Bengals vs. Ravens: Auf einen Blick
Ein Defensiv-Touchdown sorgte für die Entscheidung in einem Spiel zweier AFC-North-Rivalen, die sich auch ohne einen der Star-Quarterbacks beider Teams nichts schenkten.
Die Ravens-Defense machte den Bengals und Joe Burrow das Leben schwer und verhinderte Big Plays, die normalerweise ein wichtiger Faktor für Cincy sind. Ja'Marr Chase wurde unterm Strich im Zaum gehalten.
Trotz der Niederlage hatten die Ravens ihre beste Offensivleistung seit dem Ausfall von Lamar Jackson sechs Wochen zuvor.
Bengals vs. Ravens: Die Analyse
Die Bengals erwischten den besseren Start und lagen nach zwei Drives 9:0 vorne - Evan McPherson erzielte ein 39-Yard-Field-Goal und vergab nach einem Touchdown von Ja'Marr Chase, der den zweiten Drive dominierte, einen Extrapunkt. Zuvor hatte Akeem Davis eine Interception gegen Ravens-Quarterback Tyler Huntley gefangen.
Doch wie schon in den anderen Spielen des Wochenendes gesehen, sorgte diese frühe Führung nicht für ein einseitiges Spiel. Vielmehr fingen sich die Ravens anschließend und legten einen zehnminütigen Drive über 17 Spielzüge hin und verkürzten durch einen 2-Yard-Touchdown-Catch von J.K. Dobbins.
Rookie-Safety Tyler Hamilton erzwang danach mit einem Tackle gegen Hayden Hurst einen Fumble und eroberte den Ball selbst. Bis zur Pause drehten die Gäste dann sogar noch das Spiel durch ein 22-Yard-Field-Goal von Justin Tucker. Pausenstand: 10:9 Baltimore.
Nach dem Break zeigte auch Joe Burrow seine Extraklasse und orchestrierte einen siebenminütigen Drive über zwölf Spielzüge. Burrow selbst vollendete per Sneak und fand schließlich Tee Higgins für die Two-Point Conversion in der Endzone. 17:10 Cincy Mitte des dritten Viertels.
Keine drei Minuten später gaben die Ravens jedoch schon die Antwort: Huntley feuerte seinen tiefsten Pass des Abends zu Demarcus Robinson, der Cornerback Eli Apple auf einer Sluggo-Route im Staub stehen ließ für einen 41-Yard-Touchdown zum Ausgleich.
Bengals vs. Ravens: Folgenschwere Sequenz bringt Vorentscheidung
Es folgte eine folgenschwere Sequenz, die das Spiel zum kippen brachte. Die Ravens marschierten nahezu ungebremst Richtung Endzone und standen nach einem beeindruckenden 35-Yard-Run von Huntley an der 1. Wenig später versuchte Huntley bei 3rd&Goal einen Sneak wie zuletzt Trevor Lawrence, also indem er den Ball mit ausgestreckten Armen über alle in die Endzone halten wollte. Doch Linebacker Logan Wilson, der zuvor schon einen potenziell langen Run von Huntley per Tackle verhindert hatte, schlug dem QB den Ball vor der Line aus den Händen, Edge Rusher Sam Hubbard schnappte sich den Fumble und trug ihn über 98 Yards zum Touchdown.
Angeblich war der Ball in den Händen von Huntley 0,6 Yards von der Endzone entfernt, bevor er ihn verlor. Besonders bitter war, dass Huntley zuvor noch einen offenen Receiver in der Flat übersehen hatte. Das wäre auch schon vor dem Sneak-Versuch ein einfacher Touchdown gewesen.
Dieses Play war schon deshalb wichtig für die Hausherren, weil die eigene Offense in dieser Phase des Spiels nahezu kein Land mehr sah. Am Ende hielt die Bengals-Defense gerade so, weil ein letzter Verzweiflungspass mit auslaufender Uhr abgefälscht knapp James Proche in der Endzone verfehlte. Die Tatsache, dass Baltimore sich auch mit unter einer Minute auf der Uhr noch zum Huddle versammelte, sorgte durchaus für Verwunderung, ebenso die Lauf-Versuche in der Situation. Generell war das Clock Management der Ravens in der Schlussphase fragwürdig.
