Das DHB-Team hat bei der WM in Ägypten das ausgerufene Ziel Viertelfinale verfehlt. Es gibt dank Bundestrainer Alfred Gislason dennoch gute Gründe, um optimistisch in die Zukunft zu blicken. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Felix Götz.
Mangelhafte Chancenauswertung, fehlende Cleverness im Rückraum in den wichtigen Momenten, unter dem Strich überschaubare Torhüterleistungen in den Schlüsselspielen: All diese Punkte müssen aufgezählt werden, wenn man über die Gründe für das WM-Aus der deutschen Handballer in der Hauptrunde spricht.
Alles entscheidend war letztlich aber wie bereits im Vorfeld befürchtet das Fehlen von Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek, die sich aufgrund der allgemeinen Corona-Situation mit allem Recht gegen eine Teilnahme am Turnier in Afrika ausgesprochen hatten.
Damit brach der deutschen Mannschaft das Prunkstück der vergangenen Jahre weg. Das einzige DHB-Puzzleteil, das nachweislich konstant absolute Weltklasse verkörpert. Den jüngsten Beweis dafür lieferten Pekeler und Wiencek beim Champions-League-Triumph des THW Kiel Ende Dezember.
Es war der Abwehr um Johannes Golla, Sebastian Firnhaber und Fabian Böhm schlichtweg unmöglich, dies zu kompensieren. Und es hätte weit und breit auch keine besseren Alternativen für Bundestrainer Alfred Gislason gegeben, zumal Finn Lemke aus denselben Gründen nicht zur Verfügung stand.
DHB-Team unter Gislason mit klarem Schritt nach vorne
Das vorzeitige WM-Aus bleibt bitter und enttäuschend, ist aber keine Katastrophe. Im Gegenteil: Es gibt Aspekte, die Hoffnung für die Zukunft machen, die das vor Jahren vom DHB ausgerufene Ziel, bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Medaille holen zu wollen, nicht mehr als vermessen erscheinen lassen. Der Hauptgrund dafür ist Gislason.
Trotz der hochkomplizierten Vorbereitung - Gislason konnte erst im November, also acht Monate nach seinem Amtsantritt sein Debüt als Bundestrainer feiern - hat das Team abgesehen vom schwachen Auftritt gegen Polen spielerisch einen klaren Schritt nach vorne gemacht.
Das Rückraumspiel war längst nicht so statisch und teilweise mutlos wie in den vergangenen Jahren. Der Bundestrainer hat es in kürzester Zeit geschafft, der Mannschaft ein zu ihr passendes System und den einzelnen Spielern Vertrauen einzuimpfen.
Das beste Beispiel dafür ist Philipp Weber. Der Mann vom SC DHfK Leipzig wurde vom Isländer ohne Wenn und Aber als Spielmacher auserkoren und zahlte dies mit seiner bislang stärksten Turnier-Vorstellung zurück. Entwickelt sich dazu der hochtalentierte Juri Knorr wie erhofft weiter, stehen auf der Rückraum-Mitte-Position, seit Jahren eine Problemzone im deutschen Handball, sogar zwei gute Optionen bereit.
imago images / wolf-sportfotoDHB: Alles hängt an der Olympia-Qualifikation
Letztlich muss das DHB-Team aber selbstverständlich auch unter Gislason an Resultaten gemessen werden. Dem 61-Jährigen geht es da nicht anders als seinem Vorgänger Christian Prokop.
Mit dem Olympia-Qualifikations-Turnier steht das nächste, für den deutschen Handball insgesamt weitaus wichtigerer Event als die WM in Ägypten, bereits vor der Türe. Und zur Vorbereitung bleibt so gut wie keine Zeit.
Finden die Quali und Olympia in Corona-Zeiten denn überhaupt statt, muss sich Deutschland vom 12. bis zum 14. März in Berlin gegen Schweden, Slowenien und Algerien durchsetzen. Zwei der vier Nationen lösen das Ticket für die im Juli 2021 geplanten Spiele in Tokio.
Die erfolgreiche Quali ist angesichts der starken Gegner kein Selbstläufer. Doch die Anzeichen, dass die vorsichtige Aufbruchsstimmung untermauert werden und die Olympia-Mission gelingen könnte, verdichten sich.