Deutschland ist bei der Handball-WM 2019 nach zwei Siegen zum Auftakt im dritten Spiel nicht über ein Remis hinausgekommen. Die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop trennte sich in der einmal mehr mit 13.500 Fans ausverkauften Mercedes-Benz Arena mit 22:22 (12:10) von Russland.
Die Anfangsphase lief längst nicht so flüssig wie noch gegen Brasilien. Es dauerte bis zur 7. Minute, ehe Steffen Weinhold Deutschland mit einer Einzelaktion erstmals in Führung brachte (4:3).
Doch die Russen machten es dem DHB-Team auch anschließend schwer. Die Mannschaft von Trainer Eduard Koksharov, die aus den ersten beiden Spielen einen Sieg gegen Korea und ein Remis gegen Serbien holte, setzte vor allem immer wieder geschickt ihren Rechtsaußen Daniil Shiskarev ein, der seine Möglichkeiten nutzte.
Nach 17 Minuten war das Spiel immer noch völlig ausgeglichen (8:8). Prokop wechselte nun erstmals durch, brachte Paul Drux für Steffen Fäth, Fabian Wiede für Weinhold und am Kreis durften sich mit Hendrik Pekeler, Jannik Kohlbacher und kurzzeitig auch Patrick Wiencek alle verfügbaren Kräfte versuchen. Vor allem Drux brachte frischen Wind in den DHB-Angriff, in dem einmal mehr Uwe Gensheimer überzeugte.
Dennoch dauerte es bis zur Schlussphase der ersten Halbzeit, ehe sich Deutschland zumindest ein bisschen absetzte. Die Abwehr wurde deutlich stabiler, Timur Dibirov setzte seinen dritten Siebenmeter an den Pfosten, nachdem Silvio Heinevetter nur für diesen Strafwurf für Andreas Wolff (insgesamt 11 von 32, 34 Prozent abgewehrte Bälle) in den Kasten gekommen war. Auf der anderen Seite spielte Wiede einen Zauberpass an den Kreis zu Pekeler, der zum 12:10-Pausenstand traf.
Krimi in der zweiten Halbzeit
Bis zur 38. Minute setzte sich das DHB-Team auf 16:12 ab. Der Europameister von 2016 arbeitete stark in der Abwehr und auch Torhüter Wolff hielt teilweise überragend, im Angriff ließ Deutschland von der aggressiven russischen Deckung unter Druck gesetzt und aufgrund des guten Torhüters Victor Kireev (11 von 32, 34 Prozent abgewehrte Bälle) aber einige Chancen liegen und leistete sich unnötige Ballverluste.
Es blieb eng, vier Minuten vor dem Ende verkürzte Dibirov per herrlichem Dreher auf 19:20. Wenig später erzielte Zhitnikov zwei schnelle Tore zum 21:21. Unter anderem hatte Drux sich einen Ballverlust geleistet. Es waren noch 65 Sekunden zu spielen, Prokop nahm die Auszeit - Drama pur.
Böhm, der erst in der zweiten Hälfte erstmals mitmischen durfte, fasste sich ein Herz und stellte 45 Sekunden vor dem Ende auf 22:21. Russland nahm kurz danach eine Auszeit und hatte somit noch 22 Sekunden für den letzten Angriff. Sieben Sekunden vor Ablauf der Zeit traf Sergei Mark Kosorotov zum 22:22-Endstand.
Für Deutschland, das durch das Unentschieden noch nicht sicher für die Hauptrunde qualifiziert ist, geht es ohne Pause mit dem Kracher gegen Frankreich (Di., 20.30 Uhr im LIVETICKER) weiter, ehe zum Abschluss der Vorrunde am Donnerstag der letzte Gegner Serbien ist (18 Uhr im LIVETICKER).
Deutschland vs. Russland: Die Daten zum Spiel
Anfangsformation DHB: Wolff - Gensheimer, Fäth, Strobel, Weinhold, Groetzki, Pekeler.
