Allerdings muss der Däne in Oakland antreten, der Heimatstadt seines Gegners. Ein Vorteil für Andre Ward, von dem sich Kessler aber nicht beeindrucken lässt: "Ich habe schon oft auswärts geboxt und gesiegt - so wird es auch dieses Mal sein."
Neben einem guten Start in das Turnier geht es für den 30-Jährigen auch um die Verteidigung seines WBA-Titels und den Ausbau seiner nahzezu makellosen Bilanz von 42 Siegen in 43 Kämpfen.
Bei SPOX spricht Kessler über den bevorstehenden Kampf, das illustre Feld des Turniers und den andauernden Streit zwischen ihm und Ex-Promoter Mogens Palle. Außerdem findet er freundliche Worte für Mitbewerber Arthur Abraham und Ex-Champion Markus Beyer.
SPOX: Herr Kessler, Sie und Arthur Abraham haben ja seit einiger Zeit mit Sauerland den gleichen Promoter. Hatten Sie schon Zeit, sich mit ihm über das Super-Six-Turnier auszutauschen?
Mikkel Kessler: Ja, wir haben uns bei der Medientour zum Turnier kennengelernt. Wir kommen richtig gut miteinander aus.
SPOX: Und wie schätzen Sie seinen Auftaktsieg gegen JermainTaylor ein?
Kessler: Arthur ist ein großer Fighter mit einer Menge Power. Mir hat der Kampf in der O2 World viel Spaß gemacht. Die Atmosphäre war absolut fantastisch, und das Ende für Arthur natürlich super.
SPOX: Es ist ja doch etwas ungewöhnlich, dass zwei Boxer in einer Gewichtsklasse für denselben Boxstall antreten. Ist ihre Beziehung zu Abraham daher eine andere als die zu den anderen Boxern im Super-Six-Turnier?
Kessler: Abgesehen von der gerade erwähnten PR-Tour hatte ich bislang kaum Kontakt zu Arthur. Ich bin erst seit kurzem in Berlin und wir trainieren stets zu anderen Zeiten. Insofern ist es eigentlich kaum anders als mit anderen Boxern.
SPOX: Als Sie ihren Promoter Mogens Palle verlassen haben, gab es eine Menge Ärger. Wie ist der Stand in diesem Streit?
Kessler: Ja, er hat behauptet, ich hätte meinen Vertrag gebrochen. Deshalb hat er mich verklagt. Meine Anwälte kümmern sich um diese Angelegenheit, ich konzentriere mich derweil aufs Sportliche. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es ernsthafte Probleme geben wird.
SPOX: Palle hatte sich ja seit dem Beginn Ihrer Karriere um Sie gekümmert. Warum ist das Verhältnis inzwischen so schlecht?
Kessler: Dieses Kapitel ist für mich beendet. Ich will eigentlich nicht mehr über Palle sprechen. Mein neuer Promoter Sauerland hat mir große Kämpfe besorgt, und nur die spielen jetzt noch eine Rolle für mich.
SPOX: Ihre Bilanz vor dem Start ins Turnier spricht im Grunde für sich, trotzdem gibt es wohl keinen eindeutigen Favoriten für das Turnier. Inwiefern ist das eine neue Situation für Sie?
Kessler: Natürlich sind alle sechs die Favoriten auf den Sieg, schließlich treten die sechs besten Supermittelgewichtler gegeneinander an!
SPOX: Aber es gibt ein paar guter Leute, allen voran IBF-Weltmeister Lucian Bute, die nicht dabei sind. Sind es wirklich die sechs Besten?
Kessler: Absolut!
SPOX: Zurück zu meiner eigentlichen Frage: Inwiefern ist die Situation ungewohnt?
Kessler: Naja, Druck gibt es immer, umso mehr weil Europa derzeit mit 2:0 gegen die USA führt. Aber nach 43 Profikämpfen würde ich schon sagen, dass ich mich mit Druck ganz gut auskenne.
SPOX: Was reizt Sie eigentlich an der Idee dieses Turniers? Warum haben Sie ohne Zögern zugesagt?
Kessler: Das Turnier ist eine tolle Geschichte, weil wirklich jeder Boxer seine Qualitäten hat. Jeder Kampf wird ein großer sein.
SPOX: Aber ein gewisses Risiko ist damit auch verbunden...
Kessler: Aber genau das macht einen als Champion doch aus! Dass man stets gegen die Besten antritt. Ich bin froh, dass ich in diesem illustren Feld meine Klasse unter Beweis stellen kann.
SPOX: Das Geld, das Sie dabei verdienen werden, sollten wir aber nicht vergessen. Schließlich hatten Sie nach ihrer Niederlage gegen Joe Calzaghe 2007 nur noch drei Kämpfe, und die gegen relative No-Names. Ist das endlich ihre Chance auf Ruhm und Reichtum?
Kessler: Absolut richtig. Wer dieses Turnier gewinnt, wird auf der ganzen Welt ein Superstar sein. Und obwohl es hart wird, glaube ich an meine Chance auf den Gesamtsieg.
SPOX: Sprechen wir über ihren Stil: Laut Markus Beyer, den sie vor drei Jahren übel verprügelt haben, schlagen Sie "wie ein Pferd". Ist die Schlagkraft ihre größte Stärke?
Kessler: Ich erinnere mich gut an diesen Kampf. Der war richtig gut. Markus war ein echter Champion, aber an diesem Abend war ich einfach besser. Ich kann sicherlich hart zuschlagen, aber so eindimensional sehe ich mich eigentlich nicht. Auch meine Erfahrung und meine Technik helfen mir, meine Kämpfe zu gewinnen.
SPOX: Und wie steht es mit Ihren Nehmerqualitäten? Beyer sagte auch, dass er Sie für verwundbar hält, wenn man Sie mit Körpertreffern bearbeitet...
Kessler: Nein, da stimme ich nicht zu...
SPOX: Noch ein Wort zu ihrem ersten Gegner: Was wissen Sie über Andre Ward?
Kessler: Er ist ein Techniker, ein sehr begabter Boxer, der zudem 20.000 Fans in seinem Rücken haben wird. Das wird nicht leicht, aber ich bin absolut überzeugt, dass ich gewinnen werde.
SPOX: Sind Sie gut vorbereitet?
Kessler: Nach meinem Kampf gegen Gusmyr Perdomo habe ich nur kurz pausiert. Körperlich war ich deshalb schon früh in einer sehr guten Verfassung. In den letzten Wochen bis zum Kampf habe ich die Taktik in den Vordergrund gestellt.
SPOX: Warum boxen Sie eigentlich in den USA? Als Champion hätten Sie doch sicher auf einem Heimspiel bestehen können?
Kessler: Ich habe schon in Deutschland, Wales und Australien gekämpft. Wenn man ein wahrer Champion ist, dann beweist man seine Klasse auch in feindseliger Atmosphäre. Und genau das werde ich am 21. November tun.