"Ich mache damit den Weg frei für neue Weichenstellungen. Es war eine intensive, spannende und lehrreiche Zeit, in der wir gemeinsam große Erfolge feiern konnten, Rückschläge verarbeiten mussten und außergewöhnliche Projekte umsetzen durften. Meine Aufgabe war vom ersten bis zum letzten Tag Teamwork. Ich bin stolz auf das, was ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern, unseren Nationaltrainerinnen und Nationaltrainern und den Betreuerstäben geleistet habe. Solche Teams um sich zu haben, war ein Privileg", teilte Bierhoff in einer Stellungnahme mit.
Laut DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat sich Bierhoff "große Verdienste um den DFB erworben. Auch wenn die letzten Turniere hinter den sportlichen Zielen zurückblieben, steht er für große Momente. Sein Wirken wird für immer mit dem WM-Erfolg in Brasilien verbunden bleiben. Er verfolgte auch in unruhigen Zeiten stets seine Ziele und Visionen und hat den DFB nachhaltig geprägt."
Sport1 zufolge soll Bierhoff angeboten worden sein, ins zweite Glied zu rücken und sich künftig ausschließlich der Arbeit für die DFB-Akademie zu widmen. Dies lehnte er allerdings ab. Doch wie geht es weiter?
MATTHIAS SAMMER
Laut der Bild-Zeitung sowie der Sportschau ist der 55-Jährige der Favorit auf den Bierhoff-Posten. Das Problem: Wie der kicker, Sky und der SID berichten, sei Sammer lediglich an einer Beraterstelle interessiert und wolle keine leitende Funktion im Verband übernehmen.
Sammer hatte zuletzt gegenüber MagentaTV erklärt, Hilfe seinerseits für den DFB sei "nie ausgeschlossen, gewisse Positionen aber schon".
Sammer war bereits zwischen 2006 und 2012 als Sportdirektor beim DFB tätig, zwischen 2010 und 2012 außerdem als Nachwuchskoordinator. Im Anschluss schloss er sich für vier Jahre dem FC Bayern München an (Sportvorstand zwischen 2012 und 2016), ehe er 2018 zu seinem Ex-Klub Borussia Dortmund zurückkehrte. Beim BVB bekleidet er seitdem eine Berater-Funktion.
Wie Sport1 berichtet, werde "verbandsintern eine 1A-Lösung angestrebt". Eine solche könnte auf den Namen Sammer hören, um dessen Person es bereits Diskussionen gegeben habe.
FREDI BOBIC
Aktuell ist der 51-Jährige als Sportvorstand bei der Berliner Hertha angestellt, laut Bild soll Bobic Favorit auf Bierhoffs Nachfolge sein. Und Bobic selbst soll trotz seines Hertha-Engagements nicht abgeneigt sein.
Bobic hatte sich unmittelbar nach dem WM-Aus der deutschen Mannschaft für eine schnelle Aufarbeitung eingesetzt. "Es muss bis Weihnachten klar sein, was Sache ist. Danach würde es sich zu lange ziehen", sagte er bei MagentaTV.
Der 51-Jährige wünscht sich einen "harten, klaren und offenen Austausch. Es ist wichtig, die Dinge aufzuarbeiten" so Bobic.
LOTHAR MATTHÄUS
Ebenfalls hoch im Kurs beim DFB stehen soll der Rekordnationalspieler. Laut Sport1 wird insbesondere dessen Fachkompetenz, die er auch als TV-Experte zeigt, geschätzt.
Matthäus selbst schreibt aber in seiner Sky-Kolumne, dass er "zu weit weg vom DFB" sei. "Mit den Verpflichtungen, die ich habe, hätte ich auch gar keine Zeit. Aber wenn man mich nach meiner Meinung fragt, sage ich sie gerne. Ich höre mir auch gerne Meinungen von Zweiten, Dritten und Vierten an und denke darüber nach."
Mit Oliver Bierhoff, der in der Nachbarschaft wohne, habe gebe "keinen schlechten Kontakt", aber: "Er hat zu mir in den letzten drei Jahren fünf, sechs oder sieben Mal gesagt: "Lass uns mal einen Kaffee zusammen trinken." Aber es kam nie dazu, dass man sich ausgetauscht hätte."
Sein Fazit: "Wenn man es mit mir nicht macht, ist es ja auch in Ordnung, aber Gespräche mit ehemaligen Spielern, die Erfahrungen gesammelt haben, sind jetzt ganz wichtig." Dabei solle es sich um Personen handeln, "die von außerhalb kommen und nicht zum inneren Kreis des DFB gehören, wo alles "Friede, Freue, Eierkuchen" ist. Personen wie Sammer "können mit einer anderen Sichtweise und einer klaren Meinung neuen Spirit in den DFB bringen".
PHILIPP LAHM
Es folgt ein Trio aus Ex-Nationalspielern mit Stuttgart-Bezug, welches laut Sport1 ein Thema werden könnte. Darunter befindet sich auch Lahm, der als Chef des Organisationskomitees für die EM 2024 in Deutschland bereits anderweitig tätig ist.
