Die deutsche Nationalmannschaft trifft am Dienstag in Dortmund auf Frankreich - und wird dort vom Interimstrio Rudi Völler, Hannes Wolf und Sandro Wagner gecoacht. Im Oktober steht eine Reise in die USA und Mexiko an. Bis dahin wird der DFB einen Nachfolger von Flick präsentiert haben. Die Heim-EM startet dann am 14. Juni 2024.
Julian Nagelsmann (36, noch beim FC Bayern unter Vertrag)
Nagelsmann wurde im März bei Bayern München beurlaubt. Sein Vertrag läuft dort allerdings noch bis 2026. Der DFB müsste sich mit dem deutschen Rekordmeister einigen. Doch es ist fraglich, ob sich Nagelsmann jetzt schon für eine Nationalmannschaft entscheidet. "Ich glaube, dass er mit 36 Jahren noch nicht so weit ist, dass er lieber die tägliche Arbeit mit einer Mannschaft will und braucht", sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Zuletzt wurde Nagelsmann mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht.
Jürgen Klopp (56, FC Liverpool)
Er wäre der Wunschtrainer der Fans und wohl auch der Verantwortlichen. "Er ist der Einzige, den ich sehe, der da noch mal was rausreißen kann", sagte 2014er-Weltmeister Lukas Podolski. Doch es ist unrealistisch, dass Klopp beim FC Liverpool hinschmeißen wird. Sein Vertrag bei den Reds läuft noch bis 2026. Nach einer total verkorksten Saison im Vorjahr sind die Reds gut in die Premier League gestartet.
Oliver Glasner (49, vereinslos)
Als Hansi Flick beim FC Bayern aufhörte, erfuhr Oliver Glasner das angeblich sehr früh. Am Vorabend des Duells beim VfL Wolfsburg soll der heutige Bundestrainer seinem Kollegen erzählt haben, dass er am nächsten Tag seinen Abschied verkünden wird. Der Österreicher Glasner gilt als exzellenter Fachmann, er gewann mit Eintracht Frankfurt die Europa League und war vorher mit Wolfsburg erfolgreich. Kuriosum: Wenn Deutschland im November in Wien gegen Österreich spielt, könnte Deutschland einen österreichischen Trainer haben und umgekehrt (Ralf Rangnick).
Rudi Völler (63, DFB-Sportdirektor)
Der Weltmeister von 1990 sprang schon nach der EM-Blamage 2000 ein und führte die DFB-Auswahl zwei Jahre später als Teamchef ins WM-Finale gegen Brasilien (0:2). Nach dem WM-Debakel im vergangenen Winter wurde der Fan-Liebling dann Hansi Flick als Sportdirektor zur Seite gestellt - ohne Erfolg. Nun übernimmt er selbst für eine Partie - oder doch für mehr?
Stefan Kuntz (60, Nationaltrainer Türkei)
Der Europameister von 1996 steht angeblich als Nationaltrainer in der Türkei vor der Entlassung, das jüngste 1:1 gegen Armenien könnte für ihn ein schwaches Ergebnis zu viel gewesen sein. Kuntz ist ein Sympathieträger mit der verbandsinternen Kenntnis, die klassischerweise Stallgeruch genannt wird. Nicht nur durch seine 25 Länderspiele: Er führte die U21 als Trainer zu zwei EM-Titeln und bewies dabei ein herausragendes Händchen für die besten deutschen Talente. Er verantwortete 2021 auch das früh ausgeschiedene deutsche Olympiateam in Tokio.
Matthias Sammer (56, Berater DFB und Borussia Dortmund)
Geht es nach TV-Experte Lothar Matthäus wäre Matthias Sammer der richtige Mann für den Job: "Er ist jemand, der aneckt - das ist das, was wir zurzeit nicht haben. Das kann der Mannschaft gut tun." Sammer gehört der nach dem WM-Desaster gegründeten Taskforce zur Rettung des deutschen Fußballs an und ist zudem als Berater von Borussia Dortmund tätig. Er hätte wohl Zeit und wäre zwar eine stimmige Lösung, macht aber nicht den Eindruck, als ob er die Rückkehr ins operative Geschäft anstrebe - auch aus gesundheitlichen Gründen. Nachdem er in der Endphase seiner Tätigkeit als Vorstand Sport des FC Bayern 2016 einen Schlaganfall erlitten hatte, betonte er, dass er "diese Intensität nicht mehr will".
Louis van Gaal (72, vereinslos)
Alle elf bisherigen Bundestrainer kamen aus Deutschland, womöglich würden Impulse aus dem Ausland für etwas Erfrischung sorgen. Eine charmante Lösung wäre Louis van Gaal. Der Niederländer arbeitete einst erfolgreich für den FC Bayern, schuf dort die Grundlagen für den jahrelangen Erfolgslauf. Außerdem bewies van Gaal auch schon seine Fähigkeiten als Turnier-Trainer, indem er die niederländische Nationalmannschaft 2014 ins WM-Halbfinale und 2022 ins Viertelfinale führte. Er selbst schließt ein Trainer-Comeback nicht aus.