FC Bayern München, Real Madrid, FC Barcelona, Fans, DFL, UEFA: So reagiert die Fußballwelt auf das Super-League-Urteil

Von SID / SPOX
Jan-Christian Dreesen, FC Bayern München
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Der Europäische Gerichtshof hat die Tür für die Gründung einer Super League geöffnet. Wie reagiert die Fußballwelt? Ein Überblick.

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Barca und Real begrüßen EuGH-Urteil: "Gegen das Monopol"

Die spanischen Fußball-Topklubs FC Barcelona und Real Madrid haben erfreut und mit "Genugtuung" auf das Urteil des Europäischen Gerichtshof reagiert, das den Weg für die Gründung einer Super League freimacht. Beide Vereine zählen von Beginn an zu den Treibern der Milliardenliga.

"Der FC Barcelona ist der Ansicht, dass das Urteil den Weg für einen neuen Elite-Fußballwettbewerb in Europa ebnet, indem es sich gegen das Monopol in der Fußballwelt wendet", teilten die Katalanen in einem Statement mit. Der Klub sei seit seiner Gründung 1899 "stets ein Pionierverein in der Welt des Sports" gewesen und der Ansicht, "dass die mittelfristige Nachhaltigkeit des europäischen Fußballs die Schaffung eines Konzepts nach dem Vorbild der von der A22 vorgeschlagenen Super League erforderlich macht."

Real-Präsident Florentino Perez betonte, der europäische Klubfußball werde "nie wieder ein Monopol sein. Wir werden weiterhin für ein modernes Projekt eintreten, das voll und ganz mit den nationalen Wettbewerben vereinbar ist."

Die spanische Liga hingegen brachte erneut ihre Ablehnung für das Projekt zum Ausdruck. "Heute bekräftigen wir mehr denn je, dass die Super League ein egoistisches und elitäres Modell ist", schrieb LaLiga auf X: "Alles, was nicht völlig offen ist, mit direktem Zugang nur über die nationalen Meisterschaften, Saison für Saison, ist ein geschlossenes Format."

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Fans: Super League bleibt "schlecht durchdachtes Projekt"

Die Fanvereinigung Football Supporters Europe (FSE) hat sich nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs nochmals deutlich gegen eine Super League positioniert. "FSE nimmt die heutige Entscheidung des EuGH zur Kenntnis und möchte noch einmal betonen, dass es im europäischen Fußball keinen Platz für eine abtrünnige Superliga gibt", teilte das Bündnis mit. Die deutsche Fanvereinigung Unsere Kurve teilte auf SID-Anfrage mit, dass sie diese Ansicht unterstütze.

Man müsse zunächst "die weiteren Auswirkungen des Urteils prüfen", teilte FSE weiter mit: "Aber wie auch immer es weitergeht, die Superliga bleibt ein schlecht durchdachtes Projekt, das die Zukunft des europäischen Fußballs gefährdet. FSE, unsere Mitglieder und Fans in ganz Europa werden sich weiterhin dagegen wehren." Es gehe um den "Schutz unseres Sports".

Football Supporters Europe werde deshalb seine Arbeit weiterhin "gemeinsam mit der UEFA, Vereinen aller Größenordnungen, Ligen, nationalen Verbänden, Spielern, EU-Institutionen und nationalen Regierungen in Solidarität mit dem Rest der Fußballgemeinschaft fortsetzen. Unsere Vereine, unsere Wettbewerbe und unsere lokalen Gemeinschaften müssen geschützt werden."

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DFL spricht sich gegen Super League aus

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat sich nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs klar gegen die Gründung einer Super League ausgesprochen und an die internationalen Verbände appelliert. "Die DFL stützt das europäische Sportmodell explizit und lehnt Wettbewerbe außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe ab", teilte der Verband in einer Stellungnahme mit.

Die Entscheidung des EuGH bedeute nicht, "dass ein Wettbewerb wie die Super League notwendigerweise zugelassen werden müsste. Die Rechtmäßigkeit der Super League ist eine separate Frage." UEFA und FIFA seien nach dem "nachvollziehbaren und zu erwartenden" Urteil nun vielmehr dazu "angehalten, ihre Kriterien, die bereits weiterentwickelt wurden, entsprechend zu überprüfen, gegebenenfalls anzupassen und rechtmäßig anzuwenden".

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UEFA vertraut auf "solidarische europäische Fußballpyramide"

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) macht sich trotz des Urteils des Europäischen Gerichtshofs keine großen Sorgen wegen der möglichen Gründung einer Super League. "Wir vertrauen darauf, dass die solidarische europäische Fußballpyramide, die von den Fans und allen Beteiligten zu ihrem unersetzlichen Modell erklärt wurde, durch europäische und nationale Gesetze gegen die Gefahr von Abspaltungen geschützt wird", schrieb der Kontinentalverband in einem ersten Statement.

Die UEFA nehme das Urteil des EuGH "zur Kenntnis". Dieses bedeute aber aus ihrer Sicht "keine Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League. Es unterstreicht vielmehr einen bereits bestehenden Mangel im Rahmen der UEFA-Vorabgenehmigung, ein technischer Aspekt, der bereits anerkannt und im Juni 2022 behoben wurde." Die UEFA sei "von der Robustheit ihrer neuen Regeln überzeugt, insbesondere davon, dass sie mit allen relevanten europäischen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmen".

Der EuGH stellt derweil einen "Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung" durch UEFA sowie FIFA fest und prangerte an, dass diese bei der Genehmigung von Wettbewerben keinen Kriterien unterliegen, "die gewährleisten, dass sie transparent, objektiv, nicht diskriminierend und verhältnismäßig sind", hieß es in der Urteilsbegründung: "Außerdem können Regeln, die der FIFA und der UEFA die ausschließliche Kontrolle über die kommerzielle Verwertung der Rechte aus diesen Wettbewerben übertragen, den Wettbewerb einschränken."

Bezüglich dieser Vorwürfe habe sie eben bereits versucht gegenzusteuern, so die UEFA. Trotz des Urteils bleibe man "entschlossen, die europäische Fußballpyramide aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass sie weiterhin den allgemeinen Interessen der Gesellschaft dient", so der Dachverband: "Wir werden das europäische Sportmodell weiterhin gemeinsam mit Nationalverbänden, Ligen, Vereinen, Fans, Spielern, Trainern, EU-Institutionen, Regierungen und Partnern gestalten."

Jan-Christian Dreesen, FC Bayern München
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FC Bayern: "Tür für die Super League bleibt zu"

Fußball-Rekordmeister Bayern München hat nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs die Gründung einer Super League erneut abgelehnt. "Die Tür für die Super League beim FC Bayern bleibt zu", sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen in einer Mitteilung des Vereins. Das Urteil ändere "nichts an der Haltung des FC Bayern und an der Haltung der ECA, dass ein solcher Wettbewerb einen Angriff auf die Bedeutung der nationalen Ligen sowie die Statik des europäischen Fußballs darstellen würde."

Dreesen gehört auch zum Exekutivkomitee der einflussreichen Europäischen Klubvereinigung ECA. Die Bundesliga, so der 56-Jährige weiter, "bildet das Fundament des FC Bayern, so wie alle nationalen Ligen das Fundament der europäischen Fußballklubs darstellen. Deshalb ist es unsere Pflicht und unsere tiefe Überzeugung, sie zu stärken und nicht zu schwächen. Ebenso stehen wir zu den europäischen Klub-Wettbewerben unter dem Dach der UEFA."