Uli Hoeneß' große Vision für den FC Bayern München: Beim VfB Stuttgart ist sie Wirklichkeit

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Ja, es kickten auch drei Spieler des FC Bayern mit - die Hauptdarsteller dieser Länderspielphase kamen aber aus Stuttgart. Entscheidenden Anteil daran hat ausgerechnet Uli Hoeneß' Neffe. Am Samstag gastiert der VfB Deutschland in München.

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Traditionell ist der FC Bayern so etwas wie eine deutsche Nationalmannschaft in Klub-Wettbewerben. Die prägendsten Spieler der Fußballnation kickten meist hier wie dort. Beim Triumphzug in den 1970er Jahren waren das Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller. Später Karl-Heinz Rummenigge, Lothar Matthäus, Stefan Effenberg, Oliver Kahn oder Michael Ballack.

Beim letzten Titelgewinn 2014 im WM-Finale gegen Argentinien standen sechs Münchner in der Startelf: Manuel Neuer, Philipp Lahm, Jerome Boateng, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos und Thomas Müller. Das Siegtor erzielte mit dem eingewechselten Mario Götze der siebte Spieler des FC Bayern im Kader.

Diese Konstellation war ganz im Sinne von Uli Hoeneß, der stets so viele deutsche Nationalspieler wie irgend möglich in München versammeln wollte und vom FC Bayern Deutschland träumte. "Ein guter FC Bayern ist gut für die Nationalmannschaft", so das Credo des Patrons. 2024 ist der FC Bayern von diesem Traum aber weit entfernt. Stattdessen lebt ihn gewissermaßen Hoeneß' Neffe Sebastian beim VfB Stuttgart.

In der abgelaufenen Länderspielphase standen mit Joshua Kimmich, Aleksandar Pavlovic und Serge Gnabry nur drei Münchner im DFB-Aufgebot. Stuttgart war dagegen mit einem Sextett vertreten. Einen größeren Block stellte europaweit kein Klub in irgendeiner Nationalmannschaft. Lediglich Slavia Prag kam in Tschechien ebenfalls auf sechs.

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Stuttgarter Hauptdarsteller: Alle DFB-Treffer entfielen auf VfB-Spieler

Anders als die drei Münchner spielten die Stuttgarter sogar Hauptrollen. Beim 2:1-Sieg gegen Bosnien und Herzegowina traf Deniz Undav doppelt, beim 1:0 gegen die Niederlande erzielte Debütant Jamie Leweling das Siegtor - ausgerechnet in der Münchner Allianz Arena. Somit sorgten Spieler des VfB für sämtliche Treffer in dieser Länderspielphase.

Undavs zweites Tor gegen Bosnien bereitete mit Maximilian Mittelstädt ein weiterer Stuttgarter vor. In Abwesenheit des verletzten Platzhirschen David Raum empfahl sich der Linksverteidiger für einen Stammplatz. Wie Leweling feierte in dieser Länderspielphase auch Alexander Nübel sein DFB-Debüt, mit Oliver Baumann dürfte er sich in den kommenden Monaten um die Vertretung von Marc-André ter Stegen duellieren. Angelo Stiller bewährte sich unterdessen bei seiner ersten Startelf-Berufung auf der Doppelsechs und auch Chris Führich, der Sechste im Bunde, kam zum Einsatz.

Schon am Samstag kehrt das Sextett zum Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern in die Allianz Arena zurück. Die Münchner führen die Tabelle trotz zuletzt zwei sieglosen Spielen hintereinander an. Mit einem Sieg könnte der Vizemeister aber bis auf zwei Punkte heranrücken.

Süd-Gipfel zwischen Stuttgart und dem FC Bayern sind traditionell speziell. Mit Blick auf die aktuelle Konstellation ist das anstehende Aufeinandertreffen aber noch etwas spezieller. Stuttgart hat dem FC Bayern den Rang als deutsche Klub-Nationalmannschaft abgelaufen.

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Die Nationalspieler des VfB Stuttgart: Spätstarter für 41,5 Millionen Euro

Ausgedünnt wurde das Münchner DFB-Kontingent zuletzt durch die Rücktritte von Neuer und Müller. Der langjährige Nationalspieler Leon Goretzka wird von Bundestrainer Julian Nagelsmann unterdessen genauso ignoriert wie von Vincent Kompany beim FC Bayern. Sobald sie wieder (gänzlich) fit sind, werden immerhin Jamal Musiala und Leroy Sané ins DFB-Team zurückkehren - weitere Kandidaten gibt es abgesehen vom nominierten Trio aktuell nicht.

Ändern könnte sich das in den anstehenden Transferphasen: Der FC Bayern buhlt bekanntlich intensiv um die beiden Leverkusener Jonathan Tah und Florian Wirtz, zwei Fixpunkte in der Nationalmannschaft. Tah ist 2025 ablösefrei zu haben, Wirtz dürfte 100 bis 150 Millionen Euro kosten.

Stuttgart zahlte für seine sechs Nationalspieler zusammengerechnet nur 41,5 Millionen Euro. Alle sechs Spieler eint, dass sie nicht der hochgepriesenen VfB-Jugend entstammen oder teuer eingekauft wurden, sondern sich über Umwege nach Stuttgart und von dort in die Nationalmannschaft kämpften. Gewissermaßen sind sie alle Spätstarter, wie auch ihr Alter bei den Debüts zeigt. Leweling und Stiller: 23. Führich: 25. Undav und Mittelstädt: 27. Nübel: 28.

Sebastian Hoeneß, VfB Stuttgart
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Nübel und Stiller verpassten beim FC Bayern den Durchbruch

Zwei aus dem Quartett verpassten ironischerweise einst den Durchbruch beim FC Bayern. Nübel schmorte hinter Neuer auf der Bank, ehe er bei seiner Leihe in Stuttgart aufblühte. 2026 könnte Nübel zum FC Bayern zurückkehren und Neuer beerben, sofern er mit dann 40 Jahren seine Karriere beendet. Stiller stammt sogar aus der Münchner Jugend, flüchtete aber nach den Verpflichtungen von Marc Roca und Tiago Dantas. Sein ehemaliger Trainer von der Münchner Reserve holte ihn zunächst zur TSG Hoffenheim und dann nach Stuttgart: Sebastian Hoeneß.

Der 42-Jährige trat seinen Posten in Stuttgart 2023 an. Damals hatte der VfB mit Josha Vagnoman nur einen deutschen Nationalspieler. Alle sechs nun nominierten Stuttgartern gelang unter Hoeneß der Sprung ins DFB-Team. Zudem debütierte auch Waldemar Anton, ehe er im Sommer unter großem Trubel zu Borussia Dortmund wechselte. Ausgerechnet Uli Hoeneß' Neffe hatte somit entscheidenden Anteil an der Schaffung des VfB Deutschland.

Dieser VfB Deutschland hat übrigens noch eine zweite Ebene: Neben den von Sebastian Hoeneß geformten Spätstartern standen in den beiden zurückliegenden Länderspielen auch noch drei Produkte der VfB-Jugend in der Startelf. Kapitän Kimmich, Abwehrchef Antonio Rüdiger und Rechtsaußen Serge Gnabry.