9,58 Sekunden! Bolt ist übermenschlich!

Von Tickerer: Philipp Dornhegge / Alexander Mey
Der Superstar der Leichtathletik-Szene: Usain Bolt
© Getty

Usain Bolt ist in Fabelzeit zu Gold über 100m gesprintet. Das deutsche Team darf sich am zweiten Tag über zwei weitere Medaillen freuen: Nadine Kleinert und Jennifer Oeser gewinnen Silber.

Cookie-Einstellungen

Der "Blitz" Usain Bolt ist in neue Dimensionen gesprintet. In 9,58 Sekunden zauberte Jamaikas Wundersprinter im 100-m-Finale der Berliner Leichtathletik-WM einen fast unglaublichen Fabel-Weltrekord auf die blaue Piste des Olympiastadions.

Chronologie: Die Entwicklung des 100-Meter-Weltrekordes

Auf den Tag genau ein Jahr nach seinen 9,69 von den Sommerspielen in Peking riss der 22-Jährige zusammen mit zwei deutschen Silbermädchen 50.000 Zuschauer aus den Sitzen. Denn dem Bronze-Auftakt von Ralf Bartels (21,37m) folgten binnen zwei Minuten zweite Plätze von Kugelstoßerin Nadine Kleinert (20,20m) und Siebenkämpferin Jennifer Oeser (6493) trotz Sturzes über 800m.

Bolt: "Das war das pefekte Rennen"

"Ich wusste, dass ich meinen Weltrekord verbessern könnte, aber hier bei der WM hatte ich das nicht unbedingt erwartet", meinte Bolt, der Titelverteidiger Tyson Gay (USA/9,71) und Jamaikas Ex-Weltrekordler Asafa Powell (9,84) keine Chance ließ.

"Heute war der Start für mich die Hauptsache, das hat optimal geklappt. Ich bin großartig gelaufen und habe alles umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe. Das war das perfekte Rennen. Keine Ahnung, ob ich noch schneller laufen kann, fuhr Bolt fort. Im Gegensatz zum Olympiafinale gab er diesmal nicht schon weit vor dem Ziel die Jubelpose.

Olympiasieger, Weltmeister, Weltrekordler

Jamaikas erster 100-m-Weltmeister ist zudem der dritte Sprinter der Geschichte nach Carl Lewis und Maurice Greene (beide USA), der Olympiasieg, WM-Gold und Weltrekord zeitgleich auf sich vereinigt.

Usain Bolt will das Gold-Triple von Olympia nun auch bei der WM schaffen. Dazu fehlen ihm noch Siege am Donnerstag im 200-m-Finale und am Samstag mit der 4x100-m-Staffel. Gelingt dies, ist er der erste der Geschichte, der dies schafft - möglicherweise wie in Peking mit dreimal Weltrekord (9,69 - 19,30 - 37,10).

Oeser und Kleinert gewinnen Silber

Jennifer Oeser, die mit Nadine Kleinert einen Freudentanz aufführte, konnte im Mehrkampf am Ende nur die Britin Jessica Ennis (6731) nicht mehr gefährden, sicherte aber trotz des nicht von ihr selbst ausgelösten Sturzes Silber vor der Polin Chudzik (6471). "Mir blieb fast das Herz stehen, als ich plötzlich auf der Bahn lag", meinte die 25-Jährige, die fünf Sekunden verlor und dann die erste deutsche Siebenkampf-Medaille seit Sabine Brauns WM-Sieg 1997 gewann. Die Grundlagen dazu legte die 25 Jahre alte EM-Vierte (bisher 6442) durch Bestleistungen in Hochsprung und Kugelstoßen. "Für mich ein Traum", sagte Trainer Karl-Heinz Due.

Nadine Kleinert schockte bei der 13. deutschen WM-Medaille im Kugelstoßen die Konkurrenz gleich mit Einstellung der persönlichen Bestmarke von 20,06m, steigerte diese nach dem Konter von Neuseelands Weltmeisterin Valerie Vili, die am Ende mit 20,44m siegte, auf 20,20.

"Das war der Wettkampf ihres Lebens", fand zurecht Trainer Klaus Schneider. Kleinert, 1999 und 2001 schon WM-Zweite, 2007 Dritte und 2004 Olympiazweite, hatte ursprünglich zu Gunsten einer Boxkarriere aufhören wollen, doch diese Pläne legte sie zum Glück ad acta.

Zitterpartien für Speerwerferinnen

Das erste Gold des zweiten WM-Tages hatte Olga Kaniskina gefeiert, die im 20-km-Gehen ebenso wie am Vortag der schon wegen Dopings gesperrte Landsmann Waleri Bortschin (1:18:41) den Triumphmarsch am Brandenburger Tor vollendete.

In der Qualifikation hatten die Speer-Hoffnungen Zitterpartien geliefert, doch die Olympiadritte Christina Obergföll kam dann mit 60,74m und Europameisterin Steffi Nerius mit 61,73m ins Finale am Dienstag. Dort haben beide nur bedingt Medaillenchancen gegen Olympiasiegerin Barbora Spotakova (Tschechien) und die Olympiazweite Maria Abakumowa (Russland), die Obergföll mit 68,92m die Jahres-Weltbestmarke entriss.

Das 90-köpfige deutsche Team verzeichnete unter 26 zum Vorkampf angetreten Athleten neun Ausfälle. Charles Friedek beendete seine Dreisprung-Karriere zehn Jahre nach dem WM-Gold von Sevilla mit drei ungültigen Sprüngen in der Qualifikation.

Der Live-Ticker von Tag 2 zum Nachlesen