Von Jérémy Doku bis Ian Maatsen: Diese Top-Talente hat Bayern-Trainer Vincent Kompany schon entwickelt

Von Niklas Staiger
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Der neue Bayern-Trainer hat eine Reputation dafür, Talente zu entwickeln. Dabei mischte Vincent Kompany mit ganz jungen Kadern große Ligen auf und coachte sich auch dadurch ins Rampenlicht. SPOX zeigt die Top-Talente, die unter Kompany aufstiegen.

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"Die zwei Jahre in Anderlecht waren außergewöhnlich, er hat mit dem damals jüngsten Team in Europa für Furore gesorgt und unglaublich attraktiven Fußball gespielt", lobte Bayerns Sportvorstand Max Eberl den Belgier bei dessen Antritts-Pressekonferenz. Auch der FC Burnley zählte in der abgelaufenen Saison zu den jüngsten Teams der Premier League - nur der FC Chelsea spielte häufiger mit einer Startelf, die ein Durchschnittsalter unter 24 besaß (neunmal). Kompany stellte fünfmal solch ein Team auf, ansonsten nur Brighton & Hove Albion zweimal.

Die Einbindung von Jugendspielern soll beim FC Bayern einen größeren Fokus bekommen als noch in der Vergangenheit. Thomas Tuchel wehrte sich zwar - zurecht - gegen die Vorwürfe von Uli Hoeneß, dass er Spieler wie Aleksandar Pavlovic nicht besser gemacht habe. Doch viele Top-Talente aus dem Bayern-Nachwuchs hatten kaum einen Einfluss oder durften zum Saisonende erst ran, als viele etablierte Spieler verletzungsbedingt ausfielen.

Neben Pavlovics Weiterentwicklung dürften vor allem Talente wie Innenverteidiger Tarek Buchmann, der die vergangene Saison verletzt verpasste, oder auch Lovro Zvonarek, der als Vertretung im Saisonfinale am 33. Spieltag traf, in den Profikader drängen. Mit Matteo Pérez Vinlöf und Jonathan Asp-Jensen sowie dem verliehenen Frans Krätzig kamen drei weitere Youngster in der abgelaufenen Saison zu Profi-Debüts und sollen besser intergriert werden. Auch der im Winter in die U19 gewechselte Jonah Kusi-Asare, Mittelfeldstratege Javier Fernández oder die "externen" Talente wie Bryan Zaragoza und selbst Top-Youngster Mathys Tel sollen in Zukunft besser eingebunden werden.

Dafür lohnt ein Blick in die Vergangenheit des zukünftigen Bayern-Trainers: Welche Top-Talente schafften unter Vincent Kompany den großen Aufstieg zum Profi?

RSC Anderlecht, Vincent Kompany, Jérémy Doku
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Jérémy Doku (22, Manchester City)

Einer der Top-Namen, die unter dem Einfluss von Vincent Kompany standen, ist mit Sicherheit Jérémy Doku. Der Flügelstürmer wechselte im Sommer 2024 für kolportierte 60 Millionen Euro zu Manchester City und dribbelte die Skyblues 2023/24 zur Meisterschaft. Er gilt als einer der talentiertesten Spieler der Welt.

Doku erlebte Kompany zudem in einer besonderen Rolle: 2019 wechselte der Belgier als Spieler und Manager in Personalunion zu Anderlecht - nach fünf Spieltagen übernahm er zudem kurzzeitig als Trainer, dann wurde es doch zu viel und mit Franky Vercauteren übernahm ein alter Anderlecht-Bekannter die Coach-Rolle. Erst als Kompany 2020/21 nach zwei Spieltagen verletzungsbedingt spontan seine Karriere beendete, wechselte er vom Spieler-Manager zum Trainer-Manager und übernahm die volle Kontrolle über das Team.

