Die Weltrekordlerin scheidet ohne einen einzigen gültigen Versuch aus. Auch für Spiegelburg lief's ganz bitter. Die schnellste Frau der Welt kommt aus Jamaika. Tyson Gay sagt derweil den Start bei den 200m ab.
Beim Drama um die abgestürzte Überfliegerin Jelena Isinbajewa geriet auch die deutsche Medaillenproduktion ins Stocken. Polens Stab-Mädchen Anna Rogowska und Monika Pyrek feierten Gold und Silber, nachdem Russlands Olympiasiegerin Isinbajewa auf dem Weg zum vierten WM-Sieg an 4,80m gescheitert war.
Mit versteinerter Miene registrierte die Weltrekordlerin das Fiasko und Silke Spiegelburg weinte bittere Tränen: Höhengleich mit dem Silberrang blieb die Leverkusenerin als undankbare Vierte ohne Medaille.
"Ich habe alles gemacht für den Wettkampf. Vielleicht muss ich mich noch mehr ausruhen. Es sind noch ein paar Jahre bis zu den Olympischen Spielen, die sind wichtig. Vielleicht war es an der Zeit, endlich mal zu verlieren. Diese Niederlage motiviert mich, mich noch mehr zu konzentrieren. Das könnte wertvoll für mich sein", sagte Isinbajewa mit Tränen in den Augen.
Bekele - wer sonst?
Überrascht war auch Siegerin Rogowska: "Das schockiert mich. Ich dachte, man muss viel höher springen. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier gewinne." Am Tag nach dem Fabel-Weltrekord von Usain Bolt (9,58) avancierte Jamaikas Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser in der Jahres-Weltbestzeit von 10,73 Sekunden zur schnellsten Frau der Welt.
Überraschend hat der entthronte 100-m-Weltmeister Tyson Gay derweil seinen 200-m-Start in den Vorläufen am Dienstag abgesagt. Der US-Amerikaner leidet weiterhin an einer Leistenverletzung. Das sagte sein Manager der Nachrichtenagentur Reuters.
Über 3000 m Hindernis triumphierte überraschend die Spanierin Marta Dominguez in Jahres-Weltbestzeit von 9:07,32 Minuten und als Neunte steigerte Antje Möldner (Potsdam) ihren drei Tage alten deutschen Rekord um weitere 3,19 Sekunden auf 9:18,54.
Im 10.000-m-Finale feierte der Äthiopier Kenenisa Bekele in Jahres-Weltbestzeit von 26:46,31 wie zehn Jahre zuvor Landsmann Haile Gebrselassie seinen vierten WM-Triumph in Serie. "Es war ein schwieriges Rennen, aber ich habe es geschafft. Jetzt will ich auch die 5000 laufen", sagte Bekele.
Esser untröstlich
Im Hammerwerfen ließ Primoz Kozmus dem ersten Olympiasieg für sein Land auch den ersten WM-Titel für Slowenien folgen (80,84). Hinter dem polnischen Sydney-Olympiasieger Szymon Ziolkowski (79,30) und dem Russen Alexej Sagorni (78,09) verpasste ein deutsches Duo in einem schwachen Finale Bronze.
Sergej Litvinov (LG Frankfurt), Sohn des gleichnamigen russischen Weltmeisters von 1983 und 1987 sowie Olympiasiegers 1988, wurde Fünfter mit 76,58 m. Markus Esser, WM-Vierter von 2005, landete mit 76,27 m auf Rang sechs und seine drei letzten Würfe im Fangnetz.
"Das war der schlechteste Wettkampf meines Lebens", schimpfte Esser, der vor zwei Wochen 79,43 m geworden hatte, Litvinov war dagegen zufrieden. Wenig später scheiterten wie Silke Spiegelburg im Stabhochsprung auch Geheimtipp Anna Battke (Mainz), Siebte mit 4,40 m, und Kristina Gadschiew (Mainz) höhengleich als Zehnte.
Isinbajewa mit Salto Nullo
Spiegelburg war untröstlich, denn ihre knapp gerissenen 4,75 m ("Ich war so hoch drüber und reiße ihn") hätten zu Silber gereicht. "Eine WM-Medaille war mein großer Traum, dass es nicht klappte, ist bitter. Ich kann mit Jelena mitfühlen. Ihr Scheitern ist eine kleine Sensation", meinte die frühere Junioren-Weltmeisterin, im März Zweite der Hallen-EM.
