Eintracht Frankfurt: Der Gewinner des Transfersommers ist jetzt schon die SGE

Von Justin Kraft
Markus Krösche
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Eintracht Frankfurt sah zunächst aus wie der große Verlierer dieses Transfersommers. Doch mittlerweile ist die SGE auf dem Weg, der Transfermeister der Bundesliga zu werden. Was die Hessen rund um Sportvorstand Markus Krösche machen, hat Hand und Fuß. Ein Überblick.

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Nicht der FC Bayern München, nicht Borussia Dortmund und RB Leipzig sowieso nicht - der große Gewinner des Transfersommers könnte innerhalb der Bundesliga Eintracht Frankfurt werden.

Während die Konkurrenz sich weitestgehend schwer damit tut, das Level der vergangenen Saison zu halten oder sich gar noch zu verbessern, trifft die SGE eine kluge Entscheidung nach der anderen. Nach den Erfolgen in verschiedenen Pokalwettbewerben wird es in dieser Saison darum gehen, sich auch in der Bundesliga dort zu etablieren, wo man eigentlich hingehört: In den Top-4.

SPOX macht den Check und erklärt, warum die Eintracht zumindest auf dem Papier auf einem sehr guten Weg ist - und welche Herausforderungen dennoch drohen.

BVB, Borussia Dortmund, Daichi Kamada, Eintracht Frankfurt, Julian Rijkhoff, Niklas Süle
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Eintracht Frankfurt: Schmerzhafte Abgänge

Dabei sah es zunächst gar nicht so aus, als würde Frankfurt noch den Sprung zu den großen Gewinnern dieses Transferfensters schaffen. Schließlich verliert man einige Schlüsselspieler. Evan Ndicka und Daichi Kamada gehen ablösefrei - der Innenverteidiger zur AS Rom, beim Offensivmann aus Japan ist noch unklar, wohin die Reise geht.

Auch Randal Kolo Muani könnte die SGE noch verlassen, was rein von der strategischen Ausrichtung her aber eher ein Beweis für die herausragende Transferpolitik der letzten Jahre ist. Der Franzose kam im vergangenen Sommer ablösefrei und dürfte nun eine Ablösesumme in Richtung der 100-Millionen-Euro-Grenze einspielen.

Geld, das anschließend reinvestiert werden kann. Oder man entscheidet sich doch für ein weiteres gemeinsames Jahr und profitiert von seiner sportlichen Qualität. Schließlich endet der Vertrag des 24-Jährigen erst 2027.

pacho
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Eintracht Frankfurt: Junge Talente verstärken den Kader der SGE

Zumal der Kader schon jetzt einen starken Eindruck hinterlässt. Für relativ wenig Geld hat die Eintracht auf entscheidenden Positionen nachlegen können. Rund neun Millionen Euro hat die Eintracht für Willian Pacho an Royal Antwerpen überwiesen.

Ndicka direkt zu ersetzen, wird für den 21-Jährigen gewiss eine Herausforderung, doch sein Potenzial ist enorm. Vor allem bringt der Innenverteidiger eine Qualität mit, die im Frankfurter Kader in den letzten Jahren etwas zu kurz kam: Eine mutige und starke Spieleröffnung. Pacho reißt gern das Spiel an sich und übernimmt Verantwortung mit dem Ball am Fuß.

Bei Antwerpen sammelte er neben dem gestandenen Toby Alderweireld wichtige Erfahrungswerte, die ihm beim Sprung in die Bundesliga helfen können. "Er hat alles, was man als Verteidiger braucht", erklärte Sportvorstand Markus Krösche den Vereinsmedien: "Sein großes Potenzial wollen wir jetzt weiterentwickeln." Ein Transfer aus dem Playbook der Eintracht.

Das gilt auch für die Verpflichtung von Hugo Larsson. Den 19-jährigen Schweden holten die Adlerträger für ebenfalls neun Millionen Euro von Malmö FF. Auch beim zentralen Mittelfeldspieler zeichnet sich ein Muster ab: Frankfurt will mehr in die Spieleröffnung investieren. Larssons Stärken liegen vor allem in der Ballverteilung.

Er kann auf der Sechs und auf der Acht eingesetzt werden und ist immer bemüht darum, progressive Pässe zu spielen und das Spiel des eigenen Teams voranzutreiben. In der vergangenen Saison hatte Frankfurt viele Zweikämpfer und Athleten im Mittelfeld, aber zu wenig Spieler, die die Übersicht und Ruhe am Ball haben, um einen geordneten Spielaufbau zu gestalten.

Ellyes Skhiri
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Eintracht Frankfurt: Der Königstransfer der SGE kommt ablösefrei

Der Königstransfer dahingehend ist aber Ellyes Skhiri. Neben all den jungen Neuzugängen hat Frankfurt sich gezielt mit erfahrenen Spielern verstärkt, von denen Stabilität zu erwarten ist. Skhiri zählte in der vergangenen Saison zu den besten Mittelfeldspielern der Liga.

Beim 1. FC Köln war er Spielgestalter, Zweikämpfer und Lückenfüller zugleich. Skhiri beherrscht die feine Klinge mit dem Ball am Fuß ebenso wie die grobe in der Arbeit ohne. Er könnte der Sechser sein, den die Eintracht nun viele Jahre nicht hatte und der das eigene Spiel facettenreicher und schwerer ausrechenbar macht.

