Handball-EM - Erkenntnisse zum DHB-Team: Der blanke Horror ist nicht nur Corona

Alfred Gislason muss am Freitag mit dem DHB-Team gegen Norwegen ran.
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2. Corona fordert seinen Tribut

Ohne die teilweise begeisternden Leistungen bei den drei Auftaktsiegen schmälern zu wollen: Teil der Wahrheit ist auch, dass die deutsche Vorrundengruppe mit Belarus, Österreich und Polen zu den leichteren bei dieser EM gehört hat. Gegen absolute Spitzenteams wie Spanien muss dann eben alles passen.

Schlägt Corona wie im Fall der DHB-Auswahl wie eine Bombe ein, wird es nahezu unmöglich. Zur Erinnerung: Mit Andreas Wolff, Till Klimpke, Marcel Schiller, Lukas Mertens, Julius Kühn, Kai Häfner, Luca Witzke, Sebastian Heymann, Djibril M'Bengue und Timo Kastening fehlten zehn Mann des ursprünglich nominierten Kaders. Im Tor und auf Linksaußen war kein einziger "regulärer" EM-Fahrer mehr vertreten. Außerdem fehlte der nachnominierte Hendrik Wagner, der sofort nach seiner Ankunft in Bratislava positiv getestet in der Isolation gelandet ist.

Eigentlich wäre mit Christoph Steinert ein elfter Spieler der "Stamm-Mannschaft" ausgefallen. Doch der 32-jährige Rückraumspieler wurde buchstäblich in letzter Minute freigetestet. Steinert rannte daraufhin vom Hotel zur Halle und vergaß in der Aufregung Teile seiner Ausrüstung. "Kurz vor dem Spiel hatte ich alle Gefühle dieser Welt gleichzeitig", sagte der Mann vom HC Erlangen.

Umgekehrt bedeutet dies, dass gegen Spanien mit Jogi Bitter, Daniel Rebmann, Patrick Zieker, Tobias Reichmann, Lukas Stutzke, Fabian Wiede, Rune Dahmke, David Schmidt und Paul Drux neun nachnominierte Spieler im 16er Kader standen. Für diese Spieler gab es keine vernünftige Vorbereitung, kein normales Ankommen im Team, ja nicht einmal ein reguläres Abschlusstraining vor ihrem ersten Einsatz - der absolute Wahnsinn!

Das DHB-Team hat sein erstes Hauptrundenspiel gegen Spanien verloren.
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Das DHB-Team hat sein erstes Hauptrundenspiel gegen Spanien verloren.

Unter diesen Umständen kann man keinem Spieler und natürlich auch nicht Bundestrainer Alfred Gislason irgendeinen Vorwurf für die zu vielen begangenen Fehler machen - schon gar nicht nach einer Niederlage gegen Angstgegner Spanien.

Umso erstaunlicher, wie selbstkritisch die DHB-Cracks mit ihrem Auftritt umgingen. "Wir haben heute eine Lehrstunde bekommen, vor allem in der zweiten Hälfte. Die Spanier haben uns extrem bestraft", sagte Youngster Julian Köster. Spielmacher Philipp Weber erklärte: "Das ist ein ordentlicher Dämpfer."