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NFL: Gewinner und Verlierer Wildcard Round

Von Marcus Blumberg / Marko Markovic
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Die Wildcard Round brachte uns einige Thriller, auch wenn die ganz großen Überraschungen ausblieben. Ein Rookie erlebte ein Traumdebüt, während gestandene Coaches Tiefschläge kassierten. Derweil sicherten gleich mehrere Cowboys ihre Jobs.

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Derweil könnte der größte Profiteur des Wochenendes gar nicht daran teilgenommen haben.

Ein einstiger Wackelkandidat wird nun richtig teuer und frühere Super-Bowl-Gewinner hatten gemischte Resultate an diesem Wochenende. Die Gewinner und Verlierer.

NFL, Gewinner und Verlierer, Wildcard Round
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Gewinner: Brock Purdy (Quarterback, 49ers)

Der Rookie wackelte zunächst und warf einige Fahrkarten, doch mit fortlaufender Spieldauer wurde er immer besser in seinem Playoff-Debüt und nutzte schließlich die Zeit, die ihm seine Vorderleute verschafften, um die Seahawks-Defense zu zerlegen.

Am Ende ist Purdy der erste Rookie-Quarterback überhaupt mit 4 Total Touchdowns in den Playoffs. Er warf 3 Touchdown-Pässe und erzielte einen TD selbst per Sneak. Wenn er so spielt wie in der zweiten Hälfte mit seinen gefährlichen Scrambles, dann können die Niners sehr weit gehen.

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Gewinner: Deebo Samuel (Wide Receiver, 49ers)

Wenn uns das Spiel der Niners gegen die Seahawks eines gezeigt hat, dann, dass Deebo Samuel wohl immer noch der beste Spieler dieser Offense ist. Er war zu Beginn ein Matchup-Albtraum im Backfield und verlegte sich später auf sein Kerngeschäft als Receiver, der schwer zu covern ist.

Und vor allem als einer, der mit Ball kaum zu halten ist. Die Krönung war sein 74-Yard-Touchdown-Catch-and-Run, der die Vorentscheidung im Spiel erbrachte. Mit Samuel auf dem Feld ist diese Offense besser als ohne ihn.

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Gewinner: Christian McCaffrey (Running Back, 49ers)

Er musste 76 Spiele und sechs Jahre in der NFL warten, ehe er endlich seinen ersten Playoff-Sieg einfahren durfte. Und McCaffrey hatte großen Anteil daran mit 119 Rushing Yards und einem Receiving Touchdown.

McCaffrey ist einer derjenigen, die den Unterschied machen bei den Niners. Seit er da ist, ist diese Offense noch schwerer zu bespielen, weil er ein ähnlicher Playmaker wie Samuel und mit Ball in den Händen kaum zu halten ist. Wenn man bedenkt, wo er die Saison begonnen hat, ist er vielleicht der größte Gewinner der Liga dieser Tage.

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Gewinner: Doug Pederson (Head Coach, Jaguars)

Er kam, um die Jaguars nach dem chaotischen Vorjahr wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Und am Ende ist ihm nun nicht nur der direkte Playoff-Einzug gelungen, er hat auch noch mit seiner ruhigen Art aus einem potenziellen Desaster einen großen Triumph gemacht.

Pederson stellt in dieser Saison unter Beweis, dass sein Super-Bowl-Erfolg mit den Eagles 2017 kein Zufall war. Vielmehr war es auch das Ergebnis von sehr gutem, kreativen und mutigen Coaching. Also all das, was man auch am Samstag von den Jaguars sehen konnte. Egal wie weit es in diesem Jahr noch geht in Duval, Pederson scheint der Richtige zu sein.

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Gewinner: Trevor Lawrence (Quarterback, Jaguars)

Das hätte ein desaströses Playoff-Debüt für den hochveranlagten Youngster werden können. Doch anstatt völlig zusammenzubrechen, blieb Lawrence auch nach vier Interceptions cool und brachte sein Team mit seiner dann wieder üblichen Präzision zurück.