Jelena Isinbajewa erlebte vor ihrem Scheitern dramatische Minuten. Trainer Witali Petrow, der Sergej Bubka zu 35 Weltrekorden geführt und die 27-Jährige zur 5-m-Springerin gemacht hatte, gab auf der Tribüne genervt Anweisungen.
Isinbajewa reagierte darauf vor dem letzten Anlauf verzweifelt, sank auf die Knie und Tränen standen ihr in den Augen. Minuten später scheiterte sie ein drittes Mal an 4,80 m und ging nach zweimal Olympia-Gold und drei WM-Titeln erstmals seit dem WM-Bronze 2003 in Paris leer aus.
Jelimo bleibt auf der Strecke
Zuletzt war sie am 30. August 2006 in Warschau ohne Anfangshöhe geblieben. Überraschend blieb im 800-m-Halbfinale Pamela Jelimo (Kenia) auf der Strecke, die 2008 in Peking mit 18 Jahren Olympiasiegerin geworden war.
Über 400 m Hürden zog Jonna Tilgner (Bremen) in 56,73 Sekunden als Vorlauf-Fünfte ins Halbfinale am Dienstag ein. Bisher sind von 27 Deutschen in Vorkämpfen neun gescheitert.
Der LIVE-TICKER von Tag 3 zum Nachlesen
- So lief der 3. Tag in Berlin:
21.48 Uhr - Dreisprung der Frauen: Savigne ist Weltmeisterin mit einer Weite von 14,95m. Silber geht an Gay (14,61m), Bronze schnappt sich Pyatykh (14,58m).
21.47 Uhr - Dreisprung der Frauen: Der einzige Wettbewerb, der jetzt noch läuft, ist der Dreisprung. Savigne hat Gold sicher, darf aber noch einmal ran.
21.40 Uhr - 100m der Frauen: Fraser holt Gold in 10,73s vor Stewart (10,80s). Doppelsieg der Jamaikanerinnen. 10,73s ist neuer jamaikanischer Rekord. Fraser ist mit dieser Zeit die drittschnellste Läuferin aller Zeiten! Jeter wird in 10,90s Dritte und holt Bronze.
21.37 Uhr - Dreisprung der Frauen: Savigne haut nochmal einen raus und springt 14,95m. Das dürfte der Sieg gewesen sein.
21.30 Uhr - Dreisprung der Frauen: Gay ist wieder da und springt mit 14,61m auf den zweiten Platz.
21.28 Uhr - 10.000m der Männer: Bekele, der Doppel-Olympiasieger von Peking, gewann zum vierten Mal in Serie 10.000-m-Gold und wiederholte ein Kunststück, das genau zehn Jahre vor ihm bereits Landsmann Haile Gebrselassie geschafft hatte. Dritter wurde übrigens der Kenianer Micah Kipkemboi Kogo. Der Olympiazweite Sileshi Sihine aus Äthiopien fehlte ja aufgrund einer Verletzung.
21.26 Uhr - 3000m Hindernis der Frauen: Lassen wir doch mal Antje Möldner, die mit dem neunten Rang deutschen Rekord lief, zu Wort kommen: "Ich bin glücklich, dass es wieder geklappt hat", sagte sie, die erst vor einem Jahr von den 1500m auf die Hindernis-Distanz gewechselt war. "Am Anfang war es sehr schnell, im Laufe der Zeit konnte ich mich dann etwas erholen", so die Bundespolizistin weiter. "Ich bin ziemlich erschöpft. Ich habe von Platz acht geträumt, jetzt ist es Rang neun, aber ich bin trotzdem zufrieden."
21.22 Uhr - 10.000m der Männer: Bekele holt sich mit einem gigantischen Schlussspurt auf der letzten Runde Gold in 26:45.11min vor Tadese.
21.18 Uhr - Dreisprung der Frauen: Pyatkyh ist auf Platz zwei gesprungen und hat Gay um acht Zentimeter distanziert. Zu Beginn hat die Kubanerin die Konkurrenz noch angeführt.
21.16 Uhr - 1500m der Männer: Noch ein Nachtrag zu den Männern. Folgende Athleten sind qualifiziert für das Finale am Mittwoch: Asbel Kiprop 3:36,24min., Leonel Manzano 3:36,29, Augustine Kiprono Choge 3:36,43, Amine Laalou 3:36,68, Lopez Lomong 3:36,75, Deresse Mekonnen 3:36,86, Bernard Lagat 3:36,86, Yusuf Saad Kamel 3:36,87. Stefan Eberhardt (3:40,05) und Carsten Schlangen (3:44,00) sind im Vorlauf ausgeschieden.