In diesem gut einen Jahr, in dem Kompany als Spieler, Kapitän und Manager - und eben auch als Trainer - an der Seite von Doku stand, entwickelte sich dieser vom Jugendspieler zum Stammspieler und Leistungsträger - mit fünf Scorern nach sieben Spielen wurde er 2020 dann auch schnell weggekauft, ging für 26 Millionen Euro zu Stade Rennes. Auch Spitzenklubs wie Real Madrid und der FC Liverpool galten als interessiert, doch er ging noch auf eine Zwischenstation. Trotzdem dürfte auch die Beziehung von Vincent Kompany und dessen ehemaligen Trainer Pep Guardiola später beim Transfer zu den Citizens geholfen haben.

RSC Anderlecht, Albert Sambi Lokonga
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Albert Sambi Lokonga (24, FC Arsenal)

Schon vor seiner offiziellen Anstellung als Manager stand Kompany seinem Jugendklub beratend zur Seite - und war ein großer Faktor dabei, die Ausrichtung mehr auf die Jugendentwicklung zu legen. Einer der ersten großen Profiteure davon war Albert Sambi Lokonga. Ohne seinen Kreuzbandriss in der Rückrunde 2018/19 wäre seine Entwicklung wohl noch schneller gegangen, doch Kompany war es, der ihn nach seiner Verletzung zurück in die Startelf beorderte - er wurde sofort zum Stammspieler und entwickelte sich enorm weiter.

Vor allem in Sachen Führungsstärke lernte er einiges von Kompany und bekam in Kompanys erster Saison als Cheftrainer das Vertrauen, mit gerade einmal 21 Jahren Anderlecht als Kapitän aufs Feld zu führen. Die Entwicklung hin zum Stabilisator der Defensive sorgte dafür, dass der FC Arsenal 2021 17,5 Millionen Euro für Lokonga springen ließ. Doch der Schritt zu den Gunners war dann wohl doch zu groß, dort schaffte er es bisher noch nicht, sich durchzusetzen. Mit 24 Jahren ist die Entwicklung allerdings auch noch nicht zu Ende.

RSC Anderlecht, Lukas Nmecha
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Lukas Nmecha (25, VfL Wolfsburg)

Viele Transfers von Vincent Kompany in seiner noch jungen Karriere hatten ein Muster: Sie zeigten enge Verbindungen zu seinen alten Stationen. Das erste Mal, dass Kompany von Guardiola profitierte, war wohl 2020, als Anderlecht sich die Dienste von City-Stürmer Lukas Nmecha auf Leihbasis sichern konnten.

Zuvor war Nmecha noch nirgendwo der Durchbruch geglückt - bei einer Leihe in der Hinrunde 19/20 zu Wolfsburg sah er kaum Spielzeit, in der Rückrunde bei Middlesbrough traf er kein einziges Mal. Doch Kompany setzte bei den Belgiern sofort auf den deutschen U21-Nationalstürmer und der zahlte es mit starken Leistungen zurück. Nmecha war einer der Gründe, wieso Anderlecht Doku verkaufen konnte, dabei aber trotzdem kaum dessen Tore vermisste. 21 Treffer und drei Vorlagen in der Leihsaison sorgten dafür, dass Wolfsburg einen neuen Anlauf nahm und Nmecha für wohl acht Millionen Euro als Stammstürmer verpflichtete.

RSC Anderlecht, Vincent Kompany, Joshua Zirkzee
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Joshua Zirkzee (23, FC Bologna)

Als Nachfolger für Nmecha bediente sich Kompany im Sommer 2021 erneut einer Leihe, holte sich Bayern-Toptalent Joshua Zirkzee in die Vorstadt von Brüssel. Wieder zeigte sich vor allem der gute Umgang mit den jungen Top-Talenten. Kompany setzte vom ersten Tag an auf Zirkzee und wurde belohnt - mit 18 Toren. Doch vor allem entwickelte er den bisher sehr eigensinnigen Stürmer, dem Charakterprobleme nachgesagt worden waren, auf der menschlichen Ebene weiter.

