Bei der Podiumsdiskussion in Bamberg holte Bundestrainer Dirk Bauermann zum Rundumschlag aus und übte harsche Kritik an den Verantwortlichen und Klubmanagern der Basketball-Bundesliga und an deren mangelndem Vertrauen in deutsche Spieler. Dabei bezeichnete der 51-Jährige die BBL als "ein entfremdetes Produkt, das niemandem weiterhilft: Den Fans nicht, den Sponsoren nicht und der Nationalmannschaft schon gar nicht."
Bauermann sind vor allem die vielen US-Amerikaner in der deutschen Bundesliga ein Dorn im Auge: "Wir brauchen ein stärkeres deutsches Profil und mehr Identität. Was bringt mir als Bundestrainer ein Spiel wie vor einer Woche zwischen Ludwigsburg und Oldenburg, in dem kein deutscher Spieler auch nur eine einzige Sekunde Einsatzzeit erhält und keiner der beiden Klubs einen deutschen Trainer beschäftigt."
Ein Blick auf die Aufstellungen der Spiele des 25. Spieltags zeigt deutlich, warum Bauermann so in Sorge ist. So standen zwar am Samstag mit Jo Herber und Philip Zwiener zwei Nationalspieler endlich mal wieder im Spiel zwischen ALBA Berlin und EnBW Ludwigsburg auf dem Platz - doch beide kamen nicht über wenige Minuten Einsatzzeit hinaus.
Deutsche Spieler - "Kurzarbeiter"
Auch Oldenburgs Deutscher Daniel Hein bekam lediglich fünf Minuten Zeit, sich auf dem Spielfeld gegen die Paderborn Baskets zu beweisen. Die deutschen BBL-Spieler werden offensichtlich immer öfter lediglich zur "Kurzarbeit" verdonnert - eine Entwicklung, die dem Bundestrainer ganz schön gegen den Strich geht.
"Wir beschäftigen amerikanische Spieler, die in den USA im Supermarkt Kisten schleppen würden, wenn sie nicht hier spielen würden", schimpft Bauermann.
BBL-Geschäftsführer Jan Pommer bezeichnete diese Äußerung Bauermanns als "respektlos und sowohl in Inhalt als auch Form unverständlich".
Als Beispiele für die Förderung deutscher Spieler führte Pommer die Professionalisierung der Nachwuchsligen und die Einführung des Ausbildungsfonds von Seiten des Ligaverbandes auf. "Ich finde es ermüdend, dass sich immer alles nur um die sogenannte Deutsche-Quote dreht", so Pommer.
"Deutsche Spieler können nicht mithalten"
Oldenburgs Geschäftsführer Hermann Schüller dagegen kann einerseits die Kritik des deutschen Bundestrainers nachvollziehen, prangert im Gespräch mit SPOX jedoch die Art und Weise an, mit der Bauermann seine Meinung kundgab. "Er hätte nicht gleich an die Öffentlichkeit gehen und seinen Unmut einfach so rausposaunen sollen. So werden er und die BBL-Vereine nie einen Konsens finden."
Grundsätzlich befürwortet auch er eine stärkere Integrierung deutscher Spieler in die BBL-Mannschaften, doch "momentan können viele deutsche Spieler einfach nicht mithalten." Dennoch empfiehlt Schüller der BBL auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen, damit die momentane Situation verbessert werden kann.
"Wir sollten uns ein Beispiel an einigen ausländischen Ligen nehmen. Dort kommen heimische Spieler viel regelmäßiger zum Einsatz, sodass letztendlich auch die Nationalmannschaft des jeweiligen Landes gestärkt wird."
Schüller schlägt vor, "gemeinsam ein Konzept zu entwerfen, damit mehr deutsche Spieler nicht mehr nur auf dem Spielberichtsbogen stehen, sondern auch auf dem Platz. Nur durch mehr deutsche Spieler auf dem Spielfeld können letztlich auch die Medien wirkungsvoll erreicht werden."
Pavicevic: "Deutschen-Diskussion ist "Heuchlerei"
Auch Alba-Trainer Luka Pavicevic stärkt Bauermann den Rücken, indem er sagt: "Das ist eine große Heuchlerei. Alle weinen herum, dass die Deutschen nicht spielen, dabei weiß jeder warum es so ist. In den meisten anderen europäischen Ligen gibt es Regeln, die den Einsatz von ausländischen Spielern begrenzen und die einheimischen Spieler stärker schützen."
In Deutschland müssen bei Bundesligaspielen momentan lediglich drei deutsche Spieler auf dem Spielberichtsbogen vermerkt werden. Zwar wird zur nächsten Saison diese Zahl um einen weiteren deutschen Profi erhöht, Pavicevic würde jedoch noch "strengere Quoten" befürworten, denn nur so "würde man schnell Erfolge sehen".
Allerdings fehle es für diese Maßnahme vielen deutschen Spielern momentan an Qualität und Wettkampferfahrung, sodass folglich, so der Alba-Coach, "die US-Amerikaner in ihrer Entwicklung häufig ein bis zwei Schritte vor den Deutschen stehen".
Die Tabelle der BBL