Wer? Das werden sich nun alle fragen, die in ihrem Leben noch nie ein Darts-Spiel im Fernsehen gesehen haben. Der Rest wird versucht sein, vor Ehrfurcht auf die Knie zu fallen, denn "The Power", so lautet Taylors Spitzname, ist in seinem Sport eine Legende.
In 17 Jahren hat er 13 Mal die Weltmeisterschaft gewonnen, zwischen 1995 und 2002 war er bei den Titelkämpfen sogar ungeschlagen. Am vergangenen Wochenende war Taylor im Rahmen der GDC-ProTour 2008 in Deutschland.
Eine Gelegenheit, die sich SPOX.com nicht entgehen lassen konnte. Wir haben "The Power" in Bad Soden getroffen und spannende Einblicke in den Darts-Sport im Allgemeinen und Phil Taylors Psyche im Speziellen erhalten.
In Teil eins des Interviews nimmt Taylor zu dem Vorurteil Stellung, im Kneipensport Darts tummele sich ein Haufen Alkoholiker. Außerdem gewährt er Einblick in sein einsames Leben zwischen Neid und Hass der Gegner - und in seinen Fuhrpark.
SPOX: Mr. Taylor, verraten Sie mir bitte, rede ich gerade mit einem Superstar?
Phil Taylor: Überhaupt nicht. Ich bin ein ganz normaler Kerl wie jeder andere auch.
SPOX: Keine Bodyguards, keine Armani-Anzüge?
Taylor: Bloß keine Anzüge! Es gibt aber schon einige Turniere, bei denen ich Bodyguards um mich herum brauche. Wenn 8000 Fans zu einem Event kommen, dann geht es nicht anders.
SPOX: Irgendeinen Luxus müssen Sie sich aber leisten. Was ist mit Autos?
Taylor: Ich hatte sie alle. Ich hatte Ferraris, Bentleys, Volvos, BMWs, zwei Mercedes, einen Alfa Romeo, jetzt habe ich ein Hybrid-Auto von Honda. Da komme ich mit einer Gallone Sprit 70 Meilen weit und zahle keine Steuern, großartig. Ach ja, und einen Vauxhaul. Von dem wusste ich aber gar nicht, dass ich ihn gekauft hatte. Meine Tochter kam einfach zu mir und hat gesagt: "Papa, du hast noch ein Auto gekauft." Na vielen Dank!
SPOX: Jetzt bin ich mit dem Zählen durcheinander gekommen. Wie viele Autos waren das noch mal?
Taylor: Sechs, sieben, acht? Ich hab selbst keine Ahnung.
SPOX: Ihr Lieblingsauto?
Taylor: Der Bentley, würde ich sagen.
SPOX: Haben Sie zu Beginn ihrer Karriere gedacht, dass sie so viel Geld mit Darts verdienen könnten?
Taylor: Das nicht. Aber ich habe schon mit dem Ziel angefangen, meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Und deshalb mache ich es auch.
SPOX: Wann haben Sie angefangen?
Taylor: Ich habe schon immer ein bisschen gespielt, aber richtig ernsthaft angefangen habe ich mit 28. Mit 30 war ich dann Weltmeister. Ich war ein Naturtalent. Ich habe mir die Fehler der anderen Spieler angeschaut und mir gesagt: "Das machst du nicht."
SPOX: Wie ist es, der beste Darts-Spieler aller Zeiten zu sein?
Taylor: Langweilig, manchmal einsam. Es ist hart an der Spitze, man muss viel Neid und Hass ertragen. Nicht nur von den Gegnern, von allen.
SPOX: Wie äußert sich dieser Hass?
Taylor: Die Leute reden hinter deinem Rücken über dich und streuen dumme Gerüchte. Das ist verrückt, aber so sind die Leute nun mal.
SPOX: Leiden Sie darunter?
Taylor: Nein, das kümmert mich einen Scheißdreck. Ich hasse das nicht, ich nehme es eher als Kompliment. Denn erst, wenn die Leute nicht mehr über dich reden, dann musst du dir Sorgen machen.
SPOX: Wenn man sich die Massen an Fans ansieht, die Sie haben, dann können aber nicht alle Leute schlecht sein.
Taylor: Natürlich nicht. Die meisten sind okay, aber es gibt schon eine Menge Neider. Und das Verrückte ist, dass das genau die Typen sind, die dir mitleidig auf die Schulter klopfen, wenn es mal schlecht läuft.
SPOX: Bei der letzten WM ist es schlecht gelaufen. Sie sind zum ersten Mal überhaupt im Viertelfinale ausgeschieden. Wie gehen Sie mit solchen Niederlagen um?
Taylor: Ich gehe zurück an die Trainingsscheibe. Da gibt es kein Jammern, es geht nur darum, das wieder in Ordnung zu bringen.
SPOX: Es gibt ein Vorurteil, das lautet: Alle Darts-Spieler sind Säufer.
Taylor: Darüber soll jeder denken, was er will. Die Zeiten haben sich geändert. Die meisten Profis gehen nicht mehr auf die Piste, weil sie es sich einfach nicht leisten können, wenn sie Erfolg haben wollen.
SPOX: Erst einmal ein paar trinken müssen, um eine ruhige Hand zu haben, das ist mittlerweile Legende?
Taylor: Spieler, die trinken, werden keinen Erfolg haben. Sie würden auch keine Sponsoren finden. Ich könnte meinem Sponsor doch nicht erklären, dass ich ein Spiel verloren habe, weil ich bis 3 Uhr morgens saufen war. Diejenigen, die nicht trinken, früh ins Bett gehen und auf sich achten, die werden sich durchsetzen.
SPOX: Gibt es denn immer noch Spieler, die gerne mal einen über den Durst trinken?
Taylor (lacht): Kein Kommentar. Es gibt sie, aber kein Kommentar.