Dabei wurde es auch mal laut, wie ein viraler Kabinenclip aus Anderlecht zeigt, in dem Kompany die schlechte Einstellung von "Zirk" lautstark kritisiert. Doch es funktionierte - und kam gut an. Neben 13 Torvorlagen, die auf die 18 Tore obendrauf kamen, belegt das auch das Lob des Niederländers für seinen damaligen Coach: "Er sorgt dafür, dass ich jeden Tag heiß bin. Es ist großartig, einen Trainer zu haben, der seinen Glauben auf einen Spieler übertragen kann. Weil er früher selbst Spieler war, kann er den Fußball besonders gut lesen", erklärte Zirkzee 2022 im Interview mit SPOX.

Im Anschluss an die starke Leih-Saison verkauften die Bayern Zirkzee für kolportierte 8,5 Millionen Euro an den FC Bologna und der steile Aufstieg ging weiter. Kompany, der Zirkzee die Eigensinnigkeit zumindest teilweise austrieb, dürfte einen großen Anteil daran haben, dass Topklubs wie der FC Arsenal, Manchester United, AC Milan oder Juventus Turin derzeit mit Zirkzee in Verbindung gebracht werden. Falls Kompany erneut mit "Zirk" zusammenarbeiten will, besitzt der FCB zudem eine Rückkaufoption. Dafür möglicherweise hilfreich: Zirkzee funktionierte unter Kompany am besten in einer Doppelspitze.

RSC Anderlecht, Sergio Gómez
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Sergio Gómez (23, Manchester City)

Einer der größten Coups, der zudem einiges an Aufmerksamkeit auch im deutschen Raum brachte, ist Vincent Kompany bei Sergio Gómez gelungen. 2018 ließ Borussia Dortmund wohl drei Millionen Euro für den jungen Spanier springen, doch der gelernte Zehner konnte sich beim BVB nicht durchsetzen und auch bei seiner zweijährigen Leihe zu SD Huesca stagnierte die Entwicklung - dann kam Kompany.

Anderlecht kaufte Gómez für 1,5 Millionen Euro mit einem klaren Plan: Kompany schulte den offensiven Kreativspieler zum Linksverteidiger um. Bereits bei Huesca hatte er als Dreierketten-Wingback einige Einsätze gesammelt, nun war er fest links hinten zu finden - auch in der Viererkette. Der spielstarke LV feuerte Kompanys Offensive in Belgien ordentlich an und sammelte überragende 22 Scorer (sieben Tore, 15 Vorlagen) in einer Saison.

Dann kam erneut die Guardiola-Verbindung zum Tragen - durch die große Spielstärke des gelernten Zehners kaufte der City-Trainer Gómez für kolportierte 15 Millionen Euro. Dort ist er zwar nur Ergänzungsspieler, doch vor allem der BVB sah bei der Entwicklung alt aus - verdiente aber immerhin am Weiterverkauf der Belgier mit.

RSC Anderlecht, Vincent Kompany, Yari Verschaeren
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Yari Verschaeren (21, RSC Anderlecht)

Die erste kleine Misserfolgs-Geschichte ist wohl das belgische Top-Talent Yari Verschaeren. Zwar setzte Kompany nahezu durchgängig auf den Youngster, doch während der sich während Kompanys Zeit als Spieler-Manager unter Trainer Vercauteren mit gerade einmal 18 Jahren zum belgischen Nationalspieler kämpfte, blieb unter Kompany die Weiterentwicklung aus. Verschaeren, gelernter Zehner, hatte oft Schwierigkeiten, sich in Kompanys Spielsystem zurecht zu finden.

In seiner ersten Saison lief es noch besser - Verschaeren war bis auf eine lange Knöchelverletzung Stammspieler und sammelte acht Scorer in 16 Ligaspielen. In der zweiten Saison brachte es Verschaeren zwar auch auf respektable zwölf Scorer in 43 Spielen, doch er fremdelte vor allem mit der neuen Flügelposition hinter der eingeführten Doppelspitze.

Kompanys Nachfolger stellte Verschaeren zurück auf die Zehn - so richtig in Schwung kam er aber nicht. Auch eine lange Verletzung warf ihn zwischen den Saison 22/23 und 23/24 aus dem Rennen. Bisher konnte der nun 22-Jährige die hohen Erwartungen nach seinem Belgien-Debüt mit 18 jedoch nicht erfüllen.

