Frage: Herr Prokop, wie fällt Ihre Analyse des Spiels aus?
Christian Prokop: Wir haben im Angriff den einen oder anderen technischen Fehler zu viel gemacht und hatten in einigen Situationen gegen Torhüter Victor Kireev das Nachsehen. Die Russen haben ihre Angriffe sehr diszipliniert ausgespielt. Wir haben es derweil verpasst, uns abzusetzen. Wir haben nicht mit angezogener Handbremse gespielt, konnten aber irgendwie nicht mit der gleichen Euphorie wie in den ersten beiden Partien agieren. Das war keine Überraschung und lag am Gegner. Wir waren darauf eingestellt, dass wir diesmal 60 Minuten arbeiten müssen, um zu siegen. Das hat letztlich leider nicht geklappt.
Frage: Nur 22 Gegentore sind ein sehr guter Wert. Stimmen Sie zu, dass 22 erzielte Tore aber nicht ausreichend sind?
Prokop: Nein, da stimme ich nicht zu. Wir lagen 20:17 in Führung, spielten dann einen Fehlpass, der zum Tempogegenstoß geführt hat. Mit dem siebten Feldspieler waren wir frei durch, machten aber das Tor nicht. Ich kann mit den 22 Toren leben, diese Fehler dürfen aber eben nicht passieren. Wir waren in den entscheidenden Momenten nicht konsequent und clever genug.
Frage: War Fabian Wiede keine Option, um den Spielaufbau von Martin Strobel zu übernehmen?
Prokop: Es war eine taktische Entscheidung, dass Martin Strobel das Spiel leitet und als zweite Option Paul Drux kommt. Leider hat uns unter anderem Timur Dibirov das Leben schwer gemacht. Er ist ein schlauer Spieler, der nicht unbedingt hart verteidigt, sondern Bälle stibitzt.
Frage: Wie waren Sie denn mit dem Spielaufbau von Strobel insgesamt zufrieden und wie wird das am Dienstag aussehen?
Prokop: Da geht es um kleine, taktische Korrekturen, die wir intern halten.
Prokop: "Da ist erst einmal Enttäuschung da"
Frage: War das Ergebnis ein Stimmungskiller?
Prokop: Wenn man quasi die ganze Zeit führt, zeitweise mit drei und vier Toren, dann ist natürlich erst einmal Enttäuschung da. Wir ärgern uns natürlich. Schön an einer Handball-WM ist, dass wir jetzt keine lange Pause haben, sondern gleich wieder spielen. Da haben wir gleich die Chance, es besser zu machen.
Frage: Die Halle war nach dem Abpfiff ziemlich ruhig, bei den Fans herrschte Ernüchterung.
Prokop: Die Stimmung hat uns gefallen, und am Ende gab es wieder Standing Ovations. Wir ärgern uns über den letzten Angriff, den wir nicht verteidigt bekamen. Aber wir wissen auch, dass wir Stimmung aufgebaut haben, die wollen wir weiter zusammen mit dem Publikum aufnehmen. Das wird ein entscheidender Faktor gegen den Weltmeister sein.
Frage: Was bedeutet das Spiel gegen Russland für das Spiel gegen Frankreich - auch in taktischer Hinsicht?
Prokop: Haben Sie Verständnis, dass ich darauf jetzt nicht im Detail eingehe. Wir werden uns kurz zusammensetzen, das Spiel verdauen. Das hat auch mit Ärgern zu tun. Aber vor allem wollen wir den Blick nach vorne richten und taktisch unsere Stärken gegen die Franzosen einbringen. Das ist garantiert eine tolle Mannschaft, aber wir haben uns auch schon ein bisschen was aufgebaut und das will ich nicht kaputt geredet haben nach einem Unentschieden - keiner Niederlage.