Unwahrscheinlich, dass er für eine weitere Aufgabe zur Verfügung steht. Zuletzt bemängelte er die deutschen Auftritte bei der WM und machte sich diesbezüglich auch Sorge in Richtung der Heim-EM. "Die Mannschaft wirkt führungslos. Nun gilt es, die Richtigen zu finden, auch mit Blick auf die Heim-EM, die schon in 18 Monaten beginnt und für die das Abschneiden natürlich eine Katastrophe ist, da brauchen wir nicht drum herumzureden, schrieb er in seiner Kolumne für das ReaktionsNetzwerk Deutschland.
Gleichzeitig versprühte er auch Optimismus: "Wir haben viele gute Spieler, tolle Talente wie Musiala, Sané, Gnabry, Havertz. Aber sie müssen auf diesem Niveau Verantwortung übernehmen. Egal, wie die Umstände in Katar auch waren, am Ende braucht es eine Mannschaft, mit der man sich identifizieren kann. Und wenn diese nicht erfolgreich ist, geht etwas verloren. Das war in den letzten Jahren leider der Fall und hat sich durch diese WM nicht gebessert."
THOMAS HITZLSPERGER UND PER MERTESACKER
Wie Sky berichtet, gibt es beim DFB die Überlegung, Bierhoffs Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Ernsthafte Kandidaten seien die beiden Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger und Per Mertesacker.
Demnach könnte der 40-jährige Hitzlsperger Bierhoffs Aufgaben rund um die Nationalmannschaft übernehmen, während der 38-jährige Mertesacker die Geschicke am DFB-Campus leiten könnte.
Bis 31. März war Hitzlsperger Sportvorstand in Stuttgart, zuletzt präsentierte er sich als TV-Experte und hatte insbesondere bei der Diskussion um die One-Love-Binde eine klare Meinung. Auch Mertesacker ist TV-Experte und bei der Arsenal Academy für die Entwicklung junger Talente verantwortlich.
Auch die Bild berichtet von einer möglichen Aufgabenteilung und bringt DFB-U20-Trainer Hannes Wolff, Freiburgs Sportchef Klemens Hartenbach und Schalkes Peter Knäbel ins Spiel.
MICHAEL BALLACK UND STEFAN EFFENBERG
Rio-Held Bastian Schweinsteiger brachte am Dienstag in seiner Rolle als TV-Experte der ARD zwei weitere Namen ins Spiel. Demnach könnten Michael Ballack und Stefan Effenberg die Rolle erfüllen.
"Das sind schon noch Typen, die auch richtig anpacken können", sagte der 38-Jährige. Ballack und Effenberg fungieren derzeit selbst als Experten im Fernsehen.
Ob er selbst auch zur Verfügung stünde, ließ Schweinsteiger derweil offen.
SAMI KHEDIRA
Wie Hitzlsperger ist der 2014er-Weltmeister aktuell als Experte rund um die WM-Berichterstattung im Fernsehen zu sehen und brachte insbesondere nach der Auftaktniederlage gegen Japan seinen Ärger über die Abwehrleistung sowie die Auswechslungen von Flick zum Ausdruck. Dieser hatte mit dem Tausch von Leon Goretzka für den starken Ilkay Gündogan dem Spiel eine negative Richtung verpasst.
"Wir haben in der zweiten Hälfte unser Herzstück hergegeben. Es gibt nicht ohne Grund den Spruch: Kontrollierst du die Mitte, kontrollierst du das Spiel. Da muss man letztendlich auch Hansi Flick mitnehmen. Ich schätze Hansi sehr, aber in der Kadernominierung hat mir schon ein defensiver Spieler gefehlt", sagte der 35-Jährige in der ARD.
Wie Lahm hat Khedira derzeit eine Berater-Rolle beim VfB inne, dort berät er den Geschäftsführer bei der Kaderplanung und der strategischen Ausrichtung des Vereins. Der Ex-Mittelfeldspieler absolviert derzeit noch einen Master-Studienkurs für Fußball-Administration bei der UEFA, es habe auch Angebote gegeben, direkt als Sportvorstand zu arbeiten. Doch vorher wolle er bei den Schwaben lernen.
RALF RANGNICK
Der Fußball-Professor - übereinstimmenden Medienberichten zufolge ein Kandidat - wurde bereits als Nationaltrainer gehandelt, ehe Flick übernahm, was offenbar daran lag, dass Bierhoff dem ehemaligen Leipziger kritisch gegenüberstand. Seine fachlichen Qualitäten sind unumstritten, mittlerweile ist er jedoch als Trainer der österreichischen Nationalmannschaft angestellt.
"Das ist eine Stelle, die niemanden als Trainer in Deutschland kalt lässt. Ich würde abheben und mir das anhören", sagte Rangnick im März 2021 bei Sky über die Stelle als DFB-Coach. "Ich kann mir grundsätzlich alles vorstellen. Es ist eine Frage des Timings." Dieses Timing scheint aktuell nicht perfekt zu sein, doch bei einer interessanten Aufgabe sowie entsprechenden Befugnissen in der aktiven Gestaltung beim DFB dürfte auch ein Abwerben vom ÖFB nicht ausgeschlossen sein.