Die besten Leihgeschäfte des FC Bayern: Paul Wanner auf den Spuren des absoluten Musterbeispiels

Von Christian Guinin / Jochen Tittmar
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Der FC Bayern München und die Leihgeschäfte: Manche entpuppten sich als Volltreffer, bei anderen Spielern half auch das Ausleihen nichts. Ein Blick auf zehn Beispiele beider Kategorien.

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Auch in dieser Saison verließen den FC Bayern München wieder einige Spieler per Leihe. Mit Alexander Nübel, Paul Wanner, Bryan Zaragoza, Armindo Sieb, Gabriel Vidovic, Lovro Zvonarek, Frans Krätzig, Maurice Krattenmacher und Gibson Nana Adu wurde insgesamt sieben Akteure bei anderen Vereinen untergebracht.

Im Zuge dessen blicken wir auf einige Leihgeschäfte der Vergangenheit, die sich im Nachhinein für den deutschen Rekordmeister gelohnt haben, sowie auf andere, bei denen es überhaupt nicht nach den Vorstellungen des FCB lief.

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Diese Leihgeschäfte lohnten sich für den FC Bayern: Paul Wanner & Alexander Nübel

Die zwei jüngsten Beispiele, bei denen man von gelungenen Leihgeschäften sprechen kann, sind Alexander Nübel und Paul Wanner.

Ersterer spielt seit Sommer 2023 für den VfB Stuttgart und ist dort unangefochtener Stammkeeper. Mit seinen guten Leistungen war er im vergangenen Jahr mitverantwortlich, dass sich die Schwaben die Vizemeisterschaft sicherten und erstmals seit über 15 Jahren wieder in der Champions League spielen.

Beim FC Bayern ist der 27-Jährige deshalb auch perspektivisch als Nachfolger von Manuel Neuer eingeplant, sollte der 38-Jährige seine Karriere in naher Zukunft beenden. Gleichzeitig machte Nübel aber auch deutlich, dass eine Rückkehr nach München nur Sinn ergebe, wenn er dort die Aussicht auf den Status als Nummer eins habe.

Bei Wanner basiert die Euphorie lediglich auf den Auftritten der aktuellen Saison. Dort hat er zwar erst vier Pflichtspiele absolviert, in diesen zeigte der 18-Jährige aber bereits, dass man ihm eine große Zukunft beim FC Bayern absolut zutrauen kann.

Vier Tore und zwei Assists steuerte er für den 1. FC Heidenheim bei, was seinen Trainer Frank Schmidt ins Schwärmen brachte: "Der Paul hat unser Spiel schnell verinnerlicht, arbeitet mit, erobert die Bälle und spielt sie dann auch noch gut aus. Fußballerisch ist er überragend. Jetzt ist er auch körperlich schon in einem sehr guten Zustand. Fußballerisch müssen wir ihm gar nicht so viel lernen."

FC Bayern München, Philipp Lahm
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Diese Leihgeschäfte lohnten sich für den FC Bayern: Philipp Lahm

Der heute 40-Jährige ist vielleicht das Musterbeispiel einer gelungen Leihe aus Sicht des FC Bayern München. Lahm durchlief ab dem zwölften Lebensjahr alle Jugendmannschaften beim FCB und wurde im Anschluss, zwischen 2003 und 2005, an den VfB Stuttgart verliehen. Dort reifte er als linker Stammverteidiger zum Nationalspieler und absolvierte insgesamt 71 Spiele im Dress der Schwaben.

Ab der Saison 2006/07 gelang ihm dann auch beim deutschen Rekordmeister der Durchbruch. Lahm stieg schnell zu einer unverzichtbaren Größe auf - sowohl auf dem Spielfeld, als auch abseits des Platzes.

Später wurde er sogar Kapitän der Bayern, ehe er zum Ende der Saison 2016/17 seine aktive Karriere, nach 517 Spielen für die Münchner, beendete. Sein ehemaliger Trainer Pep Guardiola bezeichnete Lahm später als "intelligentesten Spieler, den [er] je trainiert habe".

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Diese Leihgeschäfte lohnten sich für den FC Bayern: David Alaba

Noch ein Außenverteidiger und noch eine Leihe, die sich für die Bayern mehr als auszahlte. Der Österreicher rückte 2010 in den Profikader auf, kam jedoch kaum zu Einsätzen. Die Lösung: eine halbjährige Leihe zur TSG Hoffenheim.

