Als der Ball doch noch im Netz einschlug, stürmten die deutschen Handballerinnen zu Siegtorschützin Xenia Smits und hüpften wild im Kreis. Nach dem Nervenkrimi zum WM-Auftakt gegen Japan fiel eine riesige Last vom deutschen Team ab. "Es war ein Spiel mit Ups und Downs. Dass wir am Ende noch gewinnen, freut uns sehr", sagte Smits nach dem 31:30 (18:17) gegen die Asiatinnen.
Smits sicherte erst mit einem Wurf unmittelbar vor Schlusssirene den Sieg, nachdem das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch in der Crunchtime zunächst einen Fünf-Tore-Vorsprung verspielt hatte. "Die letzten 15 Minuten waren atemberaubend, ich habe nicht mehr sitzen können", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer: "Gott sei Dank kam der Lucky Punch von Xenia hintenraus."
Kapitänin Alina Grijseels war vor 1700 Zuschauern in der Jyske Bank Boxen mit sieben Treffern die beste Werferin für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), die in der Abwehr noch einige Abstimmungsschwierigkeiten offenbarte. Dafür ließen Emily Bölk und Co. im dänischen Herning zeitweise den Offensivmotor heiß laufen und entschieden die Partie auf der Zielgeraden trotz flatternder Nerven.
Smits, vor dem Spiel noch angeschlagen, hatte in der entscheidenden Szene den Ball bei einem Freiwurf zu Julia Behnke gespielt und sofort zurückbekommen. "Jule hat mich so angeschrien, dass ich wusste: Der Ball muss jetzt aufs Tor. Sie hat ihn quasi reingeschrien. Das kam unerwartet, aber umso schöner ist es."
Am Samstag (18.00 Uhr) reicht ein Sieg gegen Außenseiter Iran zum vorzeitigen Weiterkommen. Die letzte Partie in Vorrundengruppe F bestreitet Deutschland am Montag (20.30 Uhr/beide Sportdeutschland.TV) gegen Polen. Die drei besten Teams jeder Gruppe kommen weiter und nehmen die Punkte gegen die ebenfalls qualifizierten Teams mit in die zweite Turnierphase.
Das deutsche Team benötigte längere Zeit, um sich auf die unorthodoxe Spielweise der Japanerinnen einzustellen und musste zunächst hinterherlaufen. Weil Deutschland offensiv mit der klugen Spielgestalterin Grijseels immer wieder Lösungen fand, verwandelte sich der frühe 2:5-Rückstand (6.) kurze Zeit später beim 10:8 (14.) in eine Zwei-Tore-Führung.
Entscheidend absetzen konnten sich die DHB-Frauen in der Folge jedoch zunächst nicht, weil die Abwehr - sonst das Prunkstück der Mannschaft - noch nicht so sicher stand wie gewohnt. Daran änderte auch das Mitwirken von Smits nichts, die wegen eines Pferdekusses die Generalprobe gegen Schweden (23:30) noch verpasst hatte, sich aber rechtzeitig fit meldete.
Beim 21:18 (35.) ging Deutschland erstmals mit drei Treffern in Führung. Annika Lott vom Thüringer HC nahm in dieser Phase eine entscheidende Rolle ein.
Auf der Gegenseite stellte Japan Deutschland mit einem Sieben-gegen-Sechs vor eine neue Herausforderung. Insgesamt stand die DHB-Auswahl nach dem Seitenwechsel aber etwas stabiler, dennoch blieb die Partie nach leichtfertigen Fehlern in der Offensive bis zum Ende spannend.