Marc-André ter Stegen will seinen Platz als Nummer 1 des DFB-Teams verteidigen, sieht sich womöglich für den Rest seines Lebens in Barcelona - und beschäftigt sich mit Firmenstrukturen. Im ausführlichen Interview mit SPOX und GOAL spricht der 31-jährige Keeper über die Gegenwart und die Zukunft.
Ter Stegen erklärt, was er von der umstrittenen Amazon-Doku und Kai Havertz' Fan-Kritik hält, wie er dem Konkurrenzkampf mit Manuel Neuer und der Heim-EM entgegenblickt. Außerdem: Seine spezielle Beziehung zu Barca-Trainer Xavi Hernández - warum Kritik an dessen Spielweise "Quatsch" ist und worin "wir Deutsche generell gut" sind.
Dieses Interview wurde vor der Entlassung von Bundestrainer Hansi Flick geführt.
Herr ter Stegen, Sie haben Ihren Vertrag beim FC Barcelona kürzlich bis 2028 verlängert. Was hat den Ausschlag gegeben?
Marc-André ter Stegen: In Barcelona passt für mich sportlich und privat alles. Ich habe die Entscheidung mit meiner Familie getroffen. Wir fühlen uns sehr wohl in der Stadt, die Menschen respektieren uns. Wenn ich den Vertrag erfülle, was ich erwarte, werden wir 14 Jahre hier sein. Ich könnte mir vorstellen, mein restliches Leben in Barcelona zu wohnen.
Bei Vertragsende werden Sie 36 Jahre alt sein: Wie lange wollen Sie noch Fußball spielen?
ter Stegen: Das entscheidet letztlich die Gesundheit. Aber es ist nicht der Plan, dass das mein letzter Vertrag ist.
Wurde bei den Verhandlungen auch über eine mögliche Folge-Anstellung im Trainerstab oder Management gesprochen?
ter Stegen: Nein, das war kein Thema. Ich bereite mich aber parallel zum Fußball schon auf die Zeit nach meiner aktiven Karriere vor.
Inwiefern?
ter Stegen: Es gibt viele Themen, die mich sehr interessieren. Ich versuche, Firmenstrukturen und Ökosysteme zu verstehen. Ich lese darüber, bin mit Kollegen im Austausch, die sich in diesen Bereichen auskennen, und probiere mich in der Praxis. Investments, Venture Capital, Startups: Mit jedem neuen Projekt lerne ich dazu. Diese Themen will ich nach meiner Karriere noch intensiver behandeln.
In welchen Bereichen haben Sie bisher investiert?
ter Stegen: Ich bin in ein Startup für Hafermilch eingestiegen. Als Kaffee-Liebhaber habe ich ewig nach diesem Produkt gesucht. Als ich es ausprobiert habe, habe ich zu Kevin Trapp - einem der Gründer - spaßeshalber gesagt: Wenn ihr noch jemanden an Bord braucht, sagt Bescheid. Aus dieser Flachserei ist eine Zusammenarbeit entstanden. Ich habe richtig Spaß daran, Teil des Weges zu sein und bin mir sehr sicher, dass es ein überzeugendes Produkt ist. In Deutschland ist es schon präsent. Ich will mit dem Produkt gerne auch auf den spanischen Markt. Eines meiner ersten Investments war in ein Fahrrad-Startup in Barcelona. Man lernt sehr viel bei den Prozessen in Unternehmen und es macht mich stolz, dass das Thema so gut angenommen wird und die Mobilität innerstädtisch effizienter und nachhaltiger macht.