In der Rückrunde absolvierte er damals für die Sinsheimer jedes Spiel und zeigte sein außergewöhnliches Talent. Nach der Rückkehr wurde er dann auch von FCB-Trainer Jupp Heynckes regelmäßig eingesetzt, jedoch nicht wie in Hoffenheim im Mittelfeld, sondern hinten links in der Viererkette.

Im Anschluss war er dafür verantwortlich, dass die Bayern über Jahre eine ausgezeichnete linke Defensivseite vorweisen konnten. In 431 Spielen für die Münchner kam er auf 33 Tore und 55 Assists.

2021 erfüllte sich Alaba mit seinem ablösefreien Wechsel zu Real Madrid einen Lebenstraum. Bei den Königlichen wird er, sofern er nicht gerade verletzt ist, meist in der Innenverteidigung eingesetzt.

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Diese Leihgeschäfte lohnten sich für den FC Bayern: Toni Kroos

Blickt man im Nachhinein auf das Kapitel des Mittelfeldspielers beim FC Bayern, kann man, anders als bei Lahm und Alaba, sicherlich nicht von einer Liebesbeziehung sprechen. Dafür gab es beim Abgang im Jahr 2014 zu viele Zwischenrufe, auch im Nachhinein wurde von der einen oder anderen Seite teils unschön nachgetreten.

Dennoch lässt sich das zweijährige Leihgeschäft von Kroos zu Bayer Leverkusen aus Sicht der Bayern durchaus als Erfolg verbuchen. Bei der Werkself schaffte er den Durchbruch, der ihn im Anschluss auch bei den Münchnern in die Startelf spülte. Vier Jahre verbrachte er an der Säbener Straße, in denen er unter anderem die deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal und die Champions League gewann.

Kroos wäre vermutlich auch noch länger beim FCB geblieben, hätte man sich im Sommer 2014 auf eine Vertragsverlängerung einigen können. Die Verhandlungen scheiterten allerdings, weil der deutsche Rekordmeister Kroos' Gehaltsvorstellungen nicht erfüllen wollte.

Der Mittelfeldspieler zog daher für eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro zu Real Madrid weiter, wo er zur Klublegende wurde und mehrfach die Königsklasse gewann. Uli Hoeneß bezeichnete den Umgang mit Kroos später als Fehler. "Ein Verein muss manchmal harte Entscheidungen treffen - und das war eine. Vielleicht die falsche", gestand der Bayern-Boss 2019.

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Diese Leihgeschäfte lohnten sich für den FC Bayern: Serge Gnabry

Nach seinem Wechsel von Werder Bremen an die Isar wurde der Offensivspieler auf eigenen Wunsch direkt an die TSG Hoffenheim weiterverliehen, um Spielpraxis zu sammeln. Und der Schachzug sollte aufgehen.

Nach anfänglichen Verletzungsproblemen wurde Gnabry spätestens ab der Rückrunde für den damaligen Sinsheimer Trainer Julian Nagelsmann unverzichtbar. Durch das Zutun des heute 29-Jährigen qualifizierte sich Hoffenheim sogar erstmals für die Champions League.

Im Anschluss kämpfte er sich beim FC Bayern unter Niko Kovac ins Team und wurde spätestens unter dessen Nachfolger Hansi Flick eine unverzichtbare Stammkraft. Seitdem hat Gnabry immer wieder mit größeren Verletzungsprobleme zu kämpfen, die ihn zwischen erster Elf und Tribüne pendeln lassen.

Unter dem neuen Coach Vincent Kompany erwischte der Offensivspieler aber einen guten Start in die neue Saison und steuerte in drei Pflichtspielen schon ein Tor und zwei Vorlagen bei.

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Diese Leihgeschäfte lohnten sich für den FC Bayern: Joshua Zirkzee

Joshua Zirkzee kam beim FC Bayern zu lediglich 17 Pflichtspieleinsätzen. Auch seine Ausbeute von vier Toren und einem Assist liest sich alles andere als berauschend.

Und dennoch darf man die Leih-Odyssee, auf die die Bayern den Niederländer schickten - in gerade einmal dreieinhalb Jahren lief Zirkzee leihweise für Parma Calcio, den RSC Anderlecht und den FC Bologna auf -, im Nachhinein positiv sehen.

Schließlich sicherten sich die Bayern beim Verkauf des Stürmers an Bologna für lukrative 27,5 Millionen Euro zusätzlich eine 50-prozentige Weiterverkaufsbeteiligung. Als Zirkzee nun im Sommer für knapp über 40 Millionen Euro zu Manchester United wechselte, kassierte der deutsche Rekordmeister also noch einmal über 20 Millionen Euro.