21.13 Uhr - Stabhochsprung der Frauen: Eine erste Stimme von Silke Spiegelburg, die nur knapp an Silber vorbeigeschrammt ist: "Ich habe noch nie im Leben so einen Sprung gemacht, wie hier über 4,75 m. Ich war so hoch drüber und dann reiße ich den." Bitter, bitter...
21.02 Uhr - Dreisprung der Frauen: Titelverteidigerin Savigne liegt mit 14,89m in Führung. Die Kubanerin führt vor ihrer Landsfrau Gay, die 14,50m gesprungen ist. Topic aus Serbien liegt dahinter (14,38).
20.57 Uhr - 10.000m der Männer: Soeben ist der Finallauf gestartet. Deutsche Läufer sind leider nicht dabei.
20.55 Uhr - Stabhochsprung der Frauen: Vor lauter Isinbajewa/Rogowska sind die Silber- und Bronzemedaillengewinnerinnen bisher unter den Tisch gefallen. Chelsea Johnson gewinnt Silber, Bronze geht an Monika Pyrek.
20.52 Uhr - 3000m Hindernis der Frauen: Die offizielle Reihenfolge: Gold geht an Marta Dominguez (9:07.32). Silber holt sich Yuliya Zarudneva (9:08.39) vor Milcah Chemos Cheywa (9:08.57). Antje Möldner lief 9:18.54.
20.43 Uhr - Stabhochsprung der Frauen: Die Olympiasiegerin Isinbajewa ist somit ohne einen einzigen gültigen Versuch ausgeschieden. Zunächst versuchte die Russin 4,75m, danach zweimal vergeblich 4,80m. Es war Isibanjewas erster "salto nullo" seit dem 30. August 2006 in Warschau.
20.42 Uhr - Stabhochsprung der Frauen: Unfassbar, Isinbajewa reisst die 4,80m erneut, Rogowska ist Weltmeisterin. Damit hatte keiner gerechnet. Spiegelburg ist nach drei gescheiterten Versuchen an 4,75m ausgeschieden.
20.41 Uhr - 3000m Hindernis der Frauen: Marta Dominguez holt in 9:07.32min. Gold. Antje Möldner läuft deutschen Rekord und wird Neunte.
20.25 Uhr - 1500m der Männer: Im zweiten Halbfinale gewinnt Kiprop in 3:39.25min vor Manzano.
20.18 Uhr - Stabhochsprung der Frauen: 4,75m Einstiegshöhe für Isinbayjewa. Und sie muss abbrechen. Das war eine riskante Taktik. Rogowska ist weiter in Führung.
20.15 Uhr - 1500m der Männer: Laalou siegt im ersten von zwei Halbfinals in 3:36.69min. Auch Baala, Lomong, Lagat und der Mann mit meinem Lieblingsnamen, Saad Kamel, sind eine Runde weiter.
20.09 Uhr - 100m der Frauen: Kurzer Überblick über die qualifizierten Läuferinnen: Shelly-Ann Fraser 10,79s, Kerron Stewart 10,84s, Lauryn Williams 11,01s, Debbie Ferguson-McKenzie 11,03s, Carmelita Jeter 10,83s, Veronica Campbell-Brown 11,00s, Chandra Sturrup 11,01s, Aleen Bailey 11,16s.
20.07 Uhr - Stabhochsprung der Frauen: Silke Spiegelburg schafft die 4,65 m. Optimal, das musste sein.
20.02 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Nochmal ein kurzen Nachtrag zu den deutschen Werfern: Sergej Litvinov wird Fünfter mit 76,58m. Markus Esser landet auf Rang sechs mit einer Weite von 76,27m.
19.57 Uhr - 100m der Männer: Weltrekordler Usain Bolt bekommt nun seine Medaille umgehängt. Zuvor werden Asafa Powell und Tyson Gay geehrt.
19.52 Uhr - 800m der Frauen: Im letzten Halbfinale gewinnt Elisa Cusma Piccione in 2:00.64 min.
19.50 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Primoz Kozmus hat nochmal einen rausgehauen und holt Gold.
19.46 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Topfavorit Krisztian Pars hat die Medaillenplätze verpasst und ist nur Vierter. Das ist eine kleine Sensation.