Zum Thema Stabilität gehört auch, dass Frankfurt mit Ansgar Knauff (5 Millionen Euro), Philipp Max (1,9 Millionen Euro) und Robin Koch (Leihe von Leeds United) weitere Konstanten etabliert hat. Knauff und Max konnten bereits unter Beweis stellen, dass sie dem Team weiterhelfen, während Koch mit sehr viel Erfahrung kommt.

Der 26-Jährige hat in der Premier League in den letzten Jahren unter dem Radar überzeugen können. Er ist bereit für eine Führungsrolle in der Innenverteidigung und kann jungen Spielern wie dem neu verpflichteten Pacho eine Stütze sein.

JUNIOR DINA EBIMBE: Die SGE hat die Verpflichtung des Mittelfeldmanns von PSG bekannt gegeben. Zunächst kommt er auf Leihbasis aus Paris zu Eintracht Frankfurt. Die Hessen besitzen eine Kaufoption für den Franzosen.
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Eintracht Frankfurt: Transfers für die Breite und Rückkehrer

Ebenfalls fest verpflichtet hat die SGE Junior Dina Ebimbe von Paris Saint-Germain (6,5 Millionen Euro). Während seiner Leihe konnte er nicht hundertprozentig überzeugen, doch dass er mit seinem Talent zunächst die Breite des Kaders verstärken und sich darüber hinaus noch weiterentwickeln kann, steht außer Frage.

Auch mit Omar Marmoush hat Frankfurt dafür gesorgt, dass es mehr Optionen im Angriff gibt. Der 24-Jährige kommt in insgesamt 62 Bundesliga-Partien mit acht Treffern und sechs Vorlagen nicht auf überragende Werte, ist mit seinem Tempo und seinen technischen Fähigkeiten aber immer jemand, den man von der Bank bringen kann, um dem Spiel einen neuen Rhythmus zu geben. Zumal er auf fast allen Offensivpositionen eingesetzt werden kann.

Und nun kam auch noch U21-Nationalstürmer Jessic Ngankam von Hertha BSC dazu. Wie die SGE am Freitag mitteilte, unterschrieb der 22-Jährige einen Vertrag bis 2028. "Als junger und entwicklungsfähiger Spieler mit großem Potenzial passt Jessic ideal zu unserer Strategie", sagte Krösche: "Wir freuen uns, dass er sich trotz anderer interessanter Angebote für Eintracht Frankfurt entschieden hat."

Dino Toppmöller
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Eintracht Frankfurt: Wie gut ist Dino Toppmöller?

Der vielleicht wichtigste Neuzugang ist in diesem Sommer aber Dino Toppmöller. Jahrelang war der 42-Jährige der Co-Trainer von Julian Nagelsmann, jetzt geht er den Schritt zum Cheftrainer. Einblicke in seine Grundidee gab er ebenfalls: "Wir wollen mit hoher Intensität und Leidenschaft spielen und ein positiver Troublemaker sein."

Was das im Detail bedeutet, wird sich erst noch zeigen. Gemeinsam mit Nagelsmann arbeitete Toppmöller sowohl in Leipzig als auch bei den Bayern vor allem an temporeichem Offensivfußball, der einen Fokus auf das Gegenpressing und schnelle Umschaltmomente legte. Ein Stil, der sehr gut zur Eintracht passt.

Gleichwohl zeigen die Neuzugänge, dass man sich dem gewachsenen Ansehen innerhalb der Liga bewusst ist. Frankfurt muss mittlerweile in vielen Spielen selbst den Rhythmus bestimmen. Dafür braucht es eine gute Struktur in Ballbesitzphasen und Ideen, um einen tiefstehenden Gegner in Bewegung zu bringen.

Schon die Verpflichtung von Oliver Glasner war ein Schritt in diese Richtung. In der vergangenen Saison entwickelte sich die Eintracht spürbar weiter - kam auf einigen Positionen aber bedingt durch die Spielertypen an ihre Grenzen. Das könnte sich nun ändern.

Die große Frage wird sein, wie gut Toppmöller als Cheftrainer tatsächlich ist. Aus dem Umfeld des FC Bayern war immer wieder zu vernehmen, dass er nicht nur ein netter und umgänglicher Typ sei, sondern darüber hinaus auch Ideen und Vorstellungen klar kommunizieren könne. Das gilt es in Frankfurt nun zu beweisen.

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Eintracht Frankfurt: Das ist die größte Herausforderung für die SGE

Beweisen ist auch schon das Stichwort. Denn so gut dieser Transfersommer bisher auf dem Papier auch aussieht, so herausfordernd wird es für alle Beteiligten, den doch etwas größeren Umbruch zu bewältigen.

Für die SGE wird es darum gehen, die einzelnen Puzzleteile schnellstmöglich zusammenzufügen. Dabei könnte es vor allem zum Saisonstart zu kleinen Reibereien kommen. Welcher Spieler sortiert sich wo im Kader ein und welche Talente können sofort zeigen, dass sie den Kader verstärken?

Gelingt das aber, steht der Eintracht eine weitere großartige Saison bevor. Mit den bisherigen Transfers scheinen sie jedenfalls zu unterstreichen, dass mit ihnen zu rechnen ist. "Ziel ist es, regelmäßig international zu spielen", erklärte Krösche den eigenen Anspruch: "Und wir wollen in der Conference League und im Pokal so weit kommen wie möglich. Das schreiben wir uns auf die Fahne."

International könnte bald schon bedeuten, dass man um die Champions-League-Plätze konkurriert. Mindestens mittelfristig muss das der Anspruch eines Klubs sein, der sich vom Underdogimage zunehmend löst. Frankfurt könnte schon in dieser Saison die Top-4 angreifen.

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