Malik Tillman, FC Bayern München, Glasgow Rangers
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Diese Leihgeschäfte lohnten sich für den FC Bayern: Malik Tillman

Tillman kam einst aus Fürth in die Bayern-Jugend und arbeitete sich bis zu einem Profivertrag nach oben. Sein Debüt feierte er in der Saison 2021/22 im Pokal unter Julian Nagelsmann und unterschrieb kurz darauf bis 2024.

Nach einigen Kurzeinsätzen und der erstmaligen Nominierung für die Profi-Startelf ging es nach der Spielzeit per Leihe zu den Rangers nach Glasgow. Dort wurde Tillman Stammspieler und kam auf 17 Torbeteiligungen in 43 Pflichtspielen.

Zurück in München bekam er eine Vertragsverlängerung bis 2026 und es ging weiter zur PSV Eindhoven für die Saison 2023/24. Bei der souverän eingefahrenen Meisterschaft drehte Tillman mit neun Treffern und 15 Vorlagen in allen Partien auf.

Eindhoven sicherte sich prompt die Dienste des offensiven Mittelfeldspielers. Zwölf Millionen Euro gingen nach München. Eine Leihe, die sich für den Spieler sportlich und die Bayern finanziell lohnte.

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Diese Leihgeschäfte lohnten sich für den FC Bayern nicht: Breno

Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete den 18-jährigen Brasilianer bei seinem zwölf Millionen Euro teuren Transfer 2008 als "Verpflichtung für die Zukunft", doch der Innenverteidiger durchlebte eine schwere Zeit in München - mit dem negativen "Höhepunkt", dass er im Sommer 2012 wegen schwerer Brandstiftung zu drei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt wurde, nachdem im Jahr zuvor seine Villa abgebrannt war.

Nach knapp zwei Jahren beim FCB, in denen er allenfalls durchwachsene Leistungen zeigte, ging er im Winter 2010 auf Leihbasis zum 1. FC Nürnberg. Beim damaligen Erstligisten lief es ausgezeichnet für ihn, Breno überzeugte mit guten Vorstellungen.

Mehr als sieben Spiele waren jedoch nicht drin, da er sich dann einen Kreuzbandriss zuzog, dem schließlich mehrere Operationen folgen sollten. Nach der Brandstiftung unter Alkohol- und Medikamenteneinfluss wurde der zum Saisonende auslaufende Vertrag nicht verlängert.

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Diese Leihgeschäfte lohnten sich für den FC Bayern nicht: Gianluca Gaudino

Der Sohn des langjährigen Bundesligaspielers Maurizio debütierte mit 17 für die Bayern in der Saison 2014/15 unter Trainer Pep Guardiola im Supercup, als man gegen den BVB verlor. Die Spielzeit verlief für ihn ausgezeichnet, Gaudino durfte auch in Bundesliga und Champions League ran und bekam einen Profivertrag bis 2018.

Die folgende Spielzeit war verglichen dazu ein Rückschritt, meist kickte er für die Zweite in der Regionalliga. Daher folgte im Winter 2016 der Schritt per Leihe in die Schweiz zum FC St. Gallen für eineinhalb Jahre.

Dort stand er in 28 seiner 36 Pflichtspiele (eine Vorlage) in der Startelf, wurde aber von einer Leisten-OP ausgebremst. Als die Leihe endete, war Gaudino für Bayern keine Option mehr. Er wechselte nach Italien zu Chievo Verona.

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Diese Leihgeschäfte lohnten sich für den FC Bayern nicht: Renato Sanches

Als Europameister mit Portugal und jüngster Spieler, der jemals in einem EM-Finale eingesetzt wurde, kam der offensive Mittelfeldspieler mit 17 nach einer starken Saison bei Benfica für stolze 35 Millionen Euro zum FC Bayern. 25 Spiele ohne Tor oder Vorlage machte Sanches in seinem ersten Jahr in München, durfte aber nur neunmal von Beginn an ran.

In der folgenden Spielzeit versuchte er, mehr Spielpraxis in der Premier League bei Swansea City zu bekommen. 8,5 Millionen Euro an Leihgebühr legten die Waliser für Sanches hin. Zwölfmal stand er in seinen 15 Partien in der Startelf, doch auch dort wollte kein Tor zustande kommen.

Sanches versuchte es anschließend noch einmal in München unter Niko Kovac, blieb in seinen Darbietungen jedoch inkonstant. 2019 gab man ihn schließlich für 20 Millionen Euro on OSC Lille ab.

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