19.43 Uhr - 800m der Frauen: Das zweite von drei Halbfinals. Caster Semenya siegt in 1:58.67min. Halima Hachlaf hat wohl einen Kreislaufkollaps erlitten und wird aus dem Stadion getragen.
19.38 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Letzter Versuch von Esser - und der Hammer hängt im Netz. Unfassbar. Platz sechs bleibt.
19.36 Uhr - Hammerwerfen der Männer: 80,15m für Kozmus. Damit gibt es jetzt für alle nur noch einen Durchgang.
19.30 Uhr - 800m der Frauen: Erstes Halbfinale bei den 800m. Mariya Savinova gewinnt in 1:59.30min.
19.13 Uhr - 100m der Frauen: Carmelita Jeter gewinnt das zweite Halbfinale in einer Zeit von 10,83s.
19.06 Uhr - 100m der Frauen: Shelly-Ann Fraser gewinnt in 10,80s. Sailer kommt mit 11,24s auf Rang sechs ins Ziel.
19.02 Uhr - 100m der Frauen: Jetzt geht es weiter mit dem ersten Halbfinale: Verena Sailer ist mit dabei.
19.01 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Nach den ersten drei Versuchen gibt es folgende Reihenfolge an der Spitze: Kozmus führt mit 79,74m vor Ziolkowski (79,30m) und Zagorny (77,42m).
18.55 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Dreimal ungültig bei Vinichenko. Das war's. Der Russe kann einpacken.
18.51 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Ziolkowski schafft weiter keinen 80er: 77,85m sind's nur.
18.48 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Markus Esser beim dritten Versuch. Es reicht nur zu 74,07m. Der zweite Versuch bleibt der Beste.
18.47 Uhr - 400m Hürden der Frauen: 56,73s für Jonna Tilgner! Es reicht. Sie schnappt sich den letzten Qualifikationsplatz. Super.
18.45 Uhr - 400m Hürden der Frauen: Letzter Vorlauf: Lashinda Demus siegt in 54,66s. Doch was ist aus Jonna Tilgner geworden. Vielleicht schafft sie es mit einer guten Zeit. Gleich kommt die Auflösung.
18.41 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Igor Vinichenko ist beim Wurf weggerutscht und ist ordentlich auf die Schnauze gefallen. Das war nichts.
18.37 Uhr - 400m Hürden der Frauen: Im vierten von fünf Vorläufen siegt Angela Morosanu in 54,70s.
18.33 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Primoz Kozmus geht in Führung: 79,74m.
18.32 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Markus Esser, der beruflich Offizier ist, bei seinem zweiten Versuch. Das Ding landet bei 76,27m. Na also, geht doch.
18.30 Uhr - 400m Hürden der Frauen: Und wieder ein Vorlauf. Melaine Walker rennt allen davon und kommt bei 55,17s ins Ziel.
18.28 Uhr - Hammerwerfen der Männer: So richtig kristallisiert sich hier noch nichts heraus. Alle Werfer sind weit von ihrer Bestleistungen entfernt. Das kann nur besser werden.
18.23 Uhr - 400m Hürden der Frauen: Nächster Vorlauf. Diesmal gewinnt Nickiesha Wilson. Die Zeit: 55,37s.
18.20 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Sergej Litvinov war zwischenzeitlich auch dran, kommt aber nicht über 74,50m hinaus. Mit 77,44 liegt Szymon Ziolkowski in Führung.
18.16 Uhr - 400m Hürden der Frauen: Es geht los mit dem ersten Vorlauf. Kaliese Spencer gewinnt in 55,12s. Die vier Ersten der Vorläufe kommen jeweils weiter.
18.13 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Markus Esser kommt bei seinem ersten Versuch auf ganz schwache 68.07m.
18.11 Uhr - Hammerwerfen der Männer: Krisztian Pars aus Ungarn macht den Anfang und haut bescheidene 75,51m raus.
18.09 Uhr - Hammerwerfen der Männer:Für Deutschland sind zwei Athleten am Start: Markus Esser und Sergej Litvinov.
18.03 Uhr: Neben den sechs Entscheidungen stehen heute auch wieder Vorläufe bzw. Halbfinals statt. So z.B. bei den 400m Hürden der Frauen, 800m der Frauen und den 1500m der Männer.
17.55 Uhr: Hallo zum dritten Tag der WM. Heute werden sechs Mal Medaillen verteilt. Welche Entscheidungen am Montag anstehen, seht Ihr unten.