Lawrence orchestrierte eines der größten Playoff-Comebacks in der Geschichte der NFL und das in seinem ersten Playoff-Spiel überhaupt. Bei ihm kann man wirklich behaupten, dass der Himmel das Limit ist.

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Gewinner: Sean Payton (TV-Experte)

Nein, Sean Payton hatte nichts mit den Spielen am Wildcard-Wochenende zu tun. Nicht mal im Ansatz. Er saß im Studio bei FOX und analysierte die Spiele. Mehr nicht. Doch am Ende ist er vielleicht sogar der größte Profiteur des Geschehens.

Gerüchten zufolge arbeitet er an einer Rückkehr in die NFL und soll die LA-Teams sowie Arizona präferieren. Nun wissen wir bereits, dass Sean McVay bei den Rams bleibt. Die Cardinals suchen einen neuen Coach, doch nun könnte durch den historischen Kollaps auch der Stuhl von Brandon Staley wackeln. Und die Vorstellung, Payton mit Quarterback Justin Herbert zusammenzubringen, ist auch für den neutralen Zuschauer verlockend, oder?

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Gewinner: Asante Samuel (Cornerback, Chargers)

Es hätte sein Abend werden können. Der Cornerback hatte 3 Interceptions und 6 Passes Defensed. Er ließ fast nichts zu und machte seine Seite dicht. Er dominierte schlichtweg und hatte noch dazu 3 Tackles. Der Zusammenbruch der Defense kam, als Gegenüber Michael Davis verletzt raus musste und die Jaguars dann Samuel mieden.

Samuel jedoch zeigte, dass ihm die Zukunft gehört. Cooler Nebeneffekt der Gala: Reporter-Legende Al Michaels kommentierte rund 20 Jahre nach einer Interception von Asante Samuel Sr. auch die des Sohnes live - und wie damals waren die Jaguars der Gegner.

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Gewinner: Gabe Davis (Wide Receiver, Bills)

Während sein Kollege Stefon Diggs nach vier Drives, in denen er dominierte, völlig abtauchte, war es Davis, der die Bills-Offense in der zweiten Hälfte aus der Versenkung hob.

Sein Touchdown war perfekte Körperbeherrschung und wunderschöne Fußarbeit, und sein knapp-vorm-Boden-Catch in der ersten Hälfte war eines der Highlights des Spiels.

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Gewinner: Matt Milano (Linebacker, Bills)

In einem knappen Spiel mit drittem QB hätten die Dolphins gern mehr von ihrem Laufspiel gehabt. Milano war mit 10 Tackles und 2 Tackles for Loss ein Hauptgrund, warum daraus nichts wurde: Ganze 2,1 Yards per Rush gelang den Dolphins am Boden.

Das i-Tüpfelchen auf seinem Tag waren allerdings die 2 Sacks und 3 QB-Hits, die er sammelte, um auch das Passspiel zu zermürben.

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Gewinner: Daniel Jones (Quarterback, Giants)

Daniel Jones brillierte in seinem ersten Playoff-Spiel mit fast 400 Total Yards auf dem Boden und durch die Luft. Er sorgte für 2 Touchdowns und war ein riesiges Problem für die Vikings.

Mehr noch: Danny Dimes dürfte mit dieser Vorstellung seinen Zahltag nach der Saison gesichert haben. Er ist Free Agent und zwingt die Giants nun wohl dazu, ihren Franchise Tag für ihn zu nutzen - oder einen lukrativen Vertrag locker zu machen. In jedem Fall wird es teuer für die Giants, die seine Fifth-Year-Option nicht gezogen hatten.

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Gewinner: Isaiah Hodgins (Wide Receiver, Giants)

Kam erst vor wenigen Wochen via Waiver Wire aus Buffalo zu den Giants und machte sein mit Abstand bestes NFL-Spiel überhaupt gegen Minnesota.

Er führte die Giants mit 8 Receptions für 105 Yards und einem Touchdown an und sammelte Argumente für einen Kaderplatz über diese Saison hinaus.

