Raheem Sterling ist das nächste Opfer! Warum kein Spieler zum FC Chelsea wechseln sollte

Von Tim Ursinus / Justin Kraft
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Raheem Sterling kam 2022 als Leistungsträger von Manchester City zum FC Chelsea. Zwei Jahre und fünf Trainer später wird der Engländer wieder vom Hof gejagt. Als eines von vielen Beispielen, die dem Transferwahnsinn der Blues zum Opfer fallen.

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Jahrelang behauptete sich Raheem Sterling bei Manchester City gegen die besten Spieler der Welt. Mit 131 Toren, 73 Assists und vier Meisterschaften im Rucksack wechselte er 2022 dennoch zum FC Chelsea, um dort endgültig zum Superstar seiner Mannschaft zu reifen.

Schmackhaft gemacht wurde ihm der Wechsel zudem mit einem noch nie zuvor dagewesenen Kaufrausch des neuen Miteigentümers Todd Boehly. Abzüglich der Sterling-Ablöse in Höhe von rund 56 Millionen Euro schüttelten der US-amerikanische Unternehmer und dessen Partner mal eben knapp 250 Millionen Euro aus ihren Ärmeln, um mit einem beinahe komplett neuen Kader einen Frontalangriff auf ManCity, den FC Liverpool und Co. zu fahren.

Doch schnell kehrte Ernüchterung ein, die sich auch bei Sterling breit machen sollte. Nach der Hinrunde standen lediglich 26 Punkte und Platz zehn zu Buche, weshalb im Winter nochmals Transfers über 300 Millionen Euro getätigt wurden. Darunter zwei Flügelspieler, Mykhaylo Mudryk und Noni Madueke, und somit direkte Konkurrenten für den Engländer.

Sterling stand in nahezu jedem Spiel auf dem Platz, wenn er fit war, wusste aber nur in den seltensten Fällen zu überzeugen. Die mickrige Ausbeute in der Premier League: Sechs Tore und drei Assists. Und sein Team? Das rutschte in der Tabelle sogar noch ab. Es folgten weitere exorbitant teure Transferperioden, die den Kader immer weiter aufblähten - und ihn nun förmlich zum Platzen bringen.

Die Folge: Trainer Enzo Maresca will den Kader halbieren und lässt Spieler regelrecht vom Hof jagen. Einer davon ist Sterling, der am vorläufigen Tiefpunkt seiner lange erfolgreichen Karriere angekommen ist.

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XXL-Kader wird halbiert: Nicht nur Raheem Sterling muss gehen

Nachdem Sterling mit 18 Torbeteiligungen in seiner zweiten Saison in London noch zu den besseren Offensivspielern gehört hatte, das nächste enttäuschende Abschneiden aber nicht verhindern konnte (Platz sechs), ist das Kapitel Chelsea für ihn auf alle Fälle beendet.

"Ich bin ehrlich, er wird hier keine Spielminuten mehr bekommen", erklärte Maresca in der vergangenen Woche auf die Frage, warum Sterling nicht im Aufgebot für den Auftakt gegen Manchester City gestanden hatte. "Wir haben einen großen Kader und es ist unmöglich, ihnen allen Minuten zu geben", ergänzte der 44-Jährige. Auch die Rückennummer sieben wurde ihm bereits abgenommen und Neuzugang Pedro Neto zugeteilt.

Dabei hatte Maresca den 29-Jährigen in der Vorbereitung noch als "wichtigen Spieler bezeichnet". Wenige Wochen später folgte beim Italiener ein radikaler Sinneswandel. Wohl mit dem Wissen, dass sein Verein auch noch unbedingt Spieler verkaufen muss, um die Regularien des Financial Fairplay einhalten zu können.

Dass in João Félix wenige Stunden vor seinen Aussagen noch ein weiterer Stürmer verpflichtet wurde, unterstreicht den Irrsinn, der sich seit nunmehr zwei Jahren bei Chelsea abspielt. Im gleichen Zug stellte Maresca obendrein klar, dass die Zeit eines weiteren verdienten Nationalspielers der Three Lions gekommen ist. Die von Ben Chilwell, der 2020/21 für 50 Millionen Euro an die Stamford Bridge gekommen war.

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Raheem Sterling: Auf der Suche nach einem Neuanfang

Die Ausbootung ist aufgrund Sterlings sportlicher Leistungen zwar ein Stück weit zu begründen. Ob die Flügel mit Neto, Mudryk oder Madueke aber durch den bevorstehenden Abschied besser aufgestellt sind, darf zumindest bezweifelt werden.

Sterling kann das egal sein. Jetzt gilt es, schnellstmöglich einen Neuanfang zu unternehmen und einen würdigen Ausklang für seine Karriere zu finden. Mit 29 Jahren wäre mit den Qualitäten des vielseitigen Angreifers auch noch ein Wechsel zu einem Topklub möglich. Juventus Turin und Aston Villa gelten als interessiert. Auch dem FC Bayern sei er angeboten worden, die Münchner hätten aber schnell abgewunken.

Ein schwacher, aber kleiner Trost ist, dass Sterling nicht alleine dasteht. Schon so einige Spieler, die beim zweifachen Champions-League-Sieger vom großen Wurf träumten, sind in der jüngeren Vergangenheit gescheitert. Sie alle strahlen eines aus: Ein Wechsel zu Chelsea kann die Karriere bedrohlich kippen!

