Auch eine Entscheidung des Verstands: Kommentar zur Vertragsverlängerung von Julian Nagelsmann beim DFB

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Bundestrainer Julian Nagelsmann hat seinen Vertrag beim DFB bis zur WM 2026 verlängert und steht somit nicht für eine Rückkehr zum FC Bayern München zur Verfügung. Es ist eine nachvollziehbare Entscheidung, mit der Nagelsmann seinem Ex-Klub übrigens sogar einen Gefallen tut. Ein Kommentar.

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Julian Nagelsmann sammelte gerade erste Profitrainer-Erfahrungen bei der TSG Hoffenheim, als er nach einer möglichen Zukunft beim FC Bayern München befragt wurde. "Ich bin sehr, sehr glücklich in meinem Leben", sagte Nagelsmann damals. "Der FC Bayern würde mich aber noch ein Stück glücklicher machen." Ab diesem Zeitpunkt galt es nur mehr als Frage der Zeit, wann der gebürtige Bayer bei seinem Herzensklub übernehmen würde.

Im Sommer 2021 war es schließlich soweit, ehe er im vergangenen März vorschnell und etwas herzlos wieder entlassen wurde. Seitdem ist viel passiert: Nagelsmann unterschrieb bis zur Heim-EM als Bundestrainer, der FC Bayern trennte sich von den für seine Entlassung verantwortlichen Funktionären Oliver Kahn sowie Hasan Salihamidzic, die neue Führung sucht einen neuen Trainer als Nachfolger des scheidenden Thomas Tuchel.

Nach der Absage von Xabi Alonso kristallisierte sich zuletzt ausgerechnet Nagelsmann als vermeintliche Wunschlösung heraus. Völlig überraschend stand er plötzlich vor der Wahl: Verlängerung beim DFB oder Rückkehr zum FC Bayern? Dass sich Nagelsmann für die Nationalmannschaft (und somit gegen seinen Herzensklub) entschieden hat, nennt er eine "Entscheidung des Herzens".

Tatsächlich dürfte es sich aber mindestens genauso um eine Entscheidung des Verstands handeln: Abgesehen davon, dass eine WM-Teilnahme eine reizvolle und nicht allzu häufige Karriere-Perspektive darstellt, hätte ein Rückkehr zum FC Bayern für Nagelsmann in der jetzigen Situation schlicht keinen Sinn ergeben - und übrigens auch nicht für seinen kriselnden Herzensklub.

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Warum ein Nagelsmann-Wechsel zum FC Bayern keinen Sinn ergeben hätte

Dank überzeugenden Siegen gegen Frankreich und die Niederlande hat Nagelsmann erstmals seit 2016 einen Hauch von Euphorie um das DFB-Team entfacht und somit Hoffnung auf eine erfolgreiche Heim-EM geschürt. Eine Abschieds-Verkündung wäre einem enormen Dämpfer gleichkommen. Nagelsmann hätte unterdessen den Eindruck vermittelt, dass der Bundestrainer-Posten für ihn nur ein Platzhalter sei. Seinem öffentlichen Ansehen, auf das er durchaus Wert legt, hätte das geschadet.

Zwangsläufig wäre vor und während der EM ein voller Fokus auf seine aktuelle Aufgabe nicht mehr möglich gewesen. Nagelsmann hätte die Vorbereitung beim FC Bayern mitplanen und sich außerdem mit dem vom neuen Sportvorstand Max Eberl angekündigten Kader-Umbruch beschäftigen müssen. Zum Zeitpunkt des EM-Finals am 14. Juli wird das Transferfenster schon zwei Wochen geöffnet sein. Misserfolge bei der EM wären auf seine Doppelrolle zurückgeführt worden.

Gleichzeitig hätte der FC Bayern in diesem absolut wegweisenden Sommer zunächst keinen kompletten Zugriff auf seinen künftigen Trainer gehabt. Auf den, nach dem sich beim Kader-Umbruch gerichtet werden soll. Auf den, der die neu zusammengestellte Mannschaft anschließend in die Erfolgsspur zurückführen soll.

Es scheint, als hätten sie sich die Münchner Bosse mangels Alternativen dennoch auf dieses (zu) riskante Spiel eingelassen - eigentlich schon ein Armutszeugnis an sich. Indem sich Nagelsmann mit seiner Vertragsverlängerung beim DFB selbst aus der Verlosung nimmt, bewahrt er seinen Herzensklub immerhin davor und tut ihm damit sogar einen Gefallen. Auch wenn der FC Bayern nun erstmal wie der große Verlierer erscheint.

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FC Bayern München: Die Trainersuche geht weiter

Was nun, FC Bayern? Abgesehen von Nagelsmann stehen auch Sebastian Hoeneß und Xabi Alonso nicht zur Verfügung, es bleiben kaum mehr realistisch erscheinende Alternativen. Ralf Rangnick? Unai Emery? Roberto de Zerbi? Zinedine Zidane? Oder doch eine Kehrtwende bei Thomas Tuchel?

Seit der Trennungs-Verkündung im Februar arbeitet Tuchel hochmotiviert weiter und betont regelmäßig, dass er selbst keinen Anteil an dieser "einvernehmlichen Entscheidung" gehabt habe. Der Meistertitel wurde zwar verloren, in der Champions League führte Tuchel die Münchner aber dank beachtlicher Auftritte erstmals seit 2020 ins Halbfinale.

Eine Kehrtwende bei Tuchel würde selbstverständlich einen massiven Gesichtsverlust für den FC Bayern bedeuten. Aber so wäre es auch bei einer Rückkehr des erst vor einem Jahr entlassenen Nagelsmann gewesen - mit dem Unterschied, dass sie dazu noch ein finanzielles Fiasko dargestellt hätte.

DFB-Team: Trainer/Teamchefs der deutschen Nationalmannschaft der Männer

ZeitraumNameGeburtstagSpieleSUNTore
2023 - 2026Julian Nagelsmann23.07.1987631211:9
2021 - 2023Hansi Flick24.02.196525127660:30
2006 - 2021Joachim Löw03.02.19601981244034467:200
2004 - 2006Jürgen Klinsmann30.07.196434208681:43
2000 - 2004Rudi Völler13.04.196054301113111:58
1998 - 2000Erich Ribbeck13.06.193724106842:31
1990 - 1998Berti Vogts30.12.1946102662412206:86
1984 - 1990Franz Beckenbauer11.09.1945 †66342012107:61
1978 - 1984Jupp Derwall10.03.1927 †67441211144:60
1964 - 1978Helmut Schön15.09.1915 †139873121292:107
1936 - 1964Sepp Herberger28.03.1897 †162922644423:239
1926 - 1936Otto Nerz21.10.1892 †75441120204:124