FC Bayern München: Drei Erkenntnisse zur Vorstellungs-Pressekonferenz von Trainer Vincent Kompany

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Vincent Kompany hat sich am Donnerstag als neuer Trainer des FC Bayern München vorgestellt. Was fiel dabei auf? Drei Erkenntnisse zur Pressekonferenz.

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Mut, Aggressivität & Co: Vincent Kompany setzt auf Grundtugenden

Für welche Art von Fußball steht Vincent Kompany? Der 38-jährige Belgier philosophierte bei seiner Antritts-Pressekonferenz daraufhin nicht von Pressing oder Viererketten. Stattdessen erzählte er von seiner Jugend auf Brüssels Straßen, auf denen der ehemalige Innenverteidiger unter wohl nicht allzu zimperlichen Bedingungen das Fußballspielen gelernt hat. Und von Anderlechts Akademie, wo er später zum Siegen verdammt war.

So wie Kompany fußballerisch sozialisiert wurde, so will er seine Mannschaft auftreten lassen. "Wir wollen mutig und aggressiv spielen. Ich möchte, dass mein Team diese zwei Sachen repräsentiert, die meinen Charakter definieren", sagte Kompany. Die Botschaft: Ehe es um taktische Feinheiten geht, geht es um Grundtugenden. Abgesehen von Mut und Aggressivität erwähnte Kompany im Laufe seiner Pressekonferenz auch Hunger, Mentalität und harte Arbeit.

Was darf man in München aber für eine taktische Herangehensweise erwarten? Sowohl beim RSC Anderlecht als auch beim FC Burnley ließ Kompany sehenswerten Angriffsfußball spielen. Mit leichten Anpassungen, selbst als er mit Burnley im Tabellenkeller der Premier League festhing und letztlich abstieg. Tiefe Einblicke in seine Planungen für den FC Bayern verwehrte er bei der Pressekonferenz auch auf Nachfrage, dann druckste er etwas herum und erwiderte letztlich: "Ich habe eine klare Idee und werde dieser Idee folgen."

Kompany, der gleichermaßen kämpferisch wie sympathisch wirkte, will die nötigen Grundtugenden abseits des Platzes vorleben. "Ich habe keinen Lifestyle außerhalb der Arbeit, Arbeit ist mein Lifestyle", sagte er. Aus Burnley ist zu hören, dass Kompany täglich rund 14 Stunden am Trainingsgelände verbracht hat. "Ich bin immer motiviert, ich stehe motiviert auf und gehe motiviert ins Bett."

Uli Hoeneß, Thomas Tuchel
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Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge spielen entscheidende Rollen

Bei Kompanys Antritts-Pressekonferenz zeigte sich mal wieder herrlich offensichtlich, welch entscheidende Positionen die eigentlich nur mehr als Aufsichtsräte tätigen Klub-Patrone Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge weiterhin innehaben. Der neue Trainer wurde noch nicht einmal explizit nach den beiden gefragt, da erwähnte er schon ihre Rolle bei seinem Wechsel zum FC Bayern.

"Ich habe mich mit Uli Hoeneß unterhalten und ich weiß von Karl-Heinz Rummenigge, dass ich nicht nur die Entscheidung von Max (Eberl) und Christoph (Freund) bin, sondern auch von Uli und Karl-Heinz", erzählte Kompany. Bei wohl keinem Klub der Welt muss man als neuer Trainer dermaßen viele Vorstellungsgespräche mit verschiedenen Entscheidern führen wie beim FC Bayern.

Bei der 99-tägigen Trainersuche sorgte die Münchner Vielstimmigkeit für Verwunderung und Verstimmungen gleichermaßen. Der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen - ein weiterer Entscheider - wertet diese Grundvoraussetzung dennoch als Vorteil. "Wir sind ein Klub mit großen Persönlichkeiten. Wir wären schlecht beraten, wenn wir diese Kompetenzen nicht einbinden", erklärte er. "Wenn wir uns austauschen, bedeutet das nicht, dass alle gleich Hurra schreien. Das kann als Vielstimmigkeit wirken. Aber das ist nicht unsere Schwäche, das ist unsere Stärke."

Kompany jedenfalls sei laut Dreesen "der Eine für alle". Was gewissermaßen auch so zu deuten ist, dass man sich bei den vorher nachweislich gehandelten Kandidaten trotz konkreten Verhandlungen intern nicht völlig einig über deren tatsächliche Tauglichkeit war. "Nach den Gesprächen mit Vincent ärgern Christoph und ich uns darüber, dass wir diese Gespräche nicht schon vor sechs Wochen geführt haben", sagte Eberl.

Max Eberl, Christoph Freund, FC Bayern München
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FC Bayern: Max Eberl schürt Hoffnungen auf baldige Transfers

Wie bei anderen Themen hielt sich Kompany auch bei der Kaderplanung mit konkreten Ankündigungen zurück. "Was der Kader braucht, werden wir intern besprechen", sagte er beispielsweise. Oder: "Dafür ist es zu früh von meiner Seite."

Sportvorstand Eberl äußerte sich diesbezüglich dagegen forsch, womöglich auch um nach der verheerenden Trainersuche im Umfeld für Optimismus zu sorgen. Man habe sich mit Kompany bereits "intensiv über den Kader und Spieler" ausgetauscht, betonte Eberl, und überhaupt: "Christoph und ich haben nicht nur die Trainersuche vorangetrieben, sondern auch die Kaderplanung. Da sind wir weiter, als man vielleicht denkt."

Durchaus riskante Aussagen, an denen sich Eberl messen lassen muss - implizieren sie doch, dass der FC Bayern alsbald Transfers verkünden wird. Passiert das nicht, werden die Aussagen für Eberl zum Boomerang. So wie schon sein einst formulierter Wunsch, die Trainersuche im April abgeschlossen zu haben.

Der Transfer-Fokus dürfte zunächst auf Neuzugängen liegen. Von den aktuellen Spielern will sich Kompany schließlich erst selbst ein Bild machen: "Ich bin gespannt darauf, mit allen zu arbeiten. Ich will herausfinden, wie hungrig die Spieler sind." Eberl erklärte unterdessen, dass es "keine Streichlisten" gäbe.

Vincent Kompany: Stationen als Trainer

ZeitraumVerein
2019-2020RSC Anderlecht (Spielertrainer)
2020-2022RSC Anderlecht
2022-2024FC Burnley