Torschützen Deutschland: Gensheimer (8 - 4 von 4 Siebenmeter), Weinhold (3), Pekeler, Groetzki, Drux, Böhm (alle 2), Strobel, Fäth, Kohlbacher (alle 1).
Torschützen Russland: Dibirov (8 - 3 von 4 Siebenmeter), Shishkarev (4), Kosorotov (3), Kiselev, Zhitnikov (beide 2), Kalarash, Shkurinskiy, Gorpishin (alle 1).
Zwei-Minuten-Strafen: Deutschland 3 - Russland 5
Der Star des Spiels: Timur Dibirov
War nervenstark bei den Siebenmetern (3 von 4) und riss mit seinem schnellen Antritt immer wieder Löcher in die DHB-Deckung. Der Linksaußen war mit acht Toren bester Werfer der Russen. Dibirov versenkte 80 Prozent seiner Versuche.
Der Flop des Spiels: Martin Strobel
Der Spielmacher schaffte es diesmal nicht, eine hilfreiche Struktur ins deutsche Spiel zu bringen. Traf gerade in der zweiten Hälfte einige falsche Entscheidungen und traf nur einen von drei Würfen.
Die Stimmen zum Spiel
- Christian Prokop (Bundestrainer): "Im Moment überwiegt ein wenig die Enttäuschung, weil wir beim 20:17 den Sack nicht zumachten. Die Russen waren im entscheidenden Moment zu intelligent, zu abgeklärt. Am Ende war es das erwartet enge Spiel. Jetzt ist wichtig, dass wir Kraft tanken. Das Schöne an diesem Turnier ist, dass wir es in den nächsten 24 Stunden wiedergutmachen können."
- Paul Drux: "Es war über 60 Minuten ein extrem enges Spiel. Die Russen haben es richtig gut gemacht. Mein dummer Fehlpass in der entscheidenden Phase brach uns am Schluss das Genick. Jeder ist jetzt erstmal ein wenig enttäuscht, weil mehr drin war. Aber die Mannschaft ist gefestigt und wir müssen den Fokus auf das morgige Spiel gegen Frankreich richten."
- Steffen Weinhold: "Wir haben am Ende ein, zwei technische Fehler zu viel gemacht, zu denen uns die Russen provoziert haben. Dementsprechend hat Russland im Gegenzug geantwortet. Uns ist es leider nicht gelungen, uns im zweiten Durchgang entschieden abzusetzen, als wir die Chance dazu hatten. Ich glaube nicht, dass es eine mentale Schwäche ist."
- Andreas Wolff: "Ich bin ein bisschen enttäuscht. Wir waren zwischenzeitlich mit vier Toren vorne. Ich denke, dass wir mit dem Punkt nicht zufrieden sein können, weil wir die Chance auf den Sieg hatten. Wir müssen das Spiel heute abhaken und uns sofort auf das Duell mit den Franzosen vorbereiten. Jeder wird seine eigenen Päckchen tragen, aber wir haben eine hervorragende Mannschaftsstruktur. Die Welt ist nicht untergegangen. Russland hat eine starke Mannschaft."
- Uwe Gensheimer: "Wir haben nicht verloren, sondern immerhin einen Punkt geholt. Aber nach dem Spielverlauf sind wir natürlich enttäuscht. Wir haben fast das gesamte Spiel geführt. Wir waren leider nicht clever genug und haben uns in der Offensive zu wenig im Spiel ohne Ball bewegt. Wir haben ja zum Glück nicht lange Zeit, diese Enttäuschung zu überwinden."
WM 2019: Die weiteren Spiele der deutschen Mannschaft
Datum | Uhrzeit | Paarung | Free-TV | SPOX |
Dienstag, 15. Januar | 20.30 Uhr | Deutschland - Frankreich | ZDF | Liveticker |
Donnerstag, 17. Januar | 18.00 Uhr | Deutschland - Serbien | ARD | Liveticker |