FC Burnley, Ian Maatsen
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Ian Maatsen (22, FC Chelsea)

Eine weitere große Erfolgsgeschichte von Vincent Kompany folgte dann jedoch ab 2022 beim FC Burnley: Ian Maatsen kam per Leihe vom FC Chelsea. Ähnlich wie zuvor Gómez bei Anderlecht bekam auch Maatsen alle Freiheiten, sich in die Offensive einzuschalten und zog gerne in Richtung Zentrum. Ein Mittel, von dem Borussia Dortmund - anders als bei Gómez - später noch profitierte. Denn nach der starken Aufstiegs-Saison mit Burnley konnte sich Maatsen nicht gegen Routinier Ben Chilwell, 65-Millionen-Mann Marc Cucurella und den aufstrebenden Innenverteidiger Levi Colwill durchsetzen und wurde im Winter nach Dortmund verliehen.

Die Geschichte danach ist bekannt: Maatsen glänzte vor allem in der von Kompany gelernten inversen Linksverteidiger-Rolle sofort und avancierte zum Leistungsträger. In der Champions League verpasste Maatsen im Achtel-, Viertel- und Halbfinale keine Sekunde und traf zuhause gegen Atlético sogar einmal. Nun steht er mit dem BVB im Finale der Champions League gegen Real Madrid - auch wegen Kompany.

Kein Wunder also, dass neben den Dortmundern, die Maatsen gerne halten würden, zuletzt auch der FC Bayern München konkreter mit dem Niederländer in Verbindung gebracht wurde. Durch den Wechsel des alten Lehrmeisters zum FCB könnte hier sogar noch mehr Fahrt reinkommen. Schließlich sucht der FCB für den Sommer wohl einen neuen Linksverteidiger, sollte Alphonso Davies wirklich zu Real Madrid wechseln.

FC Burnley, Jordan Beyer
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Jordan Beyer (24, FC Burnley)

Ein weiteres deutsches Top-Talent, das von Kompany geformt wurde, ist der heute 24-jährige Jordan Beyer. Aus der Jugend von Borussia Mönchengladbach debütierte Beyer mit 18 Jahren in der Bundesliga, schaffte es dann aber nie, sich richtig festzusetzen. Gerade als ihm der Durchbruch 2022 schließlich gelang, verpflichtete Kompanys neuer Klub Burnley ihn 2022 per Leihgeschäft mit Kaufoption für satte 15 Millionen Euro.

Der zuvor oft als Außenverteidiger oder in einer Dreierkette eingesetzte Beyer lernte vom früheren Innenverteidiger von Manchester City vor allem eins: Zweikampfhärte. In seiner ersten Saison in der Championship war Beyer sofort Stammspieler und mit jedem Spiel setzte er sich besser in der Defensive durch, ohne dabei seine spielgestaltenden Aspekte in der Offensive zu verlieren. Diese Elemente wiederum passten perfekt in den ballbesitzorientierten Spielstil der Clarets - Beyer verkörperte den Trainer Kompany perfekt in seiner Rolle.

Doch in der Premier League fiel Beyer dann lange aus - zunächst verpasste er mit kleineren Verletzungen kurze Phasen, dann fehlte er mit einer Oberschenkelverletzung die gesamte Rückrunde. Neben vielen Abgängen, wie etwa auch der Leih-Rückkehr von Maatsen, waren es auch Beyers Verletzungsprobleme, die Burnley in der aktuellen Saison in Schwierigkeiten brachten. Seine Spielstärke war in der Championship der Grundpfeiler des Aufbauspiels.

FC Burnley, Nathan Tella
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Nathan Tella (24, Bayer 04 Leverkusen)

Doch kaum einem Spieler gelang unter Kompany ein so kometenhafter Aufstieg wie Nathan Tella. Innerhalb einer Saison entwickelte er sich vom Bankdrücker bei Southampton zum absoluten Topspieler bei Leihklub Burnley. 19 Tore und fünf Vorlagen machten Bayer 04 Leverkusen auf ihn aufmerksam - die Werkself legte kolportierte 23,3 Millionen Euro auf den Tisch, um Tella loszueisen.