Durch diesen Erfolg kommt es in der kommenden Woche zum direkten Duell zwischen den Bengals und Bills in der Divisional Round. Das heißt auch, dass die Chiefs die Jaguars empfangen werden.
NFL Wildcard Playoffs: Cincinnati Bengals (12-4) - Baltimore Ravens (10-7)
Ergebnis: 24:17 (3:0, 6:10, 8:7, 7:0) BOXSCORE
Bengals vs. Ravens - die wichtigsten Statistiken
Chase hatte beim ersten Touchdown-Drive 5 Receptions. Das waren die meisten Receptions, die er je in einem Drive hatte. Er ist damit der erste Spieler seit James White 2018, der fünf Receptions in einem Drive in den Playoffs verzeichnete - und der erste Wide Recever seit Demaryius Thomas in Super Bowl XLVIII nach der Saison 2013.
Burrow ist der dritte Bengals-Quarterback mit einem Touchdown-Pass und einem Rushing Touchdown in einem Playoff-Spiel. Seine Vorgänger waren Boomer Esiason im Wildcard Game 1990 gegen die Oilers und Ken Anderson in Super Bowl XVI gegen die 49ers.
- Erstmals seit Lamar Jacksons Verletzung in Woche 13 haben die Ravens nun mehr als einen Touchdown in einem Spiel erzielt.
- Hubbards 98-Yard-Fumble-Return-Touchdown war der längste Defensiv-Touchdown in den Playoffs seit Taron Johnsons 101-Yard-Pick-Six gegen Lamar Jackson in der Divisional Round 2020.
Der Star des Spiels: Logan Wilson (Linebacker, Bengals)
Das Spiel war eng, also musste letztlich ein Fehler die Entscheidung bringen. Diesen führte Wilson mit seinem Forced Fumble vor der Goal Line herbei. Darüber hinaus führte er sein Team in Tackles an, stoppte einen potenziell langen Huntley-Run und hatte noch einen Stuff. Eine starke Vorstellung des Linebackers.
Der Flop des Spiels: Tyler Huntley (Quarterback, Ravens)
Jedes Spiel braucht einen Flop und in diesem Fall ist das dann Huntley, der mit zwei Turnovers und vor allem dem Fumble vor der Goal Line die Entscheidung herbeigeführt hat. Insgesamt war es aber dennoch eine starke Vorstellung des Jackson-Vertreters und der Ravens insgesamt als Underdog in diesem Spiel.
Analyse: Bengals vs. Ravens - die Taktiktafel
Der Fokus der Ravens-Offense lag eindeutig auf Ballkontrolle und sicheren Pässen sowie dem Run Game. Der Plan schien zu sein, den Ball so lange wie möglich von Joe Burrow fernzuhalten. Entsprechend versuchte Huntley bis zur Pause keinen Pass, der über 10 Air Yards ging.
Auf der anderen Seite spielten die Ravens konsequent mit 2-High-Looks und ansonsten meist Press Coverage und das auch gegen Chase, auf den kein spezieller Spieler abgestellt war. Das führte auch bei den Bengals zu meist kurzen, risikolosen Pässen, die aber auch nicht zu Big Plays führten.
Die Bengals nutzten Play Action sehr sparsam vor der Pause - um nicht zu sagen: nahezu überhaupt nicht. Nach der Pause wurde das etwas besser, was sofort zum Erfolg führte.
Bemerkenswert war, wie ineffektiv der Pass Rush der Bengals über weite Strecken des Spiels war, obwohl sie durchaus aggressiv blitzten (knapp unter 40 Prozent der Dropbacks von Huntley).
Burrow hingegen stand unter Dauerbeschuss hinter einer angeschlagenen Line. Nachdem sich auch noch Left Tackle Jonah Williams vor der Pause am Knie verletzt hatte und nicht zurückkam, musste Guard Jackson Carman übernehmen, der damit erstmals in der NFL Tackle spielte. Er hatte diese Position allerdings schon in der Vergangenheit auf dem College gespielt.