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Gewinner: Brian Daboll (Head Coach, Giants)

Daboll unterstrich einmal mehr, was für einen ausgezeichneten Job er in seiner Rookie-Saison als Head Coach gemacht hat. Er hatte genau den richtigen Gameplan parat, traf über weite Strecken des Spiels in Minneapolis die richtigen Entscheidungen und führte die Giants erstmals seit der Saison 2011 wieder zu einem Sieg in der Postseason.

Schon jetzt lässt sich sagen, dass Daboll ein echter Glücksgriff für die G-Men ist und wohl der Hauptgrund für eine wieder rosigere Zukunft dieser Franchise sein wird.

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Gewinner: Dak Prescott (Quarterback, Cowboys)

Dak Prescott führte sein Team nicht nur erstmals seit 2018 wieder in die Divisional Round der Playoffs, er tat dies auch noch mit dem besten Playoff-Spiel seiner Karriere.

Am Ende kam er auf 5 Total Touchdowns und legte damit die beste Vorstellung eines Cowboys-Quarterbacks in der Geschichte der Playoffs hin - ein Team, das fünfmal den Super Bowl gewann. Ein Prescott in dieser Verfassung könnte zum Problem für jeden Gegner werden.

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Gewinner: Mike McCarthy (Head Coach, Cowboys)

Treuebekenntnisse von Jerry Jones im Vorfeld hin oder her, dieser Sieg war extrem wichtig für Mike McCarthy, der mit den Cowboys zuvor noch kein Playoff-Spiel gewonnen hatte und durchaus ein Wackelkandidat im Vorfeld dieser Saison war.

Dieser überzeugende Sieg über die Bucs dürfte sein Job zumindest für die kommende Saison zementieren. Und wer weiß, wie weit es noch gehen kann mit der aktuellen Form dieses Teams?

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Gewinner: Dalton Schultz (Tight End, Cowboys)

Spielte eine ordentliche Saison unter dem Franchise Tag, setzte nun aber ein Ausrufezeichen im bislang größten Spiel der Saison. Schultz hatte die meisten Targets seines Teams, ebenso die meisten Receptions (7, 95 YDS) und er fing 2 Touchdowns, mit denen er Dallas auf die Siegerstraße brachte.

Er sammelte also genau zur richtigen Zeit gute Argumente, in dieser Offseason vielleicht sogar einen langfristigen Vertrag zu erhalten. Und wenn nicht von den Cowboys, dann von einem anderen Team, das einen guten Receiving Tight End gebrauchen kann.

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Verlierer: Offensive Line (Seahawks)

In der ersten Hälfte hatten die Seahawks Probleme bei 3rd Down, nach dem Break wurde die Offensive Line dann vollends überlaufen von einer starken Niners-Front. Was zunächst noch insgesamt ordentlich aussah, entwickelte sich mit fortlaufender Spieldauer zur Schwäche des Teams.

Die junge O-Line bestätigte damit den steten Abwärtstrend der zweiten Saisonhälfte. Hier wurde letztlich individuell Lehrgeld gezahlt und es stellt sich die Frage, ob weitere Verstärkungen an der Tagesordnung sind in den kommenden Monaten.

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Verlierer: Front Seven (Seahawks)

Brock Purdy hatte durchschnittlich 3,63 Sekunden zum Werfen, was in der NFL eine Ewigkeit ist. Diese Front hatte keinen Zugriff auf den jungen QB, der fast immer durch seine Progressions gehen und den freien Receiver finden konnte.

Und trotz der nicht vorhandenen Durchschlagskraft sah man nahezu komplett von Blitzes ab. Darüber hinaus war man auch überfordert, wenn es darum ging, im zweiten Level die Blocks der Niners zu überwinden, was auch im Ground Game immer wieder zu extremen Lücken geführt hat. Das Niners-Spiel war so etwas wie eine Zusammenfassung aller Defizite der Seahawks.

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Verlierer: Brandon Staley (Head Coach, Chargers)

Verletzungen brachten die Chargers das ganze Jahr über in die Bredouille, so auch an diesem Abend. Das sollte man nicht vergessen in der Endabrechnung. Doch gilt das in diesem Fall nur für die Defense, für die Staley nach Davis' Ausfall aber auch keinen Fix mehr fand. Offensiv aber schienen die Chargers nach der haushohen Führung nur noch auf Verwalten aus gewesen zu sein und selbst wenn dies Offensive Coordinator Joe Lombardis Entscheidung gewesen sein mag, ist Staley derjenige, der als Head Coach die Verantwortung auch dafür hat.