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Kepa: Vom Courtois-Nachfolger zum Sündenbock

So kam beispielsweise Kepa 2018 für 80 Millionen Euro zu den Blues - der bisher teuerste Transfer eines Torhüters in der Geschichte des Fußballs. Der Baske wurde dort als Nachfolger von Thibaut Courtois installiert und schon vor seinem ersten Einsatz mit viel Lob überschüttet.

Seine Geschichte ist bekannt: Sportlich gab es ein Auf und Ab, immer mal wieder musste Kepa auf der Bank sitzen, weil Trainer ihm nicht komplett vertrauten. Patzer, kleinere Konflikte wie beim League-Cup-Finale 2019, als er sich vor dem Elfmeterschießen gegen Manchester City nicht auswechseln ließ und Misserfolg des Klubs bauten Druck auf. Kepa wurde zunehmend zum Sündenbock auserkoren.

Dem konnte er nie richtig standhalten. Chelsea entschied sich 2020 nach Fehlern zum Saisonauftakt dazu, Edouard Mendy zu verpflichten. Kepa kam seitdem kaum noch auf relevante Spielzeit und wechselte im August 2023 zurück nach Spanien - per Leihe zu Real Madrid. Dort sollte er den verletzten Courtois ersetzen, wurde jedoch relativ schnell von Andrij Lunin verdrängt.

Aktuell steht Kepa wieder offiziell im Kader des FC Chelsea, doch es ist klar, dass er dort keine Zukunft hat. Ein neuer Klub wird gesucht. Laut Fabrizio Romano gibt es Gespräche mit dem AFC Bournemouth. Es wäre ein bezeichnender Rückschritt. Aber einen echten Markt hat der Torwart nicht mehr.

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Kalidou Koulibaly: Der Parade-Flop des FC Chelsea

Vielleicht ist aber Kalidou Koulibaly der Spieler, der die Chelsea-Experience der meisten Neuzugänge am besten verkörpert. In der Serie A galt er jahrelang als einer der besten und talentiertesten Innenverteidiger. Jahrelang brodelte die Gerüchteküche und jeden Sommer wurde erwartet, dass der Senegalese zu einem echten Topklub wechselt.

Doch erst 2022 kam es im Alter von 31 Jahren zum Transfer von Neapel zum FC Chelsea. Was dann passierte ist bestenfalls ironisch: Koulibaly fasste bei Chelsea trotz vieler Einsätze nicht richtig Fuß, während Napoli die erste Meisterschaft seit 1990 gewann.

Während der Abwehrspieler in England als großer Flop betitelt wurde, bereitete Saudi-Arabien bereits ein Angebot für ihn vor. Immerhin sahen die Blues so noch 23 Millionen Euro Ablöse für den gescheiterten Koulibaly. Wäre er mal bei Neapel geblieben.

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Hakim Ziyech: Erst Ajax-Star, dann Chelsea-Flop

Auch Hakim Ziyech bekam zu spüren, was es bedeutet, als Hoffnungsträger zu einem Klub zu wechseln, dem jegliche mittel- und langfristige Idee davon fehlt, wofür er fußballerisch stehen will.

In vier Jahren bei den Blues kam der Marokkaner lediglich auf 14 Tore und 13 Assists in 107 Einsätzen. 40 Millionen Euro legte Chelsea für den Ajax-Star auf den Tisch, um dann festzustellen, dass er das Chaos nicht allein beseitigen kann.

Talent hat und hatte der Flügelspieler allemal, doch weder fand er in der von Chelsea starken Saison 2020/21 in die Startelf, noch konnte er danach in irgendeiner Form seine Qualitäten auf den Rasen bringen. 2023 folgte eine Leihe zu Galatasaray, dieses Jahr der endgültige Wechsel nach Istanbul. Bisher scheint es nicht so, als könne Ziyech nochmal an seine Ajax-Zeit anknüpfen.

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FC Chelsea: Wer wird der nächste große Reinfall?

Romelu Lukaku, Alvaro Morata oder auch Christian Pulisic - es ist verrückt, wie viele Spieler, die woanders ihr Weltklassepotenzial unter Beweis gestellt haben, bei Chelsea absolut nicht funktioniert haben. Nur wenige von ihnen überlebten ihre Zeit in London so gut, dass sie danach nochmal an ihre Bestform anknüpfen konnten.

Wer wird folgen? Im Januar 2023 kam Mykhaylo Mudryk für 70 Millionen Euro zu Chelsea. Der Ukrainer wurde als nächster Superstar gehandelt. Bisher kommt er in 60 Einsätzen auf nur elf Torbeteiligungen.

João Félix, einst als größtes portugiesisches Talent gefeiert, ist bei Chelsea bisher auch ein Schatten seiner selbst. Der 24-Jährige traf in einer kurzen Leihperiode 2023 fünfmal in 21 Partien, wechselte diesen Sommer für 52 Millionen Euro fest zu den Blues. Ob das besser läuft?

Man könnte angesichts der vielen gescheiterten Spieler fast auf die Idee kommen, dass irgendetwas bei den Blues nicht so richtig stimmig ist. Viel hilft viel, heißt es manchmal. Der FC Chelsea ist die perfekte Antithese.

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