist schon eine ganz andere Aufgabe. Besonders wenn man bedenkt, wie gut wir im deutschen Handball in der Breite aufgestellt sind. Dabei wird es logischerweise für den einen oder anderen Spieler eine bittere Enttäuschung geben, es wird teilweise um Nuancen gehen. Das ist gerade bei einer Heim-WM hart. Genau deshalb ist es übrigens meine verdammte Pflicht, mir möglichst alle Spiele anzusehen. Ich muss gewissenhaft nach Form, Leistungsfähigkeit, Charakterstärke, Teamfähigkeit und Emotionalität auswählen.
SPOX: Sie gehen auf der Spielmacherposition einen ungewöhnlichen Weg. Bei der WM wird mit Martin Strobel ein Mann die Geschicke der Nationalmannschaft lenken, der in der 2. Liga in Balingen spielt. Was hat Sie dazu bewogen?
Prokop: Martin ist ein Ruhepol, hat eine hohe Akzeptanz innerhalb der Mannschaft, macht kaum Fehler und ist charakterlich einwandfrei. Er verfügt über eine hohe Spielintelligenz, ist selbst in Stresssituationen bei ausgeglichenem Spielstand in den letzten Minuten in der Lage, taktische Vorgaben umzusetzen. Ich bin mir bei ihm sicher, dass er uns verstärkt. Ein ganz wichtiger Punkt ist auch, dass er unsere Topklasse-Kreisläufer einsetzen kann. Bei der EM in Kroatien hatten wir pro Spiel zwei Abschlüsse vom Kreis, das war unterirdisch. Martin alleine wird es aber natürlich nicht richten können. Wir brauchen zudem die kreativen Momente beispielsweise eines Fabian Wiede oder Tim Suton.
SPOX: In den vergangenen Wochen gab es verschiedene Meldungen zu den WM-Chancen von Mimi Kraus. Klären Sie uns bitte auf.
Prokop: Die Tür ist für keinen Spieler zu. Trotzdem muss man ehrlich sagen, dass Mimis Chancen, bei der WM dabei zu sein, gering sind. Er ist ein Spieler, der den Unterschied machen kann und in den letzten Wochen eine starke Form hatte. Aber ich sehe Spieler wie Steffen Fäth, Fabian Böhm, Philipp Weber oder Paul Drux was das Gesamtpaket und die Konstanz in der Nationalmannschaft betrifft etwas weiter vorne.
SPOX: Wie schwer wiegt der verletzungsbedingte Ausfall von Julius Kühn?
Prokop: Das war ein Schock, es tut mir am meisten für Julius selbst leid. Er ist ein Spieler für die einfachen Tore, jenseits der neun Meter und deshalb nicht Eins-zu-Eins zu ersetzen. Durch seine Torgefährlichkeit ist der Gegner zum Rausrücken gezwungen, wodurch sich Räume ergeben. Aber wir haben dahinter beispielsweise mit Fäth und Böhm Kanoniere, die in seine Fußstapfen treten und uns einfache Tore bescheren können.
Prokop zur Art und Weise, wie das DHB-Team spielen soll
SPOX: Wie sehen Ihre wichtigsten Vorstellungen aus, wenn es darum geht, wie das DHB-Team bei der WM spielen soll?
Prokop: Wir müssen es aus taktischer Sicht schaffen, uns auf die unterschiedlichen Gegner immer wieder neu einzustellen, also ihre Schwächen auszunutzen. Gleichzeitig gilt es, einen guten Mittelweg zu finden, damit wir uns an unseren Stärken orientieren. Unsere Chance, weit zu kommen, existiert dann, wenn unser Abwehr-Torhüter-Gegenstoß-System funktioniert. Das ist das Hauptthema. Wir dürfen uns im Angriff kaum Fehler erlauben und wollen verstärkt über den Kreis agieren.
Der Vorrunden-Spielplan des DHB-Teams bei der WM 2019
Datum | Gegner |
Do., 10. Januar, 18.15 Uhr | Korea |
Sa., 12. Januar, 18.15 Uhr | Brasilien |
Mo., 14. Januar, 18 Uhr | Russland |
Di., 15. Januar, 20.30 Uhr | Frankreich |
Do., 17. Januar, 18 Uhr | Serbien |
SPOX: Wie wichtig wird es für die Mannschaft sein, die Fans mitzunehmen?
Prokop: Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Um in einen Flow zu kommen und die Fans zu begeistern, wird es auch um folgende Dinge gehen: Wie emotional spielen wir in den einzelnen Mannschaftsteilen? Wie feiern wir nach Toren? Wie schmeißen wir uns nach Bällen bei Misserfolg? Wie oft klatschen wir untereinander ab? Es geht darum, eine totale Gemeinschaft zu bilden, um auf einer Welle der Euphorie zu reiten. Es geht um Identifikation.
SPOX: Gibt es in dieser Hinsicht ein Vorbild?
Prokop: Ja, zum Beispiel die Eishockey-Nationalmannschaft bei Olympia. Die haben füreinander gefightet, die Leute konnten sich damit identifizieren und plötzlich saßen morgens um fünf Uhr Millionen von Menschen vor dem Fernseher.
SPOX: Welche konkreten Ziele setzt sich das DHB-Team?
Prokop: Zunächst einmal geht es wie gesagt um die Art und Weise, wie wir spielen. Nämlich möglichst konstant am Optimum und vor allem als Team mit vollem Einsatz. Dann kommt dazu, dass man einfach auch ein Quäntchen Glück braucht, um ein Halbfinale zu erreichen. Aber das ist das Ziel. Mit der Unterstützung des Publikums sind wir dazu in der Lage.
SPOX: Eine WM vorzubereiten, ist also für einen Bundestrainer ein enormer Aufwand. Was tun Sie, um den Kopf freizubekommen?
Prokop: Es ist in der Tat wichtig, sich nicht zu sehr in Dinge hineinzusteigern, die mit Handball zu tun haben. Darauf habe ich in letzter Zeit sehr bewusst geachtet. Ich gehe zwei bis drei Mal die Woche ins Fitnessstudio, entspanne in der Sauna und gehe joggen.
SPOX: Welche Rolle spielt bei der Ablenkung die Familie?
Prokop: Eine große Rolle. Mit zwei kleinen Kindern wird man glücklicherweise auch ein Stück weit dazu gezwungen, sich mit anderen Themen zu beschäftigen. Wir haben viel Spaß zusammen.