13 Scorer und die Deutsche Meisterschaft stehen zwölf Monate nach seiner Burnley-Zeit in den Büchern. Dabei verbannte Tella teilweise Spitzenspieler wie Jeremie Frimpong oder Jonas Hofmann auf die Bank - glänzte zudem auch in der neuen Rolle als Flügelverteidiger, bei Burnley war er nur als Flügel- oder Mittelstürmer unterwegs.

FC Burnley, Wilson Odobert
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Wilson Odobert (19, FC Burnley)

Aus der Akademie von Paris Saint-Germain über Troyes zu Kompanys Burnley kam im Sommer 2023 Wilson Odobert. Der damals noch 18-jährige Franzose brauchte etwas Anlaufzeit, zeigte dann im Dezember aber richtig gute Leistungen. Odobert war auch die letzte Hoffnung auf den Nichtabstieg zu verdanken: Im Dezember schoss er Burnley mit einem Tor und einer Vorlage zum 2:0-Sieg beim FC Fulham.

Danach traf Odobert jedoch nicht mehr - und die Clarets gewannen zehnmal in Folge nicht. Der Abstieg, er kam mit sehr viel Vorlauf auf Kompany und Burnley zu. Doch der Cheftrainer rückte vom Konzept Ballbesitzfußball und Jugendentwicklung nicht ab. Er setzte Odobert, anders als zuvor auf den Flügeln, als Stürmer ein und wurde - zumindest im Kleinen - dafür belohnt: Beim ersten Sieg nach zehn Spielen gab der Franzose eine Vorlage.

FC Burnley, Jacob Bruun Larsen
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Jacob Bruun Larsen (25, TSG Hoffenheim)

Ein weiterer Spieler, der den Weg von Kompany kreuzte, ist Jacob Bruun Larsen. Auch er war früher beim BVB, schaffte es dort aber nicht langfristig und wechselte zur TSG Hoffenheim. Weil es auch in Sinsheim nicht lief, kam er in der Rückrunde 2020/21 auf Leihbasis nach Anderlecht. In der regulären Saison kam er zwar nicht richtig zum Zug, doch in den Playoffs sollte es sich auszahlen: Zwei Tore und zwei Vorlagen sicherten Kompany dreimal Punktgewinne.

Von Dauer war das Engegament zwar nicht, doch es blieb nicht die letzte Verbindung zu Kompany. Auch 2023 holte der Belgier den Dänen zu seinem Klub, dem FC Burnley. Das zeigt vor allem eins: Kompany glaubt an seine Visionen, auch langfristig und über Jahre hinweg. Wie bei Anderlecht brauchte es etwas Eingewöhnungszeit, doch in der Rückrunde kam Bruun Larsen immer besser in Fahrt und traf in den letzten zehn Saisonspielen viermal, spielte sich fest. Innerhalb der Saisons von Bruun Larsen war immer eine starke Steigerung der Leistung zu sehen. Man darf sich fragen, was passiert wäre, hätte Bruun Larsen die letzten drei Jahre dauerhaft unter dem heutigen Bayern-Coach verbracht.

FC Burnley, Taylor Harwood-Bellis
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Taylor Harwood-Bellis (22, FC Southampton)

Kompanys Visionstreue lässt sich aber am besten bei Taylor Harwood-Bellis beobachten. 2021/22 kam er auf Leihbasis von Manchester City zu Anderlecht, spielte sich schnell fest. Erst kamen Gerüchte auf, er solle im Winter zu den Citizens zurückkehren - als möglicher Kandidat für Guardiola. Dann verlor er unter Kompany jedoch seinen Stammplatz. Das Ergebnis: eine Leih-Rückkehr, jedoch ohne City-Perspektive. Er ging für die Rückrunde leihweise zu Stoke City.

Doch erneut zeigte Kompany, dass er im Spieler Harwood-Bellis einiges sah und holte ihn ein halbes Jahr später nach Burnley. Bei den Clarets setzte sich der Engländer sofort durch und bildete die Stamm-Innenverteidigung mit Jordan Beyer und entwickelte sich zum Top-Verteidiger. Auch Harwood-Bellis ging jedoch nach der starken Aufstiegssaison der Clarets weg und schloss sich Southampton an, die bei einer Leihe mit Kaufoption in diesem Sommer kolportierte 23 Millionen Euro für den 22-Jährigen bezahlen sollen.

RSC Anderlecht, Bart Verbruggen
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Bart Verbruggen (21, Brighton & Hove Albion)

Ein letztes großes Thema bei Vincent Kompany war vor allem die Entwicklung von jungen Torhütern. Dabei traute sich der Belgier den Wechsel in seinem Heimatland zunächst nicht. Kompany zog zwar Toptalent Bart Verbruggen in den Profikader hoch - und schenkte ihm in den Playoffs 2021 auch das Vertrauen, als sich sein Stammkeeper verletzte. Doch durchsetzen konnte sich der Niederländer unter Kompany nicht. Zugegeben: Auch unter seinem Nachfolger rückte der heute 21-Jährige erst nach mehr als einem halben Jahr in die Anfangsformation, überzeugte in einer Halbserie dann aber Brighton & Hove Albion von einem 20-Millionen-Euro-Transfer.

Spannend wird sein, ob sich die Wege von Kompany und Verbruggen erneut kreuzen werden: Schon vor dem Interesse am belgischen Coach galt Verbruggen im April als ein Wunschkandidat des FC Bayern München für die langfristige Neuer-Nachfolge. Nun könnte die Ankunft von Kompany das Interesse nochmal verstärken.

FC Burnley, James Trafford
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James Trafford (21, FC Burnley)

Anders war es beim FC Burnley: Mit Arijanet Muric holte Kompany einen damals 23-jährigen Keeper von Man City in den Kader, dem er voll vertraute und der einen sicheren Rückhalt beim Aufstieg darstellte. Doch in der Premier League wollte Burnley einen weiteren Schritt machen und kaufte - erneut von City - das englische Top-Talent James Trafford. Der zu Saisonbeginn 20-Jährige bekam das Vertrauen geschenkt und blieb lange bis in die Krise Stammkeeper. Doch nach den zehn sieglosen Spielen entschied sich Kompany zum Torwartwechsel, setzte wieder auf Muric und die Defensive stabilisierte sich etwas. Spannend: Trafford gehört trotz des verlorenen Stammplatzes beim Premier-League-Absteiger zum bisher noch 33-köpfigen EM-Kader von England-Trainer Gareth Southgate.

Während das zeigt, dass Kompany durchaus den Mut hat, auch auf solchen wichtigen Positionen mit jungen Top-Talenten zu arbeiten und sie zu entwickeln, zeigt es aber auch: So richtig funktioniert hat es bisher nicht. Verbruggen spielte selten, Muric wurde nach einem Jahr ersetzt und Trafford behielt seinen Stammplatz durch die Krise hindurch nicht. Das dürfte zumindest Zweifel aufwerfen, ob sich Kompany bei einem solch großen Leistungsdruck wie beim FC Bayern erneut zu einer Talente-Lösung - wie etwa Verbruggen - hinreißen lassen wird.

Julien Duranville
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Die Perspektiv-Talente

Kompany glänzte jedoch, ähnlich wie bei Verbruggen, nicht nur bei der eigentlichen Entwicklung und den finalen Leistungen auf dem Platz. Er zeigte auch ein gutes Auge für Talent und förderte es früh. Dabei brachte er etwa Julien Duranville schon in extrem jungen Jahren zu den Profis - sein Startelf-Debüt gab er kurz nach seinem 16. Geburtstag. Mittlerweile spielt das nun 18-jährige Toptalent bei Borussia Dortmund. Zum großen Einfluss auf dessen Karriere kam es wegen des Burnley-Wechsels dann nicht mehr.

Fünf Spiele machte zudem der heutige belgische National-Verteidiger Zeno Debast unter Kompany, war ab dem folgenden Sommer dann Stammspieler. Auch der heute 19-jährige Mario Stroeykens, der in dieser Saison bei RSC Anderlecht für Furore sorgte, wurde von Kompany befördert, kam aber erst später zum Durchbruch.