Auftakt ins Super-Six-Turnier und seinen Weltmeistertitel nach Version der WBA verloren: Für Mikkel Kessler war der Ausflug nach Oakland/Kalifornien ein einziger Albtraum, was aber nicht nur mit seiner zweiten Niederlage in seinem 44. Profikampf zu tun hatte.
Der Ringrichter brach den Kampf in der elften Runde ab, weil er Kesslers Gesichtsverletzungen als zu gravierend einschätzte.
Zu diesem Zeitpunkt lag allerdings Lokalmatador Andre Ward bei allen drei Punktrichtern komfortabel in Führung und hatte die Oracle Arena längst in ein Tollhaus verwandelt.
Somit hat der Olympiasieger von 2004 seinen ersten großen Titel eingefahren und darf sich WBA-Champion im Supermittelgewicht nennen.
"Wir haben den stärksten Mann geschlagen"
Ebenso wichtig: Ward (21/0/13 K.o.) startet als einziger Amerikaner mit einem Sieg ins Super-Six-Turnier. Zuvor hatten Jermain Taylor und Andre Dirrell gegen Arthur Abraham und Carl Froch verloren.
"Jeder hat gesagt, dass wir eine schlechte Auslosung hatten, aber wir haben gerade den stärksten Mann geschlagen", sagte der 25-jährige Ward. "Ich kann diesen Erfolg jetzt noch gar nicht mit meinem Olympiasieg vergleichen. Erst mal muss ich das hier verarbeiten."
Hochgeputscht von über 10.000 Fans zeigte Ward eine grandiose Leistung, die auch das Kessler-Lager anerkannte, doch ganz ohne faden Beigeschmack blieb der Kampfabend nicht.
"Er war der bessere Mann heute, aber ich hätte gerne noch eine Minute weitergemacht", meinte Kessler. "Ich hätte auch weitermachen können. So schlimm waren die Cuts auch wieder nicht."
Sauerland kritisiert Ringrichter
Schon im Vorfeld hatte sich Wilfried Sauerland kritisch über die Ansetzung des kalifornischen Ringrichters Jack Reiss geäußert und einen Verstoß gegen die Regeln des Super-Six-Turniers angezeigt. Die besagen, dass der Referee einen neutralen Background haben müsse. Reiss hingegen sei nicht weniger Lokalmatador als Ward selbst.
Später sahen dann der Promoter wie auch sein Schützling ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Von Betrug wollte niemand sprechen, doch die Kritik an Reiss fiel eindeutig genug aus.
"Ich will Wards Leistung nicht schmälern", sagte Sauerland, "aber der Schiedsrichter hat ihm von der ersten Minute an geholfen. Er hat seinen Kopf eingesetzt, seine Ellbogen und ist nicht bestraft worden. Es gab nicht einmal eine Ermahnung."
Kopfstöße sorgen für Entscheidung
Kessler begann den Kampf kontrolliert. In der vierten Runde dann aber die Wende. Die beiden gingen in einen Clinch, bei dem sie mit den Köpfen zusammenstießen. Es folgte ein mächtiger Uppercut von Ward, der Kessler sichtlich mitnahm.
In der Folgezeit dominierte der flinkere Ward das Gefecht und landete zahlreiche Treffer. Kessler konnte meist nur reagieren.
Ein weiterer Kopfstoß, der wieder in einer weiteren Verletzung im Gesicht des Dänen resultierte, brachte schließlich die Vorentscheidung. In der elften Runde brach Reiss den Kampf dann ab."Ich bin kein schmutziger Kämpfer"
"Ich hatte keine Angst vor Kesslers Bilanz und war überrascht, dass er immer das Gleiche gemacht hat. Er hat immer den gleichen Stil geboxt", resümierte Ward. "Es gab zwei Kopfstöße, aber die waren unabsichtlich. Ich bin kein schmutziger Kämpfer und das weiß auch jeder."
Beim Super-Six-Turnier geht es nach dem Ende der ersten Gruppenphase Ende Januar 2010 weiter. Ward bekommt es dann mit seinem Landsmann Taylor zu tun. Abraham wird Dirrell boxen. Kessler trifft auf den Briten Froch.
"Das Turnier wird jetzt noch spannender", meinte Kessler. "Ich wollte sowieso nicht der Favorit sein."