SPOX: Im SPOX-Interview hat Jan Jagla gesagt, dass Sie das größte Basketball-Talent Europas seien. Wussten Sie schon über Ihre hohe Wertschätzung?
Robin Benzing: Davon höre ich zum ersten Mal, aber das freut mich sehr. Eine Ehre.
SPOX: Wir hätten mit etwas mehr Begeisterung erwartet.
Benzing: Ich höre mir alles an und denke mir: 'Oh, super, cool, danke.' Aber ansonsten versuche ich, mich auf meinen Basketball zu konzentrieren. Sonst ist die Gefahr zu groß, sich ablenken zu lassen. So abgedroschen es klingt: Ich muss weiter an mir arbeiten, vor allem im athletischen Bereich. Mit nicht so vielen Muskeln habe ich zu große Nachteile im Rebounding.
SPOX: Was hingegen gut funktioniert, ist einen wichtigen Dreier zu treffen, so wie gegen Russland.
Benzing: Ich habe immer gerne Verantwortung übernommen, auch in schwierigen Phasen. Das war im Verein und in den Jugend-Nationalmannschaften schon so. Der Dreier gegen Russland war besonders wichtig, weil er mir Selbstvertrauen gegeben hat.
SPOX: Zu Beginn der EM wirkten Sie eingeschüchtert.
Benzing: Es war kein optimaler Start. Sicherlich haben mir die Nerven ein bisschen einen Streich gespielt und ich bin angespannt gewesen. Es war einfach zu zurückhaltend, was ich gezeigt habe.
SPOX: Ihr bestes Spiel war ausgerechnet gegen Gold-Favorit Griechenland.
Benzing: Vor dem Tipoff hat Bundestrainer Dirk Bauermann das Gespräch mit mir gesucht. Er hat mich gefragt, was mit mir sei und dass ich mich doch aggressiver zeigen sollte. Und das habe ich umgesetzt. Ich habe hart penetriert und bin häufig an die Linie gegangen.
SPOX: Warum hat es gegen Mazedonien nicht so gut geklappt?
Benzing: Wir waren als Mannschaft nicht auf der Höhe. Jeder hat sich selbst zu viel Druck gemacht und zu oft darüber nachgedacht, dass man mit einem Sieg fast sicher im Viertelfinale wäre. Die gute Leistung der Mazedonier sollte damit aber nicht geschmälert werden.
SPOX: Was macht Hoffnung gegen Angstgegner Kroatien (Di., 20.45 im LIVE-TICKER)? Nur ein Sieg hilft, um ins Viertelfinale einzuziehen.
Benzing: Kroatien liegt uns wirklich nicht, wir haben vor der EM beide Testspiele verloren. Aber auch wenn die Kroaten über eine super Mannschaft verfügen, haben wir im Turnierverlauf bereits Schwächen ausgemacht. Ich verrate sie nicht - aber wenn wir uns zusammenreißen, könnte es was werden.
SPOX: Aus Kroatien stammt Toni Kukoc, die "Spinne aus Split". Ihr Spitzname lautet ebenfalls die "Spinne". Zufall?
Benzing: Ich werde nicht wegen Kukoc, sondern wegen meiner Statur und meines Spielstils die "Spinne" genannt. Ich bewege mich eben wie eine Spinne: lange Arme, lange Beine, lange Schritte und viele Richtungswechsel.
SPOX: Kukoc ist demnach nicht Ihr Vorbild?
Benzing: Auch wenn es langweilig ist: Ich bewundere Dirk Nowitzki. Ich schaue mir alle möglichen Spieler an und versuche, Facetten ihres Spiels zu übernehmen, aber das größte Vorbild ist und bleibt Dirk, obwohl er ganz anders spielt als ich.
SPOX: Mittelfristig, so heißt es, könnten Sie mit Nowitzki in der NBA spielen. Im Sommer geht es jedoch zunächst nach Ulm - dabei haben Sie letzte Saison in Langen, beim Farmteam der Skyliners Frankfurt, gespielt. Was ist zwischen Ihnen und Frankfurt vorgefallen?
Benzing: Eigentlich nichts. Es war nur so, dass ich letztes Jahr gesehen habe, dass Ulm den jungen deutschen Spielern wie Per Günther Einsatzzeit gegeben hat, während in Frankfurt selbst ein Konrad Wysocki häufig auf der Bank saß. Daher gehe ich davon aus, dass Ulm das bessere Paket bietet und ich viel Spielpraxis sammele.
SPOX: Ihr zweieiiger Zwilling Marian Benzing spielte mit Ihnen in Langen. Wächst dort das nächste Supertalent heran?
Benzing: Nein, nein. Marian ist mittlerweile in die Regionalliga gewechselt - und er hat ein Studium angefangen. Lehramt, Mathe und Sport. Er will die Lehrer-Karriere einschlagen. Nichtsdestotrotz hilft er mir, wo er nur kann, und unterstützt mich bei meinem Traum.