Lange Rede, kurzer Sinn: Staley hat nun zusammen mit seinem Staff zwei Jahre von Herbert im Grunde mit Angsthasen-Football, also sehr kurzen Pässen und Runs zur Unzeit, verschwendet. Und das könnte ihm am Ende den Job kosten, zumal auch dieses Mal sein In-Game-Managemeht zu wünschen übrig ließ. Man denke etwa an die Challenge im Schlussviertel bei 3rd&4, die wenig Aussichten auf Erfolg hatte und die Chargers die zweite Timeout kostete. Eine, die man am Ende durchaus hätte gebrauchen können.

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Verlierer: Jaylen Waddle (Wide Receiver, Dolphins)

Waddle hatte bei 0:0 einen Drop, bei dem er offen war, und der dem Spiel einen anderen Verlauf hätte geben können. Eine Schulterverletzung setzte ihm dann auch noch zu.

Das Resultat waren fast 55 Minuten, in denen die Dolphins-Offense vergeblich ihre andere Anspielstation neben Tyreek Hill suchte. 3 Catches sind an so einem Tag zu wenig - und gerade der Downgrade auf QB hätte eine Top-Leistung der Top-Receiver gebraucht, um eine Chance gegen die Bills zu haben.

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Verlierer: Ed Donatell (Defensive Coordinator, Vikings)

Auch wenn wir nichts von den Giants wegnehmen wollen, muss man schon sagen, dass sie das Offensivspiel jetzt nicht neu erfunden haben im Wildcard Game bei den Vikings. Sie spielten, wie man es von ihnen erwarten durfte. Und die Vikings waren darauf überhaupt nicht vorbereitet.

Insgesamt ließ man Daniel Jones aussehen wie Steve Young und das war noch nicht allzu vielen Teams gelungen. Unterm Strich war diese Partie gegen die Giants nur ein weiterer Schandfleck in der fragwürdigen Vita dieses Coaches, der seit über 20 Jahren in der NFL tätig ist und scheinbar immer Erwähnung findet, wenn eine Defense in den Playoffs schlecht aussieht.

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Verlierer: John Harbaugh (Head Coach, Ravens)

Die Vorzeichen waren zweifelsohne ungünstig, allen voran aufgrund des Ausfalls von Lamar Jackson. Doch selbst in dem Wissen hatten die Ravens durchaus die Chance auf die große Überraschung bei den Bengals. Am Ende fehlten mehrfach Zentimeter.

Dass es aber am Ende dann doch nicht gereicht hat, lag auch am fragwürdigen In-Game-Management von Harbaugh, der unter anderem fast eine halbe Minute - eine Minute vor Schluss - verstreichen ließ, weil er nach jenem eigenen First Down keine Timeout nahm. Und warum brauchte sein Team mehrere Huddles in den finalen zwei Minuten bei einem Touchdown Rückstand? Seit dem Super-Bowl-Gewinn nach der Saison 2012 haben die Ravens noch ganze zwei Playoff-Spiele gewonnen - zuletzt 2020.

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Verlierer: Todd Bowles (Head Coach, Buccaneers)

Es kam mal wieder alles Schlechte zusammen für die Bucs. Im Vordergrund standen aber einmal mehr die Entscheidungen an der Seitenlinie. Bowles' Call, vor der Pause nahe der Mittellinie bei 4th&3 zu punten, war folgenschwer und gab den Cowboys die Chance, noch in der ersten Hälfte auf drei Scores Vorsprung zu stellen.

Generell war das Coaching und Play Calling wieder mal ein großes Problem. Sein Job dürfte sicher sein, doch ließ er einmal mehr Zweifel daran aufkommen, ob er wirklich dieser Ausgabe gewachsen ist und muss nun vor allem sehr genau überlegen, Veränderungen an seinem Coaching Staff vorzunehmen, um eine weitere Enttäuschung zu abzuwenden.

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