"Er verfolgt sehr genau, was wir machen": Wie der Kompany-Clan "einen der billigsten Klubs in Brüssel" betreibt

kompany-1-1600
© getty

In München arbeitet Vincent Kompany an der Wiederbelebung des FC Bayern, in seiner Heimatstadt Brüssel baut er unterdessen einen ganz neuen Klub auf.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die erste Länderspielphase dieser Saison Anfang September nutzte Vincent Kompany nicht etwa für Urlaub. Stattdessen widmete er sich lieber seiner zweiten Tätigkeit im Fußball. Kompany ist nämlich nicht nur Trainer des FC Bayern, sondern gleichzeitig auch Besitzer von BX Brüssel.

"Er hat Autogramme geschrieben und Bayern-Trikots verschenkt", berichtet Geschäftsführer Nicolas Rolis im Gespräch mit SPOX von Kompanys Besuch. Ein- bis zweimal pro Jahr würde der 38-jährige Belgier vorbeischauen. "Ansonsten verfolgt er aus der Ferne sehr genau, was wir machen. Es motiviert uns, dass wir Vincent im Rücken haben."

Uns, das sind mittlerweile: Nicolas Rolis, fünf weitere Angestellte, 60 ehrenamtliche Mitarbeiter und rund 1300 Spieler bei BX Brüssel und den beiden Partnerklubs in anderen Stadtteilen FC Forest und FC Black Stars.

kompany-bx
© BX Brüssel

BX Brüssel: Die Hintergründe zu Vincent Kompanys Klub in Brüssel

Los ging das Projekt 2013. Kompany war damals 27 Jahre alt und spielte für Manchester City. Als Sohn eines kongolesischen Flüchtlings hatte er es in der Multikulti-Stadt Brüssel zum Fußballprofi geschafft. Jetzt wollte er dafür sorgen, dass es seine Nachfolger leichter schaffen - zum Fußballprofi oder überhaupt in ein geregeltes Leben. Also kaufte er die Lizenz des FC Bleid-Molenbeek und gründete den BX Brüssel. BX steht für Brüssel, so nennt die hiesige Jugend im Slang gerne ihre Stadt.

"Vincent wollte einen Fußballklub gründen, bei dem Kinder mit verschiedenen kulturellen Hintergründen in einem sicheren Umfeld zusammenkommen und sich entwickeln können", berichtet Rolis. "Es war ihm wichtig, dass Talente nicht wegen zu hohen Mitgliedsbeiträgen ausgeschlossen werden. Deshalb sind wir einer der billigsten Klubs in Brüssel."

Im Laufe der Jahre entwickelte BX auch Angebote abseits des Fußballs, etwa Hausaufgabenhilfen, Sprachkurse und Lehrgänge zur Berufsorientierung. "Wir wollen den Kindern helfen, ihren Traum vom Profifußball zu erfüllen", sagt Rolis. "Gleichzeitig aber auch einen Plan B anbieten, sofern das nicht funktioniert."

Die Jugendmannschaften von BX sind mittlerweile in die höchsten Ligen Brüssels aufgestiegen. "Unsere Erwachsenenmannschaft ist aber noch nicht dort, wo wir sie gerne hätten. Aktuell spielt sie in der siebten Liga, wir wollen mindestens in die vierte."

ngalula
© getty

Kompany, Ngalula, Junior: Der besondere Weg der drei Kindheitsfreunde

Die Kontrolle über das Projekt haben, abgesehen von Geschäftsführer Rolis, enge Vertraute Kompanys. "Seine Schwester Christel ist Präsidentin, sein Berater ist Teil des Vorstandes und sein Kindheitsfreund Junior ist Sportdirektor", berichtet Rolis. Junior ist gleichzeitig der Bruder von Kompanys Co-Trainer beim FC Bayern, Floribert Ngalula. "Die drei sind gemeinsam aufgewachsen und sehr eng befreundet."

Außerdem verbindet sie eine gemeinsame Vergangenheit beim RSC Anderlecht. Junior stand schon im Profikader, als dem vier Jahre jüngeren Kompany der Durchbruch gelang. Zuvor hatte Kompany in der Jugend mit Ngalula zusammengespielt, der aber früh in die Akademie von Manchester United wechselte und den Durchbruch dort verpasste. Nach Stationen in Dänemark, den Niederlanden, Israel, in den USA, im Hamburger Westen beim Wedeler TSV und in Finnland spielte Ngalula ab Klubgründung 2013 fünf Jahre für BX.

Nach seinem Karriereende übernahm er den Trainerposten bei BX, ehe er 2019 als Assistent des neuen Spielertrainers Kompany zu Anderlecht zurückkehrte. Anschließend begleitete Ngalula Kompany auch zum FC Burnley und in diesem Sommer schließlich nach München. Während Kompany seine Trainerkarriere vorantrieb, übernahm er in Brüssel zwei weitere Klubs aus anderen Vierteln. "Mit dem FC Forest und dem FC Black Stars verfolgen wir das gleiche Konzept wie mit